Nach einem langen Ausritt oder einer anstrengenden Trainingsstunde würde man als Reiterin oder Reiter am liebsten schnurstracks unter die Dusche springen. Auch Pferde geniessen in der warmen Jahreszeit eine solche Erfrischung. Sie unmittelbar nach getaner Arbeit verschwitzt und überhitzt unter eiskaltes Wasser zu stellen, ist aber keine gute Idee: Die Belastung für den Kreislauf könnte zu gross sein. Daher  sollte das Pferd zunächst, bevorzugt im Schatten, im Schritt geritten oder geführt werden, bis sich Puls und Atmung wieder normalisiert haben. 

Am Abspritzplatz dürfen Pferde nur dann angebunden werden, wenn sie die Prozedur kennen und keine Angst vor den fliegenden Tröpfchen haben. Sonst ist es ratsam, einen Helfer zu bitten, das Pferd zu halten. Im Idealfall ist der Schlauch über dem Kopf montiert, sodass sich der Reiter oder Pferdebesitzer frei bewegen kann, ohne dass er oder das Tier sich darin verheddern. 

Die Wassertemperatur zum Waschen des Pferdes sollte kühl bis lauwarm sein und so gewählt werden, dass sie für den Vierbeiner angenehm ist. Verspannt sich das Pferd, weicht es zurück oder zieht es ruckartig sein Hinterteil ein, sind das sichere Anzeichen dafür, dass das Wasser zu kalt oder der Strahl zu hart eingestellt ist.

Eine «Katzenwäsche» bringt nichts
Mit dem Abspritzen wird möglichst herzfern begonnen, also bei den Hufen der Hinterbeine. Von dort arbeitet man sich zu den Vorderbeinen vor und von dort wieder nach hinten über Brust, Hals, Bauch und Kruppe. Die empfindlichste Stelle ist der lange Rückenmuskel, der auf keinen Fall schockartig abgekühlt werden darf, weil sonst Verspannungen entstehen können. Lässt sich der Strahl aus dem Wasserschlauch nicht oder nur ungenügend dosieren, sollte man den Kopf auslassen und diesen später mit einem Schwamm von Hand waschen. In die empfindlichen Ohren des Pferdes sollte keine Wasser eindringen, denn das könnte zu Gleichgewichtsstörungen führen.

Eine «Katzenwäsche», also eine ganz kurze Dusche, hat keinen kühlenden Effekt auf den Organismus. Um diesen zu erzielen, muss das Pferd schon während rund zehn Minuten geduscht werden. Das verschafft dem Vierbeiner nicht nur Wohlbefinden an heissen Sommertagen, sondern hat auch einen therapeutischen Nutzen: Die Durchblutung wird angeregt und allfällige Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen werden gelindert.Ausserdem spült der sanfte Wasserstrahl Schweiss, Schmutz, lose Haare und tote Hautzellen aus dem Fell und reinigt es von diesen Verunreinigungen. 

Vielen Reitern und Pferdebesitzern ist das jedoch nicht sauber genug und sie greifen gerne grosszügig zur Shampoo-Flasche. Dies sollte jedoch die Ausnahme und nicht die Regel sein. Für einen speziellen Anlass, ein wichtiges Turnier oder die Teilnahme an einer Show darf man Fell und Langhaar seines Pferdes schon einmal porentief rein waschen. Dafür verwendet man am besten ein spezielles Pferdeshampoo aus dem Fachhandel – und kein Babyshampoo, wie das oft gemacht wird. Dieses ist zwar sanft zu Haut und Haar von Kleinkindern, eignet sich aber nicht für Pferde, deren Haut einen höheren pH-Wert aufweisen. Auf synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe können empfindliche Pferde zudem mit einer Kontaktallergie reagieren.

Vorsicht vor Wind und Zugluft
Mehr als ein, zwei Mal pro Sommer sollte man sein Pferd ohnehin nicht einschäumen, da das Shampoo den Fettfilm, der als natürliche Schutzbarriere auf Haut und Haaren liegt, zerstört. Eine Ausnahme bilden die Verwendung von medizinischen Shampoos zur Behandlung von dermatologischen Problemen. Diese sollten so oft verwendet werden, wie vom Tierarzt verordnet. 

Wird Shampoo verwendet, muss dieses so gründlich ausgespült werden, dass keine Rückstände auf Haut und Fell verbleiben, die sonst zu Juckreiz führen könnten. Im Anschluss an die kühle Dusche wird das Fell mit einem sogenannten Schweissmesser abgezogen. Dabei werden neben dem überschüssigen Wasser auch letzte Reste von Schweiss und Staub entfernt. Während das Pferd trocknet, sorgt die sogenannte Verdunstungskälte dafür, dass die kühlende Wirkung des Wassers noch eine Weile anhält. In dieser Zeit sollte man den Vierbeiner weder Wind noch Zugluft aussetzen, da er sich sonst trotz Sommerhitze erkälten kann.