Katzen sind wahre Meister der Fellpflege. Mit ihrer rauen, beweglichen Zunge und einer Menge Speichel befreien die reinlichen Samtpfoten Haut und Fell täglich von Dreck, Schuppen, losen Haaren und Ungeziefer. «Untersuchungen haben gezeigt, dass Fell und Haut gesunder Katzen fast steril, also kaum von Bakterien bevölkert sind», sagt Tierärztin Leslie Wohlgroth von der Obersee-Praxis in Altendorf SZ. Das Baden und Waschen könne man den wasserscheuen Tieren deshalb in der Regel ersparen – nötig kann die Prozedur allerdings in Ausnahmefällen werden, zum Beispiel nach starkem Durchfall.

Bei Kurzhaarkatzen kann man im Normalfall Kamm und Bürste getrost im Schrank lassen. Geniesst die Katze diese Fellpflege, spricht natürlich nichts dagegen, sie zu verwöhnen. Durch das Bürsten lässt sich zudem verhindern, dass beim Fellwechsel allzu viele Haare durch die Wohnung fliegen. Bewältigt eine Kurzhaarkatze die Fellpflege nicht mehr alleine, ist das immer ein Alarmsignal. So deuten Verfilzungen an bestimmten Stellen darauf hin, dass die Katze nicht mehr richtig beweglich ist, etwa, weil sie Rückenschmerzen hat.

Je seidiger das Fell, desto pflegeleichter
Bei Katzen mit halblangem und langem Fell sieht das ganz anders aus. Generationenlange Zuchtselektion hat Angorakatzen, Britisch Langhaar, Maine Coon, Ragdoll und anderen Rassen zwar eine wunderschöne Haarpracht beschert, aber auch dazu geführt, dass diese Katzen bei der Fellpflege auf die Hilfe des Menschen angewiesen sind. Denn auch die geschickteste und eifrigste Katzenzunge kann kaum verhindern, dass ein langes Fell verknotet. Und Verfilzungen sehen nicht nur unschön aus, sie ziepen auch unangenehm und können diverse Hautprobleme nach sich ziehen. «Filzmatten lassen wenig Luft an die Haut, wodurch viel leichter bakterielle Entzündungen oder Pilzerkrankungen entstehen können», sagt Wohlgroth. Auch Parasiten fühlten sich im Filz wohl. Zudem passiere es  gelegentlich, dass sich Katzen beim Versuch, die unangenehmen Verfilzungen mit den Zähnen zu entfernen, selbst verletzen.

Zur schonenden und gründlichen Entfernung der Unterwolle und loser Haare empfiehlt die Veterinärmedizinerin einen sogenannten «Furminator», eine Edelstahlbürste mit engen Zähnen. Zur Massage und um unwillige Katzen sanft an die Pflege zu gewöhnen, eignen sich Gumminoppenhandschuhe und -bürsten.

Wie oft man seine Katze bürsten muss, hängt von der Rasse, der individuellen Veranlagung und der Jahreszeit ab. Bei Persern und Norwegischen Waldkatzen, deren Fell besonders zu Verfilzungen neigt, kann das täglich notwendig sein, während man bei Halblangrassen wie Raga Muffins und Javanesen mit zwei bis drei Pflegeeinheiten pro Woche auskommt. Generell gilt: Je feiner und seidiger das Fell, desto pflegeleichter.

Achtung Fellknoten
Besonders ausgiebig bürsten sollte man in der Zeit des Fellwechsels, also im Herbst und im Frühling. Denn bei der Fellpflege verschlucken Katzen viele ihrer losen Haare. An sich stellt dies kein Problem dar, da die unverdaulichen Haarballen mit dem Kot ausgeschieden oder ausgewürgt werden. Gerade bei langhaarigen Vierbeinern besteht aber die Gefahr, dass die Haarballen im Magen so gross werden, dass sie zum lebensbedrohlichen Magen- oder Darmver- schluss führen.

Trotz intensiver Pflege können sich an den Körperstellen, die fürs Verfilzen besonders anfällig sind, also unter den Achseln, an den Höschen oder hinter den Ohren, gelegentlich Fellknoten bilden. Man kann versuchen, diese mit speziellen Anti-Filz-Sprays zu lösen und die Haare behutsam auseinanderzuzupfen. Allerdings klappt das nicht immer, zudem finden es einige Katzen gar nicht lustig, eingesprüht zu werden.

Alternativ muss der Knoten rausgeschnitten werden. Am einfachsten und sichersten geht das mit einer Akku-betriebenen, möglichst geräuscharmen und handlichen Schermaschine für Katzen. Hat man eine sehr ruhige Hand und eine Katze, die stets stillhält, lässt sich das vorsichtig auch mit einer Schere erledigen.

Auf keinen Fall sollte man die Haarknoten mit der Bürste herausrupfen. Das ist für die Katze und unter Umständen auch für den Halter extrem schmerzhaft – und es kann dazu führen, dass die Samtpfote das nächste Mal schon beim Anblick der Bürste ihre Krallen ausfährt oder unter dem Sofa verschwindet.

Fell als Gesundheitswächter
Hat eine Katze einmal eine Aversion gegen die Fellpflege gebildet, sei es, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht hat, nicht von klein auf an die Prozedur gewöhnt wurde oder weil sie schlicht und einfach nicht gebürstet werden will, lässt sie sich oft nur schwer umstimmen. Viel Geduld, ein Bürstenwechsel und häufige, kurze Pflegeeinheiten, die mit Le- ckerchen und Streicheln versüsst werden, können helfen. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber nicht – bekanntlich haben Katzen ja ihren eigenen Kopf. Zur Fellpflege zwingen sollte man den Vierbeiner nicht, denn das würde täglichen Stress bedeuten und weder dem Verhältnis zur Bürste noch zum Besitzer guttun.

Kooperieren Langhaarkatzen allerdings nicht oder wird die Fellpflege aus anderen Gründen über längere Zeit hinweg vernachlässigt, verfilzt das Fell mit der Zeit so, dass irgendwann eine Totalschur beim Tierarzt notwendig wird. Dabei wird das Tier mit Schlafmitteln ruhig gestellt. «In unsere Praxis kommen einige Katzen, die bei der Aussicht auf Fellpflege regelrecht ausrasten. In solchen Fällen kann es zum Wohl der Katze sinnvoll sein, aus der Langhaar- eine Kurzhaarkatze zu machen, das heisst, je nach Haarwachstum und Verfilzung wird sie alle paar Monate in der Tierarztpraxis kurzgeschoren», sagt Leslie Wohlgroth.

Für gesundes, glänzendes Fell kann der Halter nicht nur mit regelmässiger Fellpflege, sondern auch mit dem richtigen Futter etwas tun. «Wenn Katzen mit billigem Alleinfutter oder Selbstgekochtem gefüttert werden, bekommen sie oft nicht genug Fettsäuren. Dieser Mangel führt dann unter anderem zu stumpfem Fell», erklärt die Tierärztin. Der Zustand des Felles verrät ausser über die Ernährung der Katze auch einiges über ihren allgemeinen gesundheitlichen Zustand und kann zum Beispiel Hinweise auf Allergien oder Stoffwechselstörungen geben. Schuppiges, struppiges oder fettiges Fell, Veränderungen der Fellfarbe, starker Haarverlust oder Parasiten sollten deshalb immer Anlass sein, den Tierarzt zu konsultieren.