Selbst wenn Pferde stundenlang im Schnee stehen: Sie bekommen keine kalten Füsse. Ein gut durchbluteter Huf ist auch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt warm und das Hufhorn isoliert zusätzlich sehr gut gegen Kälte. Doch ist gerade dieses Hufhorn durch die moderne Pferdehaltung einigen Herausforderungen ausgesetzt. Extreme, trockene Kälte würde das Hufhorn hart und fest machen.

In unseren Breitengraden mit zunehmend milderen, nassen Wintern ist jedoch das Gegenteil der Fall: die permanente Nässe, zum Beispiel auf matschigen Paddocks oder Weiden weicht das Hufhorn auf. Dadurch wird es empfänglicher für schädliche Einflüsse von aussen wie Fäulnisbakterien, Pilze oder die Auftausalze, die im Winter oft grosszügig auf Strassen und Wege gestreut werden.

Das aggressive Reizgas Ammoniak, das entsteht, wenn sich Pferde-Urin und -Kot zersetzen, greift nicht nur die Atemwege des Pferdes an, sondern zerfrisst auch das Hufhorn regelrecht. Verkotete Paddocks oder schlecht gemistete Boxen, in denen die Pferde im Winter tagtäglich über viele Stunden stehen, sind deshalb Gift für die Hufe. 

Dazu gesellt sich im Winter ein weiteres Problem: Das Hufhorn wächst jetzt weniger stark. Dies ist zum einen bedingt durch den Stoffwechsel, zum anderen wird der Huf weniger durchblutet, weil sich die Pferde weniger bewegen. Das tun sie zum Teil von sich aus: Sie gehen auf gefroren Böden langsamer und vorsichtiger, ausserdem fehlt ihnen auf der Weide der Bewegungsanreiz in Form von frischem Gras. Dazu handeln manche Pferdebesitzer und Reiter kontraproduktiv: Anstatt das Pferd im Winter länger zu bewegen, kürzen sie die Trainingseinheiten aufgrund von Kälte und Dunkelheit oft noch zusätzlich ab.

Auskratzen der Hufe ist wichtig
Damit stellt der Winter besondere Anforderungen an das Hufmanagement. Das Auskratzen der Hufe beim Verlassen des Stalls ist für die meisten Pferdebesitzer zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch sollte man auch nach dem Weidegang die Hufe auskratzen, da durch die Kombination aus Erdboden und Pferdemist Fäulniskeime entstehen.

Wer das Wort «Hufpflege» hört, denkt wahrscheinlich als Erstes an den Topf mit Huffett. Dieses ist zwar das bekannteste und gebräuchlichste Pflegemittel für den Pferdehuf, es sollte allerdings nur mit Vorsicht verwendet werden. Die meisten Hufschmiede raten heute von Huffett oder -öl ab: Es «kleistert» die Poren des Hufhorns zu und verhindert das «Atmen» des Hufs: Ist dabei zu viel Feuchtigkeit im Hufhorn, kann diese wegen dem Fett oder Öl nicht mehr nach aussen – und umgekehrt. Ausserdem können sich unter dem luftdichten Film, den ein Huffett, -öl oder -teer hinterlässt, Bakterien munter ausbreiten und zum Beispiel für Strahlfäule sorgen.

Viel wichtiger ist es deshalb, mit den Haltungsbedingungen für einen guten Feuchtigkeitshaushalt im Huf zu sorgen. Gewisse Gegebenheiten sind im Winter nicht zu verhindern: Ist es nass und sind die Weiden matschig, lässt sich das nur bedingt ändern. Wer kann, streut Sand oder Holzschnitzel, doch ist diese Lösung meistens nicht dauerhaft, weil die Pferdehufe mit der Zeit beides wieder in den Boden hineintreten. 

Das Pferd im Winter nicht mehr auf die Weide zu lassen, ist aber nicht der Schlüssel zu gesunden Hufen: Das Bewegungstier braucht täglich freien Auslauf, auch in der kalten Jahreszeit. Allerdings kann durch eine Beschränkung der Weidezeit auf ein paar Stunden im Tag schon viel gewonnen werden. In der restlichen Zeit können die Hufe im trockenen Unterstand des Offenstalls oder in der sauber eingestreuten Box wieder etwas trocknen und das Hufhorn quillt nicht weiter auf. Am Morgen, bevor man die Pferde wieder auf die Weide lässt, kann man eine dünne Schicht Huffett auftragen, die das erneute Eindringen von Feuchtigkeit verlangsamt.

Pflegeprodukte erfordern Geduld
Allerdings setzt auch der ständige Wechsel von Nass und Trocken dem Huf zu und kann zu Spannungsrissen im Horn führen. Diesen kann man mit Pflegeprodukten ein Stück weit vorbeugen. Zum Beispiel mit einem Hufbalsam oder -gel, das atmungsaktiv ist und den Huf elastisch hält. Oftmals enthalten diese Produkte natürlich Zusatzstoffe wie Eukalyptus-, Thymian- oder Rosmarinöl, die antibakteriell, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd wirken sollen.

Wer über die notwenige Geduld und Disziplin verfügt, erreicht viel mit Pflegeprodukten, die Lorbeeröl enthalten. Diese werden nicht auf den Huf aufgetragen sondern regelmässig in den Kronrand einmassiert, zum Beispiel mit einer alten Zahnbürste. Dadurch wird die Durchblutung gefördert und das Hornwachstum angeregt. Diese Produkte müssen aber über einen längeren Zeitraum angewendet werden, bevor erste Resultate sichtbar werden. Das Gleiche gilt für das Zufüttern von speziellen Nahrungsmittelergänzungen, die für gesunde, starke Hufe sorgen sollen. Denn schliesslich dauert es ein volles Jahr, bis sich das Hufhorn einmal ganz erneuert hat.

Dem Einhalten der Beschlagszyklen kommt im Winter besondere Bedeutung zu. Zwar wächst das Horn weniger stark nach, dafür sind die Hufeisen stärkerer Belastung ausgesetzt. Tiefe, matschige Böden im Gelände oder auf der Weide üben eine regelrechte Sogwirkung aus und können dem Pferd gelockerte, schlecht haltende Hufeisen leicht von den Füssen ziehen. Bei Pferden, die barfuss gehen, bedeutet das verlangsamte Hornwachstum, dass sich die Hufe auf harten Winterböden oder bei vermehrten Ritten auf dem vom Schnee befreiten Asphalt schneller abnutzen. In diesem Fall braucht das Pferd einen Schutz, etwa durch Hufschuhe. Sind die Wege vereist, finden Hufe keinen Halt mehr. Das Ausrutschen birgt eine grosse Verletzungsgefahr, nicht nur für das Pferd, sondern im Falle eines Sturzes auch für den Reiter.

Antirutschschutz gegen Eis
Hufschmied und Reitsport-Fachhandel bieten in diesem Fall eine Vielfalt von Lösungen für sichere Ausritte im Schnee und bei Eis. Gegen die gefürchteten «Stögeli», das zentimeterhohe Aufstollen von nassem Schnee unter dem Huf, hilft sogenannter Hufgrip, ein flacher, hufeisenförmiger Gummi-Ring mit einer Wulst. Der flache Teil wird zur Befestigung zwischen Hufhorn und Eisen genagelt, die Gummiwulst liegt an der Innenkante des Hufeisens. 

Läuft das Pferd auf Schnee, wird die Wulst beim Auffussen zusammengedrückt, hebt das Pferd den Huf wieder, dehnt sich die Wulst durch ihre Eigenspannung wieder aus und der Schnee wird dadurch aus dem Huf gedrückt. Als nicht permanente Lösung gibt es flexible Metallringe mit einer Kunststoff-Ummantelung, die bei Bedarf in das Hufeisen gespannt werden und einen wirksamen Schutz gegen das Aufstollen bieten. 

Liegt Eis, benötigen die Hufeisen einen zusätzlichen «Antirutschschutz» in Form von Stollen aus Metall. Diese werden in die dafür vorgesehenen Löcher im Hufeisen geschlagen oder mit einem speziellen Schraubschlüssel eingedreht. Für Barhufpferde gibt es spezielle Winterhufschuhe, die ebenfalls mit Stollen ausgerüstet sind und gefährliche Rutschpartien auf gefrorenen Wegen verhindern.