Als Bällchen, Mäuschen, Wedel, Angel – so kennen die meisten Katzenhalter Spielzeug für ihre Vierbeiner. Und sie bringen es immer wieder gerne vom Einkauf mit, um ihrer verwöhnten Diva ein Geschenk und eine Freude zu machen. Mit Glück wird das Präsent gnädig angenommen, ein paar Mal danach gepfötelt und dann ­missachtet, wie all die anderen Spielsachen. «Meine Katze will einfach nicht spielen», klagt so mancher Mensch. Sie will schon, aber es reicht eben nicht, ihr ein Mäuschen oder Bällchen hinzulegen. Die Katze will gefordert werden, denn Spiel ist für sie, anders als für den Zweibeiner, nicht nur reine Unterhaltung.

Die Samtpfoten brauchen Beschäftigung für ihren wachen Geist und ihren Sportlerkörper. Als Jägerin würde sie naturgemäss viele Stunden mit der Beutesuche verbringen und sich dabei auch körperlich anstrengen. Sie würde Abenteuer und Gefahren erleben, kämpfen und soziale Kontakte pflegen. Vieles davon entfällt für Tiere, die in menschlicher Obhut leben, vor allem, wenn sie ausschliesslich in der Wohnung gehalten werden.

Die Erfindung des Fummelbretts
Für diese Katzen ist Spielen besonders wichtig, um den angeborenen Jagdinstinkt ausleben zu können. Und wer genau hinsieht, wird bemerken, dass die Abläufe bei der Jagd und beim Spiel identisch sind: suchen, belauern, anschleichen und dabei jegliche Deckung nutzen, der Beutesprung und das Fangen per Maul oder Pfoten – das alles kommt bei der Jagd und im Spiel vor. Sichtbar Spass haben die kleinen Jäger am Beutetragen, am Los- und Entkommen lassen, Werfen der Beute, Wiederauffangen und am Herauspföteln aus Löchern, Ritzen und Spalten.

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Katzenfummelbretter sind einfach selber zu machen.
Bild: zVg

Auf solche angeborenen Verhaltensweisen ausgerichtet ist ein Spielzeug mit dem Namen «Katzenfummelbrett», das – kein Wunder –  einen wahren Siegeszug durch die Katzenwelt angetreten hat. Erfinderin dieser Spielstation für Samtpfoten ist Helena Dbalý aus Bottmingen BL. Die Katzentrainerin, selbst Halterin von zwei Katern, erinnert sich: «Um meinen Katzen die Jagd nach Beute auch in der reiz­armen Wohnung zu ermöglichen, versteckte ich Leckerchen an verschiedenen Stellen im Haushalt. Bald fand ich das unhygienisch und füllte die Beutestücke in eine Eierschachtel. Mein emsig mit den Pfoten fummelnder Kater gab rasch frustriert auf, da die Schachtel immer wegrutschte. Kurzerhand klebte ich sie auf einem Kartonboden fest und mein Kater konnte rasche und häufige Jagderfolge verbuchen. Später verschmolz ich spielerisch das Wort ‹Fummeln› mit dem so wichtigen ‹Brett› und es entstand der Begriff ‹Katzenfummelbrett›.»

Spielen tut der Beziehung gut
Dass dieses Spielzeug, das Helena Dbalý in Zusammenarbeit mit einem Hersteller für Heimtierbedarf dann auf den Markt gebracht hat, so oft kopiert wird und so beliebt ist, erklärt sie so: «Damit Katzen lernen, auch nach unbewegter Beute zu jagen, werden hohe Anreize benötigt.» Zum einen muss die Neugier der Tiere geweckt werden, zum anderen suchen sie gerne nach Reizen, die das Pföteln auslösen. «Allgemein werden Katzen von Löchern und Spalten im Boden magisch angezogen. Und da bietet ein Katzenfummelbrett viele passende Situationen in verschiedenen Varianten», sagt Dbalý, die mittlerweile auch ein Buch über Katzenspiele herausgebracht hat.

Ein weiterer Vorteil des Fummelbretts sei, dass sich «an diesem Spiel auch alte und behinderte Tiere beteiligen und im eigenen Tempo etwas fangen können, die in der Natur längst keine Beute mehr machen würden».Wer gerne selber bastelt, kann seinem Stubentiger auch mit einer eigenen Kreation eine Freude machen. Die Fummelbrett­erfinderin bietet auf ihrer Website diverse Anleitungen für Spielzeug, das sich mit wenigen Handgriffen aus Alltagsgegenständen wie Kartons, Innenteilen von Papierrollen oder Waschpulverkugeln herstellen lässt.

Auf die Frage, wie viel Spiel die Katze denn brauche, sagt die Fachfrau für Katzenanimation: «Ideal sind mehrere kleine Spieleinheiten am Tag. Angepasst an den Aktivitätsrhythmus der Katze sollte eine Spieleinheit rund 15 Minuten dauern. Und längere Pausen zwischen den Spieleinheiten sind wichtig, damit das Tier sich ausreichend ausruhen und das Erlebte gut verarbeiten kann.»

Aber auch so mancher Freigänger will gerne noch beschäftigt werden. «Durch die Abenteuer des Beutefangs und die wechselnden Umweltreize hat ein Freigänger zwar meistens weniger Spielbedürfnis», sagt Dbalý. «Jedoch sieht ein Halter beim täglichen Spiel, wie es der Katze geht und ob sie gesund ist.» Eine plötzliche Veränderung des Spielbedürfnisses könne auf ein medizinisches Problem hindeuten. «Ausserdem macht gemeinsames Spielen Spass und intensiviert die Beziehung.»

Allerdings ändere sich das Spielverhalten im Laufe eines Katzenlebens, sagt die Halterin der beiden Kater «Faramir» und «Plato». «Ausgewachsene Tiere haben nicht mehr den grossen Bewegungsdrang von jungen Kätzchen, sie setzen mehr auf Erfahrung, Geschicklichkeit und Köpfchen.» Betagte Katzen seien dafür äusserst ausdauernd beim spannungsreichen Beobachten «und sie geniessen das Spiel ganz besonders wegen der Aufmerksamkeit, die sie erhalten. Hier steht der ruhige, spielerische, soziale Kontakt zu ihrem Menschen im Vordergrund», sagt Dbalý.

Hauptsache, es weckt den Jagdinstinkt
Darüber hinaus spiele aber auch eine Rolle, ob ein Tier einzeln oder in der Gruppe lebt, denn «Einzeltiere haben andere Spiel- und Kontaktbedürfnisse als Katzen, die mit Artgenossen leben». Ebenfalls wichtig zu wissen: Kater verhalten sich im Spiel- und Sozialverhalten oft ruppiger als Kätzinnen, das kann sogar zu Missverständnissen und Angst führen, wenn ein Sensibelchen auf einen Rabauken trifft.

Viele Katzenfreunde kaufen gerne buntes Spielzeug, das dem menschlichen Auge gefällt und sind enttäuscht, wenn die Mieze sich nur wenig oder gar nicht dafür interessiert. Helena Dbalýs Erklärung: «Entscheidend für dauerhaftes Interesse der Katze an einem Spielzeug ist der richtige Umgang damit. Hohe Reize bietet man seinem Stubentiger, wenn man seinen Jagdinstinkt anspricht.» Ideal dafür sind kleine schnelle Bewegungen von der Katze weg, die abwechselnd mit Bewegungen im Zeitlupentempo kombiniert werden.

Das kann man mit gekauftem Spielzeug machen, aber auch mit Gegenständen, die in jedem Haushalt vorhanden sind. Führt man beispielsweise eine Schnur um ein Hindernis und lässt sie dann aus dem Gesichtsfeld der Katze entschwinden, wird der Reiz, das Schnurende zu verfolgen, enorm ansteigen. Auch ein Tuch über das vom Halter bewegte Spielzeug gelegt, wirkt unwiderstehlich, weil es die Beute verbirgt. Viele Katzen spielen ungemein gerne mit harten Teigwaren, die es ja in variablen Formen gibt.

Ein Seniorkater kann sich an einem Korken, der in einer mit Wasser gefüllten Schale schwimmt, kaum sattsehen und wird vielleicht spielerisch danach pföteln. Ebenfalls können Geräusche wie Kratzen, Rascheln oder leises Fiepen das Jagdfieber auslösen. Aber: «Katzen sind auch frustanfällig», mahnt die Spielexpertin. «Sie verlieren schnell die Lust, wenn sich nicht rasche Beuteerfolge einstellen. Deshalb ist es wichtig, das Tier bei Jagdspielen gewinnen zu lassen.» Gabriele Müller

www.katzenfummelbrett.ch

Buchtipp:
Helena Dbalý und Stefanie Sigl: «Das Spielebuch für Katzen»
Taschenbuch, 110 S.
Verlag: Cadmos
ISBN 978-3-86127-133-8
ca. Fr. 30.–