Nachdem im Herbst die Ernten eingefahren wurden, liegt nun in den Kellern, Hofläden und Geschäften eine bunte Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten. Rösseler, die mit diesem saisonalen Angebot ihre eigenen Mahlzeiten bereichern, kommen früher oder später auf die Idee, auch ihrem Pferd etwas davon abzugeben und Abwechslung in den Speiseplan zu bringen. Dieser präsentiert sich ausserhalb der Weidesaison, wenn all das frische Gras wegfällt, nämlich etwas karg. Andererseits hat die traditionelle Heu- und Hafer-Fütterung in Kombination mit einem Mineralfutter Generationen von Pferden gut durch den Winter gebracht. Denn die Vierbeiner brauchen im Gegensatz zum Menschen keine Mischkost mit viel Gemüse und Früchten, um gesund zu bleiben. 

Das bedeutet aber nicht, das Rösser Obst und Gemüse nicht mögen. Im Gegenteil: Die meisten lieben knackige Karotten, saftige Äpfel und andere Leckereien. Und es spricht nichts dagegen, seinen Vierbeiner damit zu verwöhnen – vorausgesetzt man übertreibt es nicht. Denn der sensible Magen-Darm-Trakt des Pferdes ist auf eine eher eintönige Kost ausgelegt und verträgt Änderungen nur schlecht. Als ursprünglicher Bewohner einer kargen Steppenlandschaft frass das Pferd vorwiegend energiearme, faserhaltige Gräser. Fand es schmackhafte Kräuter, Blüten, Samen, Nüsse, Früchte oder Wurzeln wurden diese als seltener Genuss gerne verspeist, aber nur in den kleinen Mengen, die in der Natur zu finden sind. 

Wer die artgerechte Ernährung nicht aus den Augen verliert, darf seinem Vierbeiner ab und zu saisonale Leckereien verfüttern. Am besten eignet sich reifes Obst und Gemüse vom Bauern aus der Region, das möglichst ungespritzt ist. Was überreif, angefault oder schimmlig ist, kommt jedoch auf den Kompost. Tabu sind Nachtschattengewächse wie Tomaten, Kartoffeln, Peperoni und Auberginen und auch Kohlsorten wie Blumenkohl, Brokkoli oder Kohlrabi gehören nicht in den Futtertrog.

Grünes Licht für Kürbisse
Verträglicher sind Wurzelgemüse. Nicht umsonst gehört die Karotte zu den Klassikern in der Pferdefütterung. In vielen Ställen wird das orange Gemüse in der kalten Jahreszeit täglich gefüttert, denn es versorgt das Pferd in der kalten Jahreszeit mit Betakarotin, der Vorstufe von Vitamin A, das während der Vegetationsperiode im frischen Gras vorhanden ist. Da Rüebli relativ viel Zucker enthalten, sind sie kein Grundnahrungsmittel, sondern Leckerbissen oder Belohnung für das Pferd. Besondere Vorsicht mit zucker- und energiereichem Futter ist geboten bei Vierbeinern mit Stoffwechselstörungen wie Cushing, Hufrehe oder dem equinen metabolischen Syndrom EMS.

Bewährt haben sich Zuckerrübenschnitzel, ein Abfallprodukt der Zuckerindustrie. Genügend lange eingeweicht, sind sie leicht verdaulich, eiweissarm und rohfaserreich. Da auch sie viel Energie liefern, eignen sie sich besonders für schwerfutterige Pferde, die über den Winter zu Gewichtsverlust neigen. Randen mögen ebenfalls viele Pferde gerne. Zwei bis drei der roten Knollen, die wertvolle Mineralien und Spurenelemente enthalten, dürfen pro Tag problemlos roh verfüttert werden. 

Wie beim Menschen, scheiden sich auch bei den Pferden die Geister am Fenchel: Die einen lieben, die anderen verachten ihn. Der Doldenblütler wirkt beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt und schleimlösend bei Husten und sollte ebenfalls nur in kleinen Mengen verfüttert werden. Das Gleiche gilt für den Kürbis, der sich in unseren Breitengraden nicht zuletzt wegen Halloween zunehmender Beliebtheit erfreut. 

Die US-amerikanische Michigan State University hat das Verfüttern von Kürbissen an Pferde wissenschaftlich untersucht und dafür grünes Licht gegeben. Sein hoher Gehalt an Ballaststoffen, Betakarotin, Vitamin E und Folsäure bei gleichzeitig geringem Zuckeranteil sowie die Tatsache, dass die meisten Pferde seinen Geschmack mögen, machen rohen Kürbis zu einem guten Snack für Pferde. Verfüttert werden sollten nicht mehr als ein, zwei Schnitze am Tag, die Kerne dürfen mitgefressen werden. Wie der Mensch, darf das Pferd keine Zierkürbisse essen, sie enthalten den Bitterstoff Cucurbitacin, der in grösseren Mengen giftig ist.

Gärende Früchte unbedingt meiden
Wie so viele Lebewesen, lieben auch Pferde Süsses. Sie sollten es aber nur in Massen geniessen. Obstsorten wie Äpfel, Birnen und Bananen ohne Schalen dürfen gelegentlich auf dem Speiseplan stehen, auch wenn ihre Zusammensetzung mit viel Fruchtzucker und wenig Rohfaser für die Ernährung von Pferden nicht optimal ist. In grösseren Mengen kann der hohe Säuregehalt von Äpfeln, Birnen und anderen Früchten den Darm des Pferdes aus dem Gleichgewicht bringen. Unkontrollierter Konsum, etwa bei Pferden, die auf Streuobstwiesen weiden, kann schnell zu Durchfall und Koliken führen. 

Steinobst wie Pflaumen und Zwetschgen dürfen ebenfalls nicht in der Futterkrippe landen. Zum einen ist der Stein eine Gefahr, der giftige Blausäure freisetzen oder sich im Verdauungstrakt festsetzen kann. Kolikgefahr droht aber auch, weil diese Früchte stark gären. Anders verhält es sich bei Zitrusfrüchten. Sie sind zwar kein Bestandteil des natürlichen Speiseplans, gegen eine gelegentliche Orange oder eine Mandarine, nach denen einige Pferde regelrecht verrückt sind, ist aber nichts einzuwenden.