Der Zwergwidder vereint zwei wesentliche Merkmale: Hängeohren und Zwerggrösse. Entstanden ist die Rasse 1952 aus der Verpaarung eines Farbenzwerges mit einem Französischen Widder. Gemeinsames Merkmal der Widderkaninchen sind die seitwärts herabhängenden Ohren. Ihren deutschen Namen haben die Widderkaninchen von der typisch gewölbten Form des Kopfes (Rammsnase), die im Profil der Kopfform eines männlichen Schafes gleicht. Durch den etwas heraufgezogenen knorpligen Ohrenansatz entsteht auf dem Kopf eine kleine Wulst, die sogenannte Krone. Die Ohren sollen mit der Öffnung nach innen frei herabhängend (Hufeisenbehang) getragen werden. 

Junge Widderkaninchen haben zunächst Stehohren, erst im Laufe des Wachstums ab der vierten bis sechsten Lebenswoche oder später kippen die Ohren. Die nun herabhängenden Ohren mit einer Spannweite von 26 bis 30 Zentimetern sind für die Zwergwidder charakteristisch. Der markante Widderkopf ist kurz und kräftig mit breiter Stirn und Schnauze. Das Idealgewicht eins Zwergwidders beträgt 1,85 bis 2,1 Kilogramm. Zwergwidder sind die kleinste Widderrasse und sind ähnlich den Farbenzwergen in einer Vielzahl von Farben bekannt. Sie tragen im Gegensatz zu den Farbenzwergen und Hermelin nicht den Zwergfaktor.

Seit 35 Jahren anerkannt
In der Schweiz sind die Zwergwidder seit 1965 anerkannt. Gezüchtet werden die Zwergwidder zurzeit in 13 Farbenschlägen. Dazu kommen noch die Mantelschecken die in allen Farben ausser Rhön, Siam, Blau und Rotauge gezüchtet werden können. Alle Farben sind reinerbig bis auf Siam, Eisengrau und die Schecken-Tiere, die spalterbig sind. Somit steht jeder Züchterin und jedem Züchter von Zwergwiddern eine grosse Auswahl zur Verfügung. Weitere Farbenschläge wie Weiss Grannen und Chinchilla befinden sich aktuell im Aufnahme­verfahren. 

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Eine besondere Herausforderung ist die Scheckenzeichnung. Dabei wird eine Mantelzeichnung verlangt. Das heisst, die entsprechende Zeichnungsfarbe soll geschlossen den sichtbaren Körper bedecken, ausgenommen eine weisse Brust und weisse Schulterflecken.Die Kopfpartie inklusive Krone und Behang ist mit der Zeichnungsfarbe bedeckt (Ausnahme: ein weisser Stirnfleck). Die Maske überdeckt die ganze Schnauzenpartie und erfasst die Unterlippe. Der Vorteil dieser Scheckenzucht ist, dass man die vollfärbigen Tiere ebenfalls ausstellen kann. Die ergibt sich aus der Spalterbigkeit die sich je in ein Drittel Schecken, Vollfarbige und Weisslinge aufteilen.

Madagaskarfarbe gibt zu reden 
Die Zwergwidder-Züchter sind seit 1969 in einem schweizerischen Klub vereint. Zurzeit weist dieser 230 Mitgliedschaften aus. Aufgeteilt ist der Klub in sechs Untergruppen, vom Wallis bis in die Ostschweiz. Präsidiert wird er von Alwin Hitz aus dem zürcherischen Stäfa. Jedes Jahr führt der Klub eine schweizerische Ausstellung durch. Erkoren werden die Sieger in den Farbenschlägen, dazu gibts jeweils einen Sieger in den Kollektionen und Stämmen. Selbstverständlich kommen als Krönung noch ein Rassensieger und eine Rassensiegerin dazu. Die stärksten Vertreter der Farbenschläge sind die Schwarzen, Grauen und Madagaskarfarbenen. Dringend könnten die Havanna und die Fehfarbenen neue Züchter gebrauchen. 

Qualitativ und typmässig befinden sich die Zwergwidder auf einem sehr hohen Niveau. Grössere Probleme gibt es allerdings noch bei der Fellstruktur: teilweise zu lange Deckhaare (ideal wären 28 bis 30 Millimeter), zu wenig oder zu viel Unterwolle, die ein langsames Schliessen der Deckhaare verhindern, und Absetzer am Ende der
Rückenpartie. 

Reichlich Diskussionstoff liefert regelmäs­sig die Madagaskarfarbe. So klagen diverse Züchter über höchst unterschiedliche Bewertungen. Stein des Anstosses ist dabei insbesondere die Berussung. So kann die Madagaskarfarbe teilweise kaum von der gelben Farbe unterschieden werden. Oder es werden aber hohe Punktzahlen vergeben, obwohl an der Maske oder an den Flanken kaum Berus­sung zu sehen ist.

In Züchterkreisen wird denn auch gemunkelt, dass je nach Region eher helle oder dunkle Exemplare bevorzugt würden. Und als besondere Herausforderung kann das Ausstellen einer reinen Scheckenkollektion bezeichnet werden. Die jeweiligen Züchter verdienen für diese grosse Leistung eine besondere Anerkennung.

Alle Widder unter einem Dach
Einer, der sich besonders gut mit den Zwergwidder-Kaninchen auskennt, ist Beda Bruggmann aus Uzwil SG. Seit 1972 züchtet er Zwergwidder in den Farben Madagaskar und Grau. Mittlerweile hat er sich dem neuen Farbenschlag Weiss Grannen angenommen. Auch in diesem Jahr sind seine Ställe gut gefüllt und von guter Qualität. Der erfahrene Züchter teilt die erwähnte Kritik über die uneinheitliche Bewertung der Madagaskarfarbigen. Er sei jedes Mal unsicher, ob er besser die etwas zu hellen Kaninchen oder aber die mit Berussung einliefern sollte.

Trotz dieser Herausforderung bleibt Bruggmann ein begeisterter Zwergwidder-Züchter und konnte in den letzten Jahren zahlreiche Erfolge feiern. Besonders erfreut war er über die Siege an der Heimausstellung vor zwei Jahren in Uzwil, als er mit seinen Madagaskar und Grauen den Gewinner stellen konnte. Auch in diesem Jahr ist er bereit und wird zusätzlich einen Stamm Weiss Grannen ausstellen.

Ende November ist es wieder so weit. In Riggisberg BE werden rund 550 Zwergwidder zur Klubschau erwartet. Und schliesslich werden sich die Widderzüchter bereit machen für die grosse Jubiläumsausstellung 2020 in Stäfa – mit allen Widder-Kaninchen unter einem Dach. Dabei werden die Zwergwidder-Züchter, die sich auf einem guten Weg befinden, besonders gefordert sein.