Sie sind klein, sie sind hartnäckig, und wenn man nicht zeitig reagiert, dann können sie dem lieben Büsi das Leben schwer machen: Ohrmilben. Die kleinen Parasiten, in der Fachsprache Otodectes-Milben genannt, gehören zur Familie der Ektoparasiten. Sie nisten sich gerne im Ohr der Katze ein, weil es dort schön warm und dunkel ist und sie sich gut und gerne von Hautschuppen ernähren.

Der Befall mit der sogenannten Ohrräude kommt bei Katzen häufig vor. Die Milben werden bei Kontakt mit anderen Katzen übertragen und treten am häufigsten bei Katzenwelpen auf. Die Jungen stecken sich nach der Geburt bei der Mutter an – ist ein Welpe befallen, sind es bald alle, da sich die Milben schnell und einfach vermehren. Auch Katzen, die auf dem Bauernhof leben oder generell sehr viel im Freien sind, sind gefährdet.

Die sicherste Lösung ist deshalb bei Neuanschaffung, die Katze beim Tierarzt auf jeden Fall auch gegen Milben zu behandeln – dies gilt auch für Katzen, die man von den Ferien im Ausland mit nach Hause nimmt. Doch eine Ansteckung mit Ohrmilben ist auch nach jahrelanger Haltung möglich. Ob sich das Büsi infiziert hat, erkennt man in aller Regel am veränderten Verhalten der Katze.

Weisse Punkte die sich bewegen
Häufiges Kratzen am Ohr, ein geneigter Kopf und häufiges Kopfschütteln sind klare Anzeichen für Milbenbefall. Ein Blick ins Ohr kann den Verdacht bestätigen: Ohrmilben sind nämlich, je nachdem, wie tief sie sich in den Gehörgang eingenistet haben, von Auge erkennbar – als kleine, weis­se Punkte, die sich bewegen. 

Noch offensichtlicher ist der veränderte Ohrschmalz der Katze. Durch die Gehörgangsinfektion produziert die Katze mehr Ohrschmalz, der sich bräunlich verfärbt und krümelig wird. Teilweise produzieren die Tiere so viel Schmalz, dass er in Brocken aus dem Ohr fällt, vor allem, wenn sich die Katze kratzt und schüttelt. Die Katze selbst leidet am meisten unter dem Juckreiz. Das ist nicht nur unan­ge­nehm, sondern ebenso gefährlich; wenn sich die Katze durch häufiges Kratzen mit den Krallen die Haut verletzt, drohen weitere Entzündungen.

Ohrmilben können sehr hartnäckig sein. In Internet-Foren zum Thema berichten Katzenhalter von teils jahrelangen Kämpfen gegen die winzigen Plaggeister. Der Normalfall sei das aber nicht, sagt Petra Roosje von der Vetsuisse Fakultät der Universität Bern. «Ohrmilben können rasch und einfach behandelt werden.»  Ein Gang zum Tierarzt sei aber unabdingbar. Einige Leute würden versuchen, den Milben mit Hausmitteln oder Produkten aus dem Internet den Garaus zu machen, «was funktionieren kann, aber eben nicht muss». Denn eine einzige übrig gebliebene Milbe genügt, und die Infektion geht von vorne los. Eine lokale Behandlung am Ohr sei oft nicht ausreichend, weil nicht immer alle Milben erwischt würden. Ausserdem seien nicht alle Flohmittel gegen Milben wirksam – eine fachgerechte Beratung sei deshalb zu empfehlen. 

Normalerweise werden die Katzen mit einem Antiflohmittel behandelt sowie zusätzlich mit einer Tropfsalbe, die direkt am Ohr angewendet wird. So ersticken die Milben und die Entzündung wird gehemmt. Die Behandlung dauert in der Regel bis zu vier Wochen. «Mit einer vier Wochen dauernden Anwendung gehen Sie sicher, dass jeder Lebenszyklus der Milben erwischt wird», sagt Roosje. Die Tierärztin kann auch juckreizstillende Mittel verabreichen. 

Katzenhalter sollten den Tierarzt informieren, falls weitere Tiere im Haushalt wohnen. Denn nicht jedes Milbenmittel eignet sich für alle Tiere gleich gut: Bestimmte Medikamente gegen Ektoparasiten bei Hunden beispielsweise können für Katzen giftig sein. Leben neben dem infizierten Büsi noch andere Tiere im gleichen Haushalt, ist eine Ansteckung auch bei ihnen nicht auszuschliessen.

Und was ist mit der Übertragung auf den Menschen? Grundsätzlich, sagt Roosje, sei eine Ansteckung des Menschen mit Ohrmilben möglich – komme aber extrem selten vor. Händewaschen nach der Ohrkontrolle sowie häufiges Staubsaugen und Reinigen der Oberflächen, mit denen die Katze bei Befall in Kontakt kam, werden aber empfohlen. 

Nach Behandlung weniger anfällig 
Werde der Milbenbefall erkannt und behandelt, bestehe in den meisten Fällen keine ernsthafte Gefahr für das Tier, sagt Roosje. Wird der Befall aber über lange Zeit nicht entdeckt und ist er sehr stark, kann er der Katze nachhaltig schaden. So kann etwa der Gehörgang vom vielen Schmalz so stark verstopft sein, dass die Katze schlecht hört und es können sich eitrige Entzündungen bilden, bis hin zu einem Trommelfellriss.

Eine rechtzeitige Behandlung kann also auch einige Probleme verhindern. Vor allem, weil sie auch die Gefahr einer erneuten Ansteckung reduziert. «Generell stecken sich die Katzen mit zunehmendem Alter nicht mehr so schnell an, weil sie in der Regel weniger Kontakt zu anderen Katzen haben oder suchen. Aber auch, weil sie nach einer erfolgreichen Milbenbehandlung weniger anfällig sind auf Neubefall», sagt Roosje. Über die Gründe könne man in der Fachwelt bisher nur rätseln. Im Gegensatz zu Flöhen würden Ohrmilben wenig erforscht. 

Auch wenn die Behandlung zeitig erfolgen sollte, weist Roosje darauf hin, dass nicht jedes Kratzen der Katze einen Milbenbefall bedeuten muss. Am besten helfe die genaue Beobachtung des Tieres sowie gesunder Menschenverstand – und bei Unsicherheit ein Gang zum Tierarzt, der in der Regel abschlies­send klären könne, woran das Büsi leide. Wichtig sei nicht zuletzt, dass man sich bewusst sei, dass Milbenbefall nichts mit schlechter Haltung oder mangelnder Hygiene zu tun habe.