«Komm her, Babeli, buss, buss, buss.» So oder ähnlich tönt es, wenn Katzenhalter versuchen, ihre Büsi anzulocken. Oft geschieht dies allerdings mit durchzogenem Erfolg. Während einige Katzen zwar sofort Öhrchen und Schwanz aufstellen und tatsächlich freudig angelaufen kommen, um sich ihre Streicheleinheit abzuholen, zeigen sich andere von den Rufen vollkommen unbeeindruckt. Bei manchen Katzen fragt man sich sogar, ob sie überhaupt merken, dass sie jemand ruft. Sämtliche Versuche, die Katze dazu zu bringen, auf ihren Namen oder überhaupt auf irgendeinen Laut zu reagieren, scheitern.

Dabei sollte eine Katze eigentlich in der Lage sein, die Stimme ihrer Besitzerin oder ihres Besitzers zu erkennen und sie von Stimmen fremder Menschen zu unterscheiden. Zu diesem Schluss kam die japanische Forscherin Atsuko Saito in einer 2013 veröffentlichten Studie, die in den Medien einige Beachtung fand. Saito spielte den am Experiment teilnehmenden Katzen Aufnahmen vor, auf denen ihre Besitzer sowie unbekannte Personen zu hören waren, die ihren Namen riefen. Bei der Stimme der Besitzer reagierten die Versuchs-Katzen vermehrt – vor allem mit Bewegung des Kopfes und der Ohren. Wenn eine Katze ihre Besitzer ignoriert, so könnte man davon ausgehen, dass sie schlicht noch nicht gelernt hat, dass es sich lohnt, dem Ruf Folge zu leisten. Eine erfahrenere Katze hingegen kennt die Abläufe und die erstrebenswerte Belohnung und kommt, wenn ihr Name gerufen wird. Manch eine Katze kommt sogar nicht nur, wenn ihr richtiger Name gerufen wird, sondern erkennt auch diverse Kosenamen. 

Ob diese Katzen aber tatsächlich auf die verschiedenen Namen oder einfach nur auf die ihr bekannten Stimmen reagieren, das versucht Atsuko Saito derzeit herauszufinden. «Unsere neusten Experimente deuten darauf hin, dass Katzen ihren Namen von anderen Wörtern gleicher Länge unterscheiden können», sagt die Forscherin. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels waren die Ergebnisse allerdings noch nicht fertig ausgewertet.

Eine Frage der Motivation
Ähnlich sieht dies der bekannte Katzenforscher Dennis Turner: «Katzen sind sehr lernfähige Tiere – wenn sie dazu motiviert sind. Sie lernen, unsere Stimmen zu erkennen und auf bestimmte Lautäusserungen, einschliesslich ihres Namens, zu reagieren.»

Will man einer Katze ihren Namen beibringen, so ist es laut Turner wichtig, ihn immer in der gleichen Tonlage auszusprechen und das Büsi bei erfolgter Reaktion mit ein paar Streicheleinheiten zu belohnen. Ob man Erfolg hat oder nicht, habe nichts mit der Intelligenz des Tieres zu tun, sagt der Katzenexperte. «Es ist eine Sache der Motivation – der Bereitschaft zuzuhören und zu reagieren. Und solche Reaktionen werden von uns meistens mit vermehrter Aufmerksamkeit belohnt und deshalb gelernt.» 

Dies funktioniert nicht nur mit dem Namen, sondern auch mit anderen Lautäus­serungen. So sind hohe, zischende Geräusche und Wörter wie «bss, bss» oder «miez, miez» besonders beliebt. Das kommt nicht von ungefähr: «Katzen reagieren auf Zischlaute, weil sie meistens auf einer höheren Frequenz liegen, wie auch Mäusepiepsen», sagt Turner. Daran liegt es wohl auch, dass der Volksmund sagt, dass Katzennamen mit «i» wie «Mimi»oder «Miezi» erfolgversprechender sind. «Darüber kenne ich noch keine wissenschaftlichen Studien, doch es würde mich nicht überraschen», sagt Turner. «Verschiedene Vokale werden mit unterschiedlichen Frequenzen geäussert und das Katzenohr nimmt höhere Frequenzen besser wahr.»