Zoonosen heissen die Krankheiten, mit denen Tiere den Menschen anstecken können. Davon gibt es eine ganze Menge. Ohrmilben zum Beispiel, die bei Katzen weltweit verbreitet sind. Sie siedeln sich im äusseren Gehörgang und der Ohrmuschel an. Meistens, aber nicht immer, sorgen sie für heftigen Juckreiz. Der Gehörgang füllt sich nach und nach mit Ohrenschmalz, mit den Hinterlassenschaften der Milben und mit Blut. Diese Mischung bildet eine dunkle, schmierige, teilweise bröckelige Masse. Fast jeder Katzenbesitzer wird irgendwann damit konfrontiert. 

Was viele nicht wissen: Diese Ohrmilben können auch Menschen befallen. Die zoonotische Bedeutung ist zwar gering, weil eine Ansteckung nur selten passiert und die Milben in der Regel nur kurze Zeit beim Menschen bleiben, aber ganz ausschliessen lässt sich die Ansteckung nicht. 

Eine andere Milbe namens Notoedres cati verursacht Kopfräude bei der Katze. Auf Bauernhöfen befällt sie teilweise ganze Bestände, weil die Mutterkatzen schon die Jungen infizieren. Kopfräude beginnt mit Schuppungen an den Ohrrändern und mit Juckreiz. Dann folgen Kratzwunden, Ausbreitung auf die Augen, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Ohne Therapie verläuft diese Räude oft tödlich. Auch diese Krabbeltiere sind auf Menschen übertragbar. Eine Ansteckung ist selten, die zugehörige Krankheit beim Menschen ist die Pseudokrätze.

Würmer befallen auch Menschen
Der gurkenkernförmige Bandwurm ist ein weltweit häufiger Dünndarmparasit von Katzen – und kann auch den Menschen befallen. Zwar selten und mit harmlosem Verlauf, aber nicht unmöglich. Der Bandwurm braucht Flöhe, um sich entwickeln zu können. Folgendermassen läuft der Kreislauf: Der im Darm einer Katze lebende gurkenkernförmige Bandwurm gibt Eipakete ab. Die winzigen Eier werden einerseits mit dem Kot der Katze ausgeschieden, andererseits wandern sie auch aktiv zum After, wo sie sich im umgebenden Fell ansiedeln. Das lockt Flohlarven an, die diese Eier verspeisen. Die Flohlarve verpuppt sich und wird bald ein ausgewachsener Floh, der den neuen Bandwurm im Bauch hat. Weil Flöhe jucken, schnappen Katzen oft danach und verzehren beim Putzen den einen oder anderen. Schon ist der Bandwurm wieder im Dünndarm. Beim Menschen dürfte das Verschlucken eines Flohs die einzige Übertragungsmöglichkeit sein. Am ehesten passiert das Kindern, wenn sie mit verflohten Tieren schmusen. 

Der mehrere Meter lange Fischfinnenbandwurm ist ein weiterer Vertreter jener Würmer, die von Katzen auf den Menschen übertragen werden können. Damit gehört auch er zu den Zoonosen. Man muss aber sagen, dass die Ansteckung nur über einen Umweg erfolgen kann, der sich als Kreislauf darstellt: Eine Katze kann sich infizieren, indem sie einen Fisch frisst. Dann siedelt sich der Wurm in ihrem Darm an und scheidet Eier aus. Mit dem Katzenkot gelangen die Eier ins Freie. Damit der Kreislauf aufrechterhalten bleibt, müssen die Eier in einen Teich, einen Fluss oder einen See gelangen. Hier werden sie von kleinen Krebsen gefressen. Krebse sind Beute für Raubfische. Diese wiederum werden wieder von Katzen verspeist – oder auch von Menschen. Fischfinnenbandwürmer sind vor allem in Skandinavien verbreitet. Als Prophylaxe sollte der Fisch vor dem Verzehr entweder gut erhitzt oder vorher tiefgekühlt werden.

Im Urlaub im Süden Europas, etwa in Italien oder in Südfrankreich, lauern oft Stechmücken. Diese können den Herzwurm übertragen. Zwar erkranken Hunde öfter und heftiger daran, allerdings sind auch Katzen dafür empfänglich. Hat die Mücke bei einer infizierten Katze Blut gesaugt, kann das Insekt Herzwürmer in ganz frühen Entwicklungsstadien weiterverbreiten – auch auf den Menschen. Die unreifen Stadien wandern bei uns in die Lunge und bilden dort Knötchen.

Durch einen heftigen Kratzer kann die Katze beim Menschen eine Lymphknotenentzündung mit Fieber und starken Schmerzen unter den Achseln und im Nackenbereich  auslösen. Diese Krankheit heisst Katzenkratzkrankheit und kann wochenlang dauern. Mit einem Kratzer, manchmal auch mit einem Biss, gelangen Bartonellen, eine spezielle Bakterienart, in den menschlichen Körper. Diese Bakterien sind für Schmusetiger selbst harmlos. Von Katze zu Katze wandern die Bakterien, indem sie Flöhe als Taxis verwenden. 

Der Klassiker unter den Zoonosen
Die wohl bekannteste Zoonose, die von der Katze auf den Menschen übertragen werden kann, ist die Toxoplasmose. Verschiedene Experten sind der Auffassung, dass Toxoplasmose weltweit auch die häufigste Krankheit ist, die vom Tier auf den Menschen geht. Der Erreger ist ein Einzeller. Die Katze infiziert sich, wenn sie Mäuse oder kleine Nager frisst und scheidet dann Toxoplasmen in Form von winzigen Eizellen mit dem Kot aus. In nur einem Gramm Kot befinden sich eine Million dieser Eizellen. Benützt die Katze den Garten als Katzenklo, kann sich der Mensch bei der Gartenarbeit anstecken. 

Am häufigsten passiert die Ansteckung allerdings über die Nahrung. Und das läuft so: Die Toxoplasma-Eizellen auf den Wiesen werden nicht nur von Mäusen aufgenommen, sondern auch von weidenden Schafen, Rindern und vereinzelt auch Schweinen. Auch bei ihnen wandern die Erreger in die Muskulatur. Genau diese landet später als Fleisch auf dem Teller. 

In der Regel verläuft die Infektion beim Menschen harmlos, meist ist sie gar nicht spürbar. Gefährlich ist die Infektion aber bei Schwangeren. Darum sind in der Schwangerschaft spezielle Untersuchungen nötig. 

Fazit: Viele der Zoonosen, die von der Katze auf den Menschen übertragen werden können, sind erschreckend bis furchteinflös­send. Die gute Nachricht: Speziell die ekelerregenden Würmer und Milben sind beim Menschen überaus selten.