Die erste halbe Stunde geht es meistens gut. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Augen tränen, die Nase juckt und läuft und es im Hals zu kratzen beginnt. Für viele Allergiker werden Besuche bei Katzenhaltern zur Tortur, was nicht selten vorkommt, da die Katze das beliebteste Haustier ist. Daher sucht die Forschung schon seit Langem nach Lösungen. Ein Patentrezept ist bisher aber Fehlanzeige.

Das Tückische ist, dass man nie weiss, was passiert. Während man auf die eine Katze so gut wie gar nicht reagiert, wird man von der anderen binnen Minuten in die Flucht geschlagen. Denn die einen produzieren mehr, die anderen weniger Allergene, was genetisch bedingt ist. Von einem Tier zum nächsten kann die Allergenfreisetzung so um das Hundertfache grösser sein.

Die Annahme, dass bestimmte Rassen wie die Devon Rex, die Sibirische Langhaarkatze und die Sphinx weniger allergen sind, wurde unlängst widerlegt. Stattdessen ist das Geschlecht ausschlaggebend, wie Münchner Wissenschaftler herausfanden. «Die Haare der männlichen Katzen haben einen höheren Allergengehalt als die der weiblichen Katzen. Wenn man Kater kastriert, nimmt der Allergengehalt der Haare um 50 Prozent ab, kastriert man weibliche Katzen, hat dies keinen Einfluss auf die Allergenfreisetzung», erklärt Jeroen Buters vom Zentrum Allergie & Umwelt (ZAUM) in einem Interview in «Mein Allergie-Portal». Und wenn die Samtpfoten erst in die Pubertät kommen, wird es noch schlimmer, denn dann kommen die Hormone ins Spiel und der Allergengehalt steigt an.

Schuld sind nicht die Haare
Dennoch könne man nicht pauschal sagen, dass Katzen unproblematischer seien als Kater. Es kommt darauf an, wie viele Allergene freigesetzt werden, was unter anderem damit zu tun hat, wie stark eine Katze haart. Denn dadurch verbreiten sich die Allergene schnell in der ganzen Wohnung, landen auf Möbeln und Wänden und lassen sich mitunter auch dann noch nachweisen, wenn schon seit bis zu drei Jahren keine Katze mehr im Haus lebt.

Übrigens spricht man heutzutage von einer Katzenallergie und nicht mehr von einer Katzenhaarallergie. Das liegt daran, dass die Haare zwar offensichtlich eine zentrale Rolle spielen, sie aber nicht der Verursacher sind. Denn die Allergene tummeln sich an mehreren Orten, unter anderem im Urin, im Speichel, in der Tränenflüssigkeit und in Hautschuppen. Das Hauptallergen «Fel d 1», das bei mindestens 80 Prozent der betroffenen Allergiker die Symptome auslöst, befindet sich allerdings vor allem in den Talgdrüsen der Katze. Diese befinden sich wiederum an der Haarwurzel. Und der von den Drüsen produzierte Talg, das Fett, gelangt sehr schnell auf Haut und Haare und damit in die Umwelt.

Da die wenigsten Tierfreunde auf ihren geliebten Vierbeiner verzichten möchten – allein hierzulande sind rund 800 000 Menschen betroffen –, suchen Forscher weltweit nach Lösungen. In München ist man auf dem richtigen Weg, nur hapert es an der Umsetzung. Das Team um Jeroen Buters hat einen Test erfunden, der ermittelt, wie viele Allergene eine Katze freisetzt. Die Krux liegt im Preis. Laut Buters wäre der Test schon längst auf dem Markt, würde er nicht mehrere 100 Euro kosten. Und da, wie bereits erwähnt, auch die Pubertät eine Rolle spielt, funktioniert er nur bei ausgewachsenen Katzen. Wer sich ein Büsi anschaffen möchte, tendiert aber eher zum Jungtier.

Auch das Universitätsspital Zürich ist an der Sache dran und wollte schon längst eine Impfung für Katzen herausbringen. Die Tiere sollen gegen ihr körpereigenes Protein «Fel d 1» geimpft werden, wodurch die Allergenmenge reduziert würde. Die Forschung wird sich aber noch mindestens zwei weitere Jahre hinziehen.

Ebenso ergeben die häufig propagierten Anti-Allergen-Shampoos laut Buters wenig Sinn. Die Allergene würden sich lediglich herauswaschen und wären nach wenigen Tagen wieder da. Da kann Martina Schybli vom Schweizer Tierschutz STS nur zustimmen: «Aus meiner Sicht ist die Anwendung von Katzenshampoos nicht sinnvoll, denn Fel d 1 wird auch mit dem Speichel ausgeschieden. Dazu kommt, dass Katzen Wasser meist nicht gerne mögen, ein Shampoo erscheint mir deshalb auch für das Tier nicht angenehm.»

Allergenbelastung lässt sich reduzieren
Bleibt noch die Option der spezifischen Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt. Dabei bekommt der Katzenhalter in der Regel mehrere Jahre lang «Fel d 1» verabreicht, sodass sich der Organismus im besten Fall an das Allergen gewöhnt. «Es gibt zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie zeigen. Dies insbesondere für die Insekten-, Pollen- und Hausstaubmilbenallergie», sagt Sereina des Zordo, Beraterin bei aha! Allergiezentrum Schweiz. Bei der Tierallergie fehlen jedoch noch gute wissenschaftliche Daten, welche die Wirksamkeit bestätigen. Im Einzelfall lassen sich aber Erfolge erzielen. Die sicherste Methode bleibt gemäss der Fachfrau weiterhin, das Allergen zu vermeiden, sprich für die Katze ein anderes Zuhause zu finden.

Häufiges Staubsaugen mit einem sogenannt allergiefreundlichen Gerät, das Entfernen von Teppichen und jeglicher Art von Staubfängern, Händewaschen nach jedem Tierkontakt, der Einsatz von waschbaren Überzügen für Polster und Sitzmöbel und  tägliches feuchtes Reinigen der Böden kann die persönliche Allergenbelastung reduzieren. Und wer nur gelegentlich Kontakt zu den Stubentigern hat, kann vor dem Besuch eines Katzenhaushalts Antihistaminika einnehmen – was aber keine dauerhafte Lösung ist.

So erkennen Sie eine Katzenallergie
Die Nase juckt und läuft. Die Augen röten sich und tränen. Oft folgt Husten- und Niesreiz sowie eine nasale Stimmlage. Hals und Rachen kratzen häufig und im schlimmsten Fall kann es zu einem Asthmaanfall kommen. Ausserdem kann ein Hautkontakt zu Ausschlägen führen. Alles in allem klingen die Symptome der Katzenallergie sehr ähnlich wie die von anderen Allergien. Sereina de Zordo erklärt, warum das so ist und woran man eine Katzenallergie erkennt: «Die Katzenallergie gehört zu den Atemwegsallergien. Das bedeutet, Allergene werden über die Luft übertragen, und durch den Kontakt mit den Atemwegen – seien es Nase, Rachen, Bronchien und Lungen – führen diese zu Beschwerden. Die Symptome einer Pollen-, Hausstaubmilben-, Schimmelpilz- oder eben Tierallergie sind sehr ähnlich. Wichtig ist es deshalb, zu beobachten, ob die ?Symptome etwa saisonal oder ganzjährig, hauptsächlich in der Nacht oder in Innenräumen auftreten. Allergietests geben Aufschluss über mögliche Auslöser.»