Lange stand Helena Dbalý vor einem Dilemma, das viele Katzenhalter kennen: Sie wollte ihre Katze gerne nach draussen lassen, sie andererseits aber auch nicht allzu grossen Gefahren aussetzen. Zwei Wünsche, die sich zumindest in dicht besiedelten Gebieten kaum vereinbaren lassen. «Alle meine Freigängerkatzen habe ich sehr früh verloren – entweder wurden sie überfahren oder sie kamen einfach nicht mehr nach Hause und ich blieb über ihr Schicksal im Ungewissen», sagt Dbalý, die gemeinsam mit ihrem Partner sowie dem Abessinierkater Faramir, Burmakater Plato und dem Mischlingsrüden Lasky bei Basel lebt.

Tatsächlich leben Freigänger gefährlich: Abgesehen von Autos können Hunde und Katzenhasser, aber auch (landwirtschaftliche) Gifte oder Mähmaschinen schuld daran sein, wenn eine Katze verschwindet. Revierkämpfe unter Katzen enden zum Teil blutig, zudem können durch die Bisse Keime und Infektionskrankheiten übertragen werden. Bei wertvollen Rassekatzen besteht auch die Gefahr, dass sie gestohlen werden.

Eine individuelle Lösung ist gefragt
Helena Dbalý, die in der Szene auch als «Erfinderin des Katzenfummelbrettes» bekannt ist, hatte die Nase voll. Ausschliesslich im Haus halten wollte sie ihre Katzen aber auch nicht. «Ich kenne inzwischen einige Katzenhalter, die ihre Tiere nur drinnen halten, obwohl sie sogar einen Garten haben. Das ist so schade, denn es tut Katzen einfach enorm gut, draussen zu sein. Sie spüren Wind und Sonne, können Insekten und Vögel beobachten, im Gras auf die Pirsch gehen, schlicht ihre natürliche Verhaltensweise zeigen – das alles fördert die physische und psychische Gesundheit der neugierigen Jäger. Und auch einen kleinen Garten oder ein Aussengehege kann man mit ein bisschen Fantasie in einen schönen Naturspielplatz verwandeln.»

Dbalý entschloss sich, ihren kleinen Reihenhausgarten katzensicher einzuzäunen. Das ist rund 15 Jahre her – inzwischen hat die 53-Jährige nach langer Recherche die Vor- und Nachteile verschiedener Systeme kennengelernt. Ihr Fazit: Wie viel und welchen Zaun man braucht, hängt stark von den lokalen Gegebenheiten, aber auch von der individuellen Katze ab. Während eine gemütliche Perserkatze, die den Grossteil ihres Lebens in der Wohnung verbracht hat, oft kaum Interesse an der Welt auf der anderen Seite des Gartenzaunes zeigt, wird ein erfahrener Freigänger, ein unkastrierter Kater oder ein siamesischer Kletterkünstler jedes Schlupfloch nutzen.

Alle Schlupflöcher schliessen
Als Erstes erprobte Helena Dbalý einen elektrifizierbaren «Cat Fence Zaun», bei dem der Stromschlag etwa 30 Mal schwächer ausfällt als bei einem Weidezaun. So ein Zaun ist schnell aufgestellt und portabel. Allerdings muss er möglichst frei stehen und stellt für Ausbruchskünstler kaum ein echtes Hindernis dar – sie kriechen drunter durch, springen drüber und lernen oft auch zu hören, wann der Strom an ist und wann nicht. «Bei uns hat das System nur so lange funktioniert, bis ein neuer Kater einzog – heute würde ich es gar nicht mehr anschaffen, da es sichere Varianten ohne Strom gibt.»

Ebenfalls mit Strom arbeiten die sogenannten «unsichtbaren Zäune». Rund um den Garten wird ein Draht im Boden verlegt. Die Katze trägt ein Halsband, das ihr in der Nähe des Drahtes Strafreize von unangenehmen Tönen bis hin zum Elektroschock verabreicht. Da das für die Tiere oftmals enormen Stress bedeutet, ist die Anwendung solcher Systeme hierzulande verboten.

Auch einen hohen, ausbruchsicheren Zaun darf man – abhängig von der Höhe und den regionalen Bestimmungen – oft nur mit Einwilligung des zuständigen Bauamtes und der Nachbarn aufstellen. Geeignet sind zum Beispiel stabile 1,80 bis 2 Meter hohe Maschendrahtzäune und Doppelstabmatten mit Metallpfosten, da diese weniger zum Klettern einladen als Holzzäune. Bereits vorhandene Umzäunungen lassen sich oftmals nach oben verlängern. Als wichtige Absicherung dienen zum Beispiel glatte, breite Plexiglasstreifen oder nach innen gerichtete Kunststoffröhren am oberen Rand, man kann den Zaun aber auch nach innen abwinkeln.

Bei gewieften Ausbrechern kann es notwendig sein, mit einem Stromband zu sperren. Da einige Katzen gerne buddeln, sollte der Zaun ein gutes Stück in die Erde versenkt werden. Mit Rank- und Kletterpflanzen wie Staudenwicke, Kapuzinerkresse und Wildem Wein lässt sich die Absperrung relativ schnell in eine attraktive grüne Wand verwandeln – dieses Argument überzeugt oft auch die Nachbarn. Wichtig: keine giftigen Gewächse wie Efeu verwenden und auch nicht solche, deren Stämme richtig dick werden und dann als Leiter dienen.

«Katzen können die Höhe eines Zaunes schlecht einschätzen, wenn es keine Fixpunkte gibt, an denen sie sich orientieren können. Sie trauen sich dann in der Regel nicht, einfach ins Leere zu springen. Unser Kater hat unseren kleinen Gartenzaun nach unserem Umzug 2010 problemlos akzeptiert, bis der Nachbar ein Gartenhäuschen am Zaun gebaut hat. Es dauerte keine zwei Stunden, dann war Plato weg», sagt Helena Dbalý. Der Burmese liess sich zum Glück problemlos wieder einfangen, suchte aber auf besagter Zaunseite danach immer wieder nach Schlupfwinkeln. «Das hat dazu geführt, dass unser Zaun an dieser Seite inzwischen 1,80 Meter hoch ist, während die Kater auf der anderen Seite, die nur 1,23 Meter hoch ist, noch nie die Flucht versucht haben.»

Am sichersten sind Gehege
Beliebte Fluchtwege sind neben Gartenhäuschen, Garagendächern und Gartentörchen auch Bäume. Diese kann man entweder umsetzen oder die Katze mit speziellen Abwehrgürteln, die am Stamm befestigt werden, am Hochklettern hindern. Wer noch mehr Ausbruchsicherheit braucht – zum Beispiel, weil er Zuchtkatzen hat und nicht nur verhindern will, dass seine Tiere den Garten verlassen, sondern auch, dass andere Katzen zu Besuch kommen –, baut oder kauft am besten ein Aussengehege mit Dach, das das Entwischen so gut wie unmöglich macht.

Wer handwerkliches Geschick mitbringt, kann selber mit Holz und stabilem Maschendraht und Katzennetzen ans Werk gehen – abhängig von der Grösse braucht man auch hier eine Baugenehmigung. Für alle anderen gibt es inzwischen ein vielfältiges Angebot von kleinen mobilen Gehegen, die nur aus einigen Tunneln und Mini-Spielzimmern bestehen, bis zu grosszügigen Katzenzwingern in diversen Materialien, Farben, Ausführungen und Grössen. Gerade bei kleineren Anlagen ist es wichtig, dass die Katze entweder ständig beaufsichtigt wird oder durch eine Katzentür oder einen Tunnel einfach zurück ins Haus kann, damit sie nicht unfreiwillig in der prallen Sonne oder im Regen sitzen muss.