Nur bei sehr wenigen Pferdebesitzern und Reitern ist der Winter beliebt. Frühe Dunkelheit, Kälte, Nässe oder Frost machen es nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Pferde ungemütlich. Dabei haben Pferde von Natur aus eine grosse Kältetoleranz und viel weniger Probleme mit tiefen Temperaturen als der Mensch. In Sibirien und in der Mongolei überleben Pferde problemlos Temperaturen von minus 50 Grad – ohne Decke und ohne qualitativ hochwertiges Futter, das von innen wärmt. 

Es sind in der Regel vielmehr ihre Besitzer oder Reiter, die dafür sorgen, dass der Winter auch für Pferde zu einer unangenehmen Jahreszeit wird: Mit langen Boxenzeiten, wenig freiem Auslauf auf der Weide und geschlossenen, stickigen Ställen, in denen Atemwegs-Infektionen drohen («Weg mit dem Staub, her mit der frischen Luft»).

Doch selbst auf Pferde, die das Glück haben, auch in den Wintermonaten auf die Weide zu dürfen, warten einige Unannehmlichkeiten: Schlamm, Matsch und Nässe setzen den Hufen und der Haut zu. So kämpfen viele Pferde und Ponys, die stundenlang im Schlamm stehen, mit Mauke. Diese Hautentzündung beginnt in der Fesselbeuge und kann sich in schlimmeren Fällen sogar bis zum Karpal- oder Sprunggelenk ausbreiten. Aber Achtung: Auch übertriebene Hygiene kann ein Auslöser für Mauke sein. Zu viel Wasser zerstört die Fettschicht, weicht die Haut an den Pferdebeinen auf und macht sie anfälliger. 

Bakterien lassen den Strahl faulen
Mauke-Auslöser können aber auch Pilze, Viren und Parasiten wie Milben sein. Da die Heilung einer Mauke eine langwierige Angelegenheit sein kann, ist es wichtig, dass die Fesselbeugen des Pferdes regelmässig, am besten täglich beim Putzen, überprüft werden und man beim ersten Anzeichen handelt. Die betroffenen Stellen sollten getrocknet, gereinigt und desinfiziert werden, anschliessend wird eine pflegende Wundsalbe aufgetragen. Schreitet die Mauke weiter fort, muss unbedingt Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden, der je nach Art der Mauke eine geeignete Behandlung einleitet. 

Matschige, kotverschmutzte Weiden oder Paddocks sind auch ein idealer Nährboden für Bakterien, die den Strahl im Huf des Pferdes angreifen. Strahlfäule erkennt man am typischen, fauligen Geruch. Das Strahlhorn zersetzt sich und wird «schmierig». Strahlfäule tritt im Winter aber auch vermehrt bei Pferden auf, die während vieler Stunden am Tag auf stark verschmutzten Strohmatratzen stehen. Mangelnde Bewegung verstärkt das Problem, da der Huf schlechter durchblutet wird und das Horn langsamer wächst.

Im Anfangsstadium ist Strahlfäule für das Pferd nicht schmerzhaft und kann meist mit einem im Fachhandel erhältlichen Präparat behandelt werden. Bei schwereren Fällen müssen Hufschmied oder Tierarzt die verfaulten Hornteile entfernen und die Strahlfurchen gründlich reinigen. Mit sauberer, trockener Einstreu beugt man Strahlfäule vor, ausserdem sollten die Hufe vor und nach jedem Ritt, aber mindestens einmal täglich gründlich ausgekratzt werden. Denn unter eingetrockneter Erde und Schmutz gedeihen die Fäulnisbakterien besonders gut.

Sobald die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen und der Boden steinhart durchgefroren ist, stellt sich die Frage, ob Pferde noch auf die Weide dürfen. Sie dürfen, vorausgesetzt sie sind regelmässigen Weidegang gewohnt und starten nicht gleich voller Energie durch. Wenn jedoch tiefe Löcher und Furchen den Boden durchziehen, ist die Verletzungsgefahr gross. Im Idealfall ebnet man vor dem ersten Frost den betroffenen Teil der Weide ein und schüttet ihn mit etwas Sand auf. Sohlen oder sogenannter Hufgrip, die vom Hufschmied unter den Eisen angebracht werden, verhindern das gefährliche Aufstollen von Schnee unter den Hufen. Das ist auch nützlich beim Ausreiten.

Wer im Gelände über festgetretenen Schnee oder gar Eisflächen reiten muss, der sollte vorher Stollen an den Hufeisen anbringen oder bei Barfusspferden auf Hufschuhe mit integrierten Stollen setzen. Ein Ausritt durch die verschneite Landschaft und ein Galopp im stiebenden Neuschnee sind tolle Erlebnisse für Pferd und Reiter. Doch aufgepasst: Unter der Schneedecke lassen sich Bodenverhältnisse nicht erkennen und es können sich gefährliche Stolperfallen darunter verbergen.

Zurück im Stall, ist die gründliche Pflege von Pferd und Material angesagt. Manche Pferde schwitzen im Winterpelz schneller und benötigen länger, bis sie wieder trocken sind. Man sollte den Ausritt deshalb so planen, dass am Schluss genügend lange Schritt geritten wird, damit das Pferd trocknen kann. 

Die meisten Pferde brauchen keine Decke
Verkrustete, schweissverklebte Stellen, besonders in der Sattel- und Gurtenlage, sollten anschliessend gründlich gereinigt werden, da sonst Hautreizungen oder wundgescheuerte Stellen entstehen können. Dazu verwendet man am besten eine Wurzelbürste mit groben Borsten oder einen Federstriegel. Dieser eignet sich auch bestens, um lose Haare oder nach dem Weidegang Schlamm- und Erdkrusten aus dem Fell zu entfernen. Ebenfalls gute Dienste leistet ein Ausdünnkamm, wie er bei langhaarigen Hunden verwendet wird: Er entfernt abgestorbene Haare, Hautschuppen und Schmutz aus dem Winterfell. 

Pferden mit feuchtem Fell sollte man keine Decke anziehen, abgesehen von speziellen Abschwitzdecken, welche die Feuchtigkeit vom Körper wegleiten und wieder entfernt werden, sobald das Pferd trocken ist. Das feucht-warme Milieu unter der Decke ist ein idealer Nährboden für Bakterien, die Hautinfektionen oder -pilze verursachen können. Ein gesundes Pferd, das auf trockener Einstreu steht und gut gefüttert wird, friert nicht und benötigt keine Decke. Die Ausnahme sind besonders empfindliche Pferde, ältere Tiere und solche, die geschoren sind. Bei dauerhafter Verwendung einer Decke sollte diese regelmässig gelüftet, ausgebürstet und gelegentlich gewaschen oder gereinigt werden. Das Gleiche gilt für Sattelunterlagen wie Schabracken, unter denen sich ebenfalls ein Belag aus Schweiss, Staub und Schmutz bildet, der mit der Zeit die Haut des Pferdes reizen kann.

Wird nicht regelmässig gelüftet, entsteht im Winter auch in der Sattelkammer gerne ein feuchtes Klima, dass Lederzeug wie Sattel und Zaum schimmeln lässt. Nach dem Waschen der Trense sollte das Leder deshalb gut abgetrocknet werden. Wer sein Sattelzeug ein- bis zweimal in der Woche gründlich putzt und einfettet, verhindert, dass das Leder zu stark angegriffen wird.