Das Licht ist golden, die Blätter verfärben sich und die Temperaturen sind angenehm: Der Herbst zieht langsam, aber sicher ins Land und damit eine der schönsten Jahreszeiten für Reiterinnen und Reiter. Wären da nur nicht die nassgeschwitzten Pferde, deren Fell nach dem Ausritt oder Training eine gefühlte Ewigkeit lang nicht mehr trocknet. 

Sobald die Tage kürzer werden, setzt der Fellwechsel des Pferdes ein, sein Pelz wird dichter und dicker. An sonnigen, warmen Herbsttagen schwitzen dann viele Pferde stark beim Reiten. Da Schweiss, der hauptsächlich aus Wasser besteht, Wärme sehr gut leitet, kühlt das Pferd schnell aus. Im Sommer schützt diese sogenannte Verdunstungskälte das Pferd vor Überhitzung, bei tieferen Temperaturen, Wind oder Zugluft kann sie dazu führen, dass das Pferd auskühlt und unter Umständen sogar friert. Dabei ist die durch Schwitzen entstehende Nässe direkt an der Haut deutlich problematischer als Nässe in Form von Regen.

Empfehlenswerte Funktionsfasern
Pferde sollte man zum Trocknen nicht in einen geschlossenen Raum stellen. Dort ist die Luft zu schnell mit Feuchtigkeit gesättigt und nimmt keine weitere mehr auf, sodass das Fell schlecht trocknet. Wer über genügend Zeit verfügt, plant seinen Ausritt oder das Training so, dass am Schluss im Schritt geritten werden kann, bis das Pferd trocken ist. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass der gesamte Organismus des Pferdes nach der Anstrengung herunterfahren kann. Die Muskulatur wird gelockert, Sehnen und Gelenke erholen sich. In grösseren Ställen mit guter Infrastruktur gibt es meist eine Führanlage, in der Pferde ebenfalls bei leichter Bewegung trocknen können. Schnell trocknet Pferdefell auch unter dem wärmenden Infrarotlicht eines Solariums, vor allem wenn das Gerät über eine Warmluft-Funktion verfügt.

Wer nicht über derartige Luxuseinrichtungen verfügt, kann auf Abschwitzdecken setzen. Sie leisten ebenfalls gute Dienste und sind aus dem Pferdesport-Alltag nicht mehr wegzudenken. Es gibt sie in verschiedenen Preisklassen, Materialien, Formen und Farben – ihre Aufgabe ist jedoch immer die gleiche: Sie nehmen Feuchtigkeit auf und leiten diese nach aussen, wodurch das Pferd schneller trocknet.

Eine gute Abschwitzdecke hält ausserdem die Zugluft fern und die Körperwärme im Pferd, sie darf aber nicht zu dick sein, weil sonst das Pferd wieder zu schwitzen beginnt. Als besonders effektiv haben sich hochwertige Polyester- oder Microfleece-Materialen erwiesen, da diese atmungsaktiv sind und sich nicht mit Schweiss vollsaugen, wie das etwa Baumwoll- oder andere Naturfasern tun. Diese Funktionsstoffe schleusen die Feuchtigkeit entweder entlang ihrer feinen Fasern oder durch Hohlräume in den Fasern an die Oberfläche der Decke, wo die feinen Wassertröpfchen nach kurzer Zeit sichtbar werden. Kunstfasern haben ausserdem den Vorteil, dass sie leicht, reissfest, hitze- und formbeständig sind. Das macht sie auch besonders pflegeleicht und dadurch hygienisch: Fleece-Decken können problemlos in der Waschmaschine gewaschen werden.

Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss eine Abschwitzdecke gut passen. Bei der Ermittlung der richtigen Grösse gilt: Rückenlänge gleich Deckengrösse. Misst der Abstand zwischen Widerrist und Schweifansatz 145 Zentimeter, dann passt in der Regel eine Decke in Grösse 145. Bei sehr schlanken oder breit gebauten, muskulösen Pferden kann eine Nummer kleiner oder grösser notwendig sein. 

Decke nur zum Trocknen verwenden
Die Decke sollte sich an der Brust vollständig verschliessen lassen, da das Fell hier oft besonders stark verschwitzt ist. Ideal sind auch Modelle mit angeschnittenem Halsteil. Wird die Decke nur für den kurzfristigen Einsatz benötigt, während sich der Reiter noch in der Nähe befindet und Stall- oder Aufräumarbeiten verrichtet, sind keine zusätzlichen Verschlussmöglichkeiten nötig. Bei längerer, unbeobachteter Einsatzdauer empfiehlt sich eine Kreuzbegurtung oder ein Bauchlatz sowie eine Schweifkordel zur Befestigung, da eine verrutschende Decke eine Gefahrenquelle darstellt. 

Die Abschwitzdecke ist keine Stall- oder Allzweckdecke und sollte nicht über längere Zeit oder gar über Nacht auf dem Pferd bleiben. Sie gehört entfernt, sobald das Pferd trocken ist. Danach wird das Fell gut durchgebürstet, damit sich die vom Schweiss verklebten Haare lösen und wieder aufrichten können. Bleibt die nasse Abschwitzdecke drauf, sickert die Feuchtigkeit von der Aus-senseite zurück auf den Pferdekörper und kühlt ihn aus. Für Pferde, die einen Auslauf haben oder im Offenstall gehalten werden, gibt es kombinierte Regendecken, die auf der Innenseite eine Fleece-Fütterung haben. Diese leiten den Schweiss an die Aussenseite, halten aber gleichzeitig allfälligen Niederschlag vom Pferd fern. 

Forscher haben Pferden sogar beigebracht, ihnen «mitzuteilen», ob sie eine Decke wollen oder nicht. Hier erfahren sie mehr dazu.