Jeder Katzenhalter, der sein Tier gesund ernähren will, stösst früher oder später auf den Begriff Taurin. Menschen etwa, die ihr Büsi aus Gewissensgründen vegetarisch ernähren wollen, stehen vor dem Problem, dass in pflanzlicher Nahrung kein Taurin enthalten ist. Und auch beim BARF, der Ernährung mit Rohfleisch und Knochen, wird viel über Taurin gefachsimpelt. Zu viel oder zu wenig? Muss ergänzt werden? Und natürlich fragen sich auch Menschen, die auf Fertigfutter aus Dosen und Tüten zurückgreifen, ob in dieser Nahrung wirklich genug Taurin enthalten ist.

Taurin wurde 1827 erstmals von den beiden Deutschen Chemikern Leopold Gmelin und Friedrich Tiedemann aus der Gallenflüssigkeit von Ochsen isoliert und zunächst Gallen-Aspargin genannt. Der heutige Begriff Taurin stammt von der lateinischen Bezeichnung für Stiergalle Fel tauri beziehungsweise vom griechischen Wort tauros für Stier und wird 1838 erstmals in der Literatur erwähnt. 

Taurin-Quellen
Fleischart, roh Taurin / 100 g

 

Rindfleisch, mager: 31,3 mg

Rinderherz: 62,5 mg

Pferdefleisch: 31,4 mg

Huhn, Brust ohne Haut: 15,9 mg

Huhn, Beinfleisch: 33,7 mg

Huhn, Herz und Leber: 117,9 mg

Ente, Beinfleisch: 178,0 mg

Pute, Brust ohne Haut: 93,2 mg

Pute, Beinfleisch: 306,0 mg

Lamm, mager : 47,3 mg

Lachsfilet: 130,0 mg

Miesmuschel: 655,0 mg

Taurin oder Beta-Aminoethansulfonsäure ist eine organische Säure mit einer Sulfonsäure- und einer Aminogruppe – und ist für Katzen von grosser Bedeutung. So ermöglicht Taurin unter anderem die Fettverdauung, stärkt das Herz, hilft bei der Regulierung der Körpertemperatur, fördert die Entgiftung und spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Gehirns. 

Blind, taub und herzkrank
Nimmt eine Katze zu wenig Taurin auf, kommt es zu Mangelerscheinungen. Allerdings dauert es ein paar Monate, bis die ersten Symptome auftreten – weswegen ein Mangel oft erst spät bemerkt wird. Häufiges Symptom ist die Erkrankung der Netzhaut, die bis zum Erblinden führen kann. Weitere Mangelerscheinungen sind Immundefizite, Hörverluste sowie Herzerkrankungen. 

Selbst die Fortpflanzungsfähigkeit der Katzen kann bei einem Taurinmangel beeinträchtigt werden. Besonders schlimm bemerkbar macht sich das bei trächtigen Katzen. Häufig sterben die Föten ab oder die Welpen werden zu früh geboren. Dabei sind sie körperlich unterentwickelt und ihr Wachstum verläuft schleppend. 

Im Gegensatz zu anderen Säugetieren können Katzen in ihrer Leber nur wenig Taurin bilden. Gleichzeitig wird bei Katzen im Darm Taurin durch Mikroorganismen abgebaut, sodass es dem Körper nicht zur Verfügung steht. Bis zu 50 Prozent des aufgenommenen Taurins geht auf diese Weise verloren. Katzen sind darum dringend auf eine regelmässige und ausreichende Zufuhr von Taurin über die  Nahrung angewiesen.

Katzen sind Beutegreifer und anders als Hunde reine Fleischfresser. Dementsprechend decken sie ihren Bedarf in der Regel aus Beutetieren oder eben Fleisch und Fisch. Das wird dann zum Problem, wenn die Tiere nicht regelmässig vom Menschen gefüttert werden oder selbst Beute machen können – also etwa bei verwilderten und Streunerkatzen, die oft hungern oder minderwertige Nahrung zu sich nehmen. Aber auch Katzenhalter, die ihr Büsi gesund ernähren und sich über die Inhaltsstoffe des Futters informieren wollen oder die eine chronisch kranke Katze haben, fragen sich, ob die verabreichte Nahrung genügend Taurin enthält. 

Die Menge an Taurin, die eine Katze pro Tag benötigt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Unter anderem spielen Alter, Gewicht und Energiebedarf eine Rolle. So haben beispielsweise Katzensenioren und säugende Katzenmütter einen erhöhten Bedarf. Auch ob Taurin über Nassfutter, Trockenfutter oder vielleicht sogar eine Maus eingenommen wird und wie das Futter verarbeitet wurde, macht einen Unterschied. 

Fleisch ist wichtigster Taurinlieferant
Die Amerikanische Futtermittelkontrollstelle AAFCO empfiehlt für Trockenfutter einen Tauringehalt von 1000 Milligramm pro Kilogramm Futter; für Nassfutter sollten es 2000 Milligramm pro Kilogramm Futter sein. In manchen Empfehlungen wird sogar die Menge von 2500 Milligramm erwähnt. Eine andere Regel besagt, dass eine Katze pro Kilogramm Körpergewicht rund 50 Milligramm verfügbares Taurin benötigt. 

Katzen sind Fleischfresser. Wer seiner Katze also rohes Fleisch füttert, sorgt grundsätzlich für eine gute Zufuhr (siehe Box). Allerdings gibt es durchaus Unterschiede bei der Art des Fleischs. Alles Muskelfleisch, darunter auch Herz, aber auch Innereien wie Leber  und Gehirn enthalten viel Taurin. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass die Maus für die Katze das  Nahrungsmittel ist. Sie enthält im Vergleich zu anderen Tieren nämlich sehr viel Taurin (rund 240 mg / 100 g Körpergewicht).  

«Roh» ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil Taurin hitzeempfindlich ist. Wenn Fleisch also gekocht oder gebraten wird, kann es zerstört werden. In Fertigfuttern, die ja erhitzt werden, muss es deshalb vom Hersteller zugesetzt werden. Auch bei der Fütterung mit selbst zubereiteter Nahrung kann es Sinn machen, Taurin dazuzugeben. Es ist in reiner Pulverform erhältlich und sollte stets mit Flüssigkeit vermischt über das Futter gegeben werden, damit es den Magen nicht reizt. Im Gegensatz zum Mangel ist eine wirkliche Überdosierung kaum möglich.

Ob das gekaufte Fertigfutter wirklich genügend Taurin enthält, lässt sich vom Katzenhalter meist nur schlecht feststellen, denn es ist nicht deklarationspflichtig und wird meist auf der Verpackung nicht extra ausgewiesen. Ein Anhaltspunkt kann dann nur die Menge und der Anteil und die Art des Proteins sein, das im Futter enthalten ist. Je mehr Muskelfleisch, Herz und Leber, desto höher ist der Tauringehalt.