Wohl jeder Taubenzüchter kennt den Vorsatz, dass es in diesem Jahr weniger Zuchtpaare werden. Allein liegen zwischen Theorie und Praxis anscheinend Welten. Nur mit absoluter Konsequenz kommt man weiter. Und dies betrifft nicht nur die Anzahl der Paare, sondern gilt auch im Hinblick auf den Zuchterfolg.

Schaut man sich die potenziellen Zuchttiere an, dann sind sie auf den ersten Blick mehr oder weniger alle gleichwertig. Aber eben nur auf den ersten Blick. Geht man nämlich ins rassische Detail, stellt man teilweise erhebliche Unterschiede fest. Wendet man das auf die Jungtiere an und setzt die Massstäbe hoch an, dann bleiben nur wenige übrig. Und mehr als ein bis zwei Jungtiere pro Geschlecht sollte man in die Zucht auch kaum einbauen. Schliesslich sind Tauben problemlos mehrere Jahre in der Zucht einsetzbar. Sie sind so etwas wie die Garanten der Zucht. Als erfahrener Züchter weiss man nur zu gut, was man von ihnen in der Nachzucht erwarten kann.

Gerade wenn eine kleinere Zucht betrieben wird, darf man aber nicht dem Fehler verfallen, nur nach dem Äusseren zu selektieren und daraus entsprechend in die Zucht zu integrieren. Die besonders schönen Jungtiere fallen nämlich meistens auch nur aus ganz wenigen Zuchtpaaren. Geht man dennoch so vor, kann man schnell in eine züchterische Sackgasse geraten. Die Folgen können so gravierend sein, dass eine ganze Zucht niedergeht. Inzuchtdepressionen mit schlechten Aufzuchterscheinungen und erhöhter Anfälligkeit können die Folge sein. 

Zeitfenster nicht verschlafen
Aus der Pferdezucht Trakehnens – der ursprünglichen Heimat der weltberühmten Trakehnerpferde – stammt ein Leitsatz, der auch auf die Taubenzucht übertragen werden kann: «Paare nach Exterieur, aber berücksichtige die Abstammung.» Wird dieser Rat beherzigt, kann man selbst mit einem kleinen Bestand über Jahrzehnte eine überaus erfolgreiche Zucht betreiben. Die wohl erfolgreichste Zucht weisser Brünner Kröpfer des legendären Eugen Krampert hatte nie mehr als fünf Zuchtpaare. Voraussetzung, dass dies auf Dauer gelingt, ist eine konsequente Zuchtbuchführung. Gerade jetzt, wenn die Temperaturen noch nicht an eine aktive Verpaarung der Tauben denken lassen, heisst es am Tisch umso mehr Vorarbeit zu leisten.

Nutzt man dann die Tage noch dazu, um die potenziellen Paarungskandidaten in Ausstellungsboxen nebeneinanderzustellen, hat man schon viel erreicht. Kennen sich nämlich die Partner bereits im Vorfeld und werden sie immer wieder voneinander getrennt, klappt es später mit dem Verpaaren umso leichter. 

Es steht also ausser Frage, dass man sich auch jetzt, wo die aktive Zucht noch nicht begonnen hat, intensiv um die Zuchtvorbereitung kümmern muss. Wer dieses Zeitfenster verschläft, braucht sich nicht zu wundern, falls es nicht so richtig läuft, wenn es drauf ankommt. Nutzen wir also die Chancen, die diese Zeit gerade bietet.