Wo es Pferde gibt, gibt es reichlich Mist. Ein Pferd äpfelt alle ein bis zwei Stunden und setzt dabei pro Tag je nach Körpergrösse, Art und Menge der Nahrung zwischen 15 und 25 Kilogramm Kot ab. Ausserdem setzt es täglich zwischen sechs und zehn Mal jeweils einen Liter Urin ab. In freier Wildbahn fressen und schlafen Pferde nie an den Orten, an denen sie ihre Exkremente absetzen. Ein Stallpferd würde sich genauso verhalten, doch muss es sich mit den Lebensbedingungen arrangieren, die ihm sein Halter anbietet. 

Die Ställe, in denen Pferde aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder Sparsamkeit im eigenen Schmutz leben müssen, sind jedoch selten geworden. Denn abgesehen davon, dass sich Pferde in verdreckten Boxen und Offenställen nicht wohlfühlen, können sie darin krank werden. Zersetzen sich Kot und Urin, entsteht dabei Ammoniak, ein beis­sendes, stechend riechendes und giftiges Gas. Dieses ist leichter als Luft, steigt nach oben, wird vom Pferd eingeatmet und reizt seine Atemwege. Die Schleimhäute schwellen an, das Pferd bekommt Mühe mit der Atmung und beginnt zu husten.

Dringt Ammoniak in Verbindung mit Feinstaub tief in die Pferdelungen ein, werden die Lungenbläschen geschädigt und es kann eine chronische Bronchitis entstehen. Die Ammoniakkonzentration bleibt auch am Boden hoch. Da das Gas wasserlöslich ist, entsteht in Verbindung mit feuchtem Stroh oder einer anderen Einstreu eine starke Lauge, die das Hufhorn angreift. Die Folge sind Hufkrankheiten wie Strahlfäule oder Hufabszesse.

Der Mensch riecht Ammoniak erst in einer relativ hohen Konzentration. Nimmt man den typischen stechenden Geruch wahr, sollten die Alarmglocken schrillen. Als Sofortmassnahme hilft kräftiges Durchlüften: Zirkuliert die Luft, verflüchtigt sich das Gas. Im Winter, wenn es viele Pferdebesitzer mit ihren Tieren gut meinen und sämtliche Türen und Fenster verrammeln, erreichen sie damit das Gegenteil: Es ist die schlechte Luft, die Pferde krank macht und husten lässt, nicht die Kälte. 

Mistmatratzen sind besser als ihr Ruf
Entscheidend für die Reduktion der Schadstoffe im Lebensraum der Pferde ist allerdings ein gutes Mist-Management. Der Königsweg ist dabei nicht, wie man erwarten könnte, möglichst häufiges, sondern das richtige Ausmisten. Denn bei jedem Misten steigt die Ammoniak- und Staubkonzentration in der Luft an. Es empfiehlt sich deshalb, immer dann gründlich auszumisten, wenn die Pferde sich nicht im Stall aufhalten.

Es gibt primär zwei Mist-Techniken, die sich bewährt haben. Bei der kostspieligeren und aufwendigeren Methode mit Wechseleinstreu wird täglich oder mindestens einmal in der Woche die ganze Einstreu ausgewechselt. Oft wird diese Variante in Verbindung mit Gummimatten gewählt, die den Liegebereich des Pferdes gegen Bodenkälte isolieren und weicher machen. Der Kot und nasse Stellen werden gründlich entfernt und das bereits gebrauchte, aber noch saubere Stroh dient als Basis. Darauf kommt eine dicke Lage frischer Einstreu, die das Pferd auch als zusätzliches Raufutter nutzen kann. 

Der Wechselstreu gegenüber steht die sogenannte Mistmatratze, bei der die Grundeinstreu sechs bis acht Wochen in der Box bleibt. Das wurde lange als unhygienisch angesehen. Neue Untersuchungen zeigten jedoch, dass eine Mistmatratze in Bezug auf die Staub- und Ammoniakbelastung besser als ihr Ruf ist – vorausgesetzt, sie wird gut gepflegt. Das heisst, die Pferdeäpfel sowie die nassen und verschmutzten Stellen werden täglich entfernt, ohne die Matratze mit der Mistgabel zu beschädigen. Danach wird reichlich frisch nachgestreut. Der Untergrund der Matratze sollte eine gut aufsaugende Einstreu sein, wie Sägespäne, Strohhäcksel oder -pellets. Die dicke Matratze isoliert nicht nur gegen den kalten Stallboden, darin entwickeln sich auch Mikroorganismen, die Ammoniak spalten und Stickstoff binden, sodass weniger giftige Gase abgegeben werden.