Es war eine Sensation, als Aquarianer um die Mitte des 20. Jahrhunderts die Buntbarsche in den ostafrikanischen Seen entdeckten. Die Artenvielfalt mit den bunten Farben und den interessanten Verhaltensweisen machten diese Fische rasch zu beliebten Aquarienpfleglingen. Sie sind so farbig wie tropische Meeresfische aus Korallenriffen, brauchen aber kein kompliziert aufbereitetes Salzwasser.

Sie lassen sich gut in Schweizer Leitungswasser pflegen – eine Ausnahme unter den tropischen Süsswasser-Aquarienfischen. Die meisten Arten benötigen nämlich enthärtetes Wasser. Schweizer Leitungswasser aber entspricht den Bedingungen in den Lebensräumen der ostafrikanischen Buntbarsche.

Die Wasserwerte der ostafrikanischen Seen liegen im alkalischen Bereich. Das heisst, dass der pH-Wert über dem Neutralwert von 7,0 liegt. Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch Wasser ist. Das Gegenteil von alkalischem Wasser ist in Mooren zu finden, wo das Wasser bernsteinfarben wirkt und sauer ist, so wie in einem Tropenwaldfluss.

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Die ostafrikanischen Buntbarsche sind zwar farbenfroh und anspruchslos bezüglich Wasserqualität, doch eignen sie sich nur für Art- oder Biotopaquarien. Als Bewohner von Gesellschaftsaquarien sind sie nicht geeignet. Sie sind territorial, viele Arten gestalten den Bodengrund selbst, das heisst, sie graben, schütten Kiesberge auf, richten sich in einer selbst gebildeten Mulde ein und verteidigen sie.

Fast alle haben es auch auf Wasserpflanzen abgesehen. In der Natur fressen viele Arten Algen. Darum betrachten sie die meisten Wasserpflanzen als Nahrung. Nur widerstandsfähige Pflanzenarten mit festen Blättern wie etwa die Speerblätter (Anubias), der Hammerschlag-Wasserkelch (Cryptocoryne) und Riesenvallisnerien sind geeignet. Speerblätter können auf Steine aufgebunden werden, wo sie sich schliesslich mit ihren Wurzeln selbst verankern. Hammerschlag-Wasserkelche und Riesenvallisnerien müssen mit Steinen gut im Boden eingefasst und befestigt werden, damit sie die Fische nicht wieder ausgraben.

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Gelege in Schneckenhäuschen

Im Lebensraum der ostafrikanischen Buntbarsche dominieren sandiger Boden und Gestein. Ihr Aquarium sollte darum mit tiefer Kies- oder Sandschicht und Steinaufbauten gestaltet werden. Das etwa 25 Grad warme Wasser muss gut gefiltert und regelmässig zu einem Grossteil gewechselt werden. Die Fische brauchen Rückzugsmöglichkeiten in Steinhöhlen. Dort bilden sie ihre Reviere und ziehen die Jungen auf.

So einfach die Ansprüche der ostafrikanischen Buntbarsche an die Wasserqualität zu erfüllen sind, so schwierig ist ihre Vergesellschaftung. Da sie territorial sind, jagen sie einander, denn sie verteidigen ihre Reviere. Ein solcher Territoriumsdruck kann verringert werden, wenn mehr Fische der gleichen Art eingesetzt werden. Das Bedürfnis, ein Territorium zu gründen, entfällt bei dieser Haltungsform. Manche Arten ziehen aber sogar in Gesellschaftshaltung ihre Brut auf. Da sie ihre Jungen bewachen, überleben immer einige.

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Eine gewisse Aggressivität gehört natürlicherweise zu Buntbarschen. Taucher beobachteten, dass auch im klaren Wasser des Tanganjikasees Cichliden aus Felsspalten schiessen, um andere wegzujagen. Ist darum ein Aquarium gross genug und vielfältig mit Steinaufbauten strukturiert, bietet es Vertriebenen Nischen. Damit die Steinaufbauten attraktiv gestaltet werden können, ist ein Aquarium von etwa 500 Liter Inhalt ideal. Darin entsteht eine interessante Unterwasserlandschaft ähnlich einem Felsufer des Tanganjikasees.

Am beliebtesten in der Aquaristik sind Malawisee-Cichliden. Sie sind bunt, oft zwei- oder mehrfarbig. Eine der häufigsten Arten in der Aquaristik ist der Gelbe Labidochromis. Labidochromis-Arten sind Maulbrüter, das heisst, sie ziehen ihre Brut im Maul auf. Dort ist sie sicher vor Fressfeinden. Der Gelbe wird bis elf Zentimeter gross und ist recht friedlich. Darum kann er gut mit anderen Malawisee-Cichliden vergesellschaftet werden wie etwa mit der Prinzessin von Burundi, auch Gabelschwanzbuntbarsch genannt. Im Malawisee leben auch Mbuna-Arten, die in der Aquaristik ebenfalls beliebt sind. Sie sollten getrennt von den übrigen Malawisee-Buntbarschen gehalten werden, da sie sich sehr dominant verhalten.

Nicht durch ihre Farben, aber durch interessante Verhaltensweisen fallen die Schneckenbuntbarsche auf. Auch sie gibt es nur im Tanganjikasee in Flachwasserzonen. Sie legen ihre Eier in leere Schneckenhäuschen, beispielsweise in diejenigen von Weinbergschnecken, und bewachen sie. Eine Gruppe dieser kleinen Fische kann in einem 80-Liter-Aquarium gepflegt werden. Die ostafrikanischen Buntbarsche haben ihre eigene Fangemeinde unter den Aquarianern.

Die ostafrikanischen Seen
Durch Ostafrika zieht sich ein tiefer Graben mit verschiedenen Seen, der an der Levante beginnt, sich in Ostafrika aufspaltet und bei Mozambique im südlichen Afrika ausläuft. Der Tanganjikasee ist über 1 400 Meter tief, die Fische kommen aber nur bis in eine Tiefe von 60 Metern vor. Das Wasser in tieferen Schichten ist mit Schwefelwasserstoff angereichert. Die Artenanzahl im Tanganjika- und im südlich gelegenen Malawisee ist ausserordentlich hoch, da die Seen Jahrtausende von der Umwelt abgeschnitten waren. Auch heute noch werden neue Arten entdeckt, die nur in sehr beschränkten Gewässerabschnitten vorkommen.