Die Gewässer der Welt bestehen aus Süss-, Brack- und Meerwasser. Was sich darin abspielt, bleibt den Blicken weitgehend verborgen. Wie faszinierend ist da ein Aquarium, das Einblick in die Wasserwelten gewährt!

In der Aquaristik wird hauptsächlich zwischen tropischem Süss- und Meerwasser unterschieden. Es gebe keine offiziellen Zahlen, wie viele Süss- und Meerwasseraquarien privat in der Schweiz betrieben würden, sagt Erich Bühlmann aus Villmergen (AG). Der Präsident des Schweizerischen Dachverbands der Aquarien- und Terrarienvereine SDAT geht aber davon aus, dass es im Vergleich zu tropischen Süsswasseraquarien nur wenige Meerwasseraquarien in der Schweiz gibt. «Die meisten Mitglieder der Aquarienvereine haben tropische Süsswasserbecken», sagt der Gymnasial- und Kantonsschullehrer für Biologie. Auch im Zoohandel würden nur wenige Meerwasseraquaristik anbieten, einige würden lediglich während ihrer Freizeit ein spezialisiertes Meerwasseraquaristik-Geschäft betreiben.

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Dass Meerwasser- im Vergleich zu tropischer Süsswasseraquaristik viel seltener ist, hat verschiedene Gründe. Erich Bühlmann erklärt: «Der Traum der meisten, die sich heute für ein Meerwasseraquarium interessieren, ist die Nachbildung eines Riffs.» Vielleicht sei man von Schnorchelferien auf den Malediven inspiriert und möchte sich die farbige Welt ins Wohnzimmer holen. «Ein solches biologisches System im Aquarium aufzubauen, ist aber sehr anspruchsvoll», sagt der Spezialist. Er kenne Meerwasseraquarianer, die regelmässig Wasserproben zur Analyse einsenden und entsprechend Korrekturmassnahmen einleiten würden. Wasserwerte wie Nitrat, Phosphat, Karbonat, Magnesium, Kalzium und weitere Spurenelemente sind entscheidend. «Salzwasser muss aufbereitet werden, die Ionenzusammensetzung und die Lichtintensität müssen stimmen, es braucht einen Eiweissabschäumer, Strömungspumpen, Filter und Heizung», zählt Erich Bühlmann auf. Fische könnten zudem oft nicht einfach mit Flockenfutter ernährt werden.

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Bunte Fischwelt auch im Süsswasser

Erich Bühlmann gibt zu: «Mich juckte es auch, in die Meerwasseraquaristik einzusteigen.» Er erwähnt die Symbiosen, die ihn faszinierten, beispielsweise zwischen Clownfisch und Anemone. «Vom biologischen Standpunkt aus ist ein Meerwasseraquarium äusserst interessant.» Es gebe eine Riesenvielfalt an Lebewesen, die gepflegt werden könnten. «Der Aufwand war mir aber schliesslich zu gross.» Auch die Frage der Betreuung während der Ferienabwesenheit sei im Raum gestanden. Ein Meerwasseraquarium brauche viel mehr Konstanz. Werde nicht alles von der Ferienvertretung exakt ausgeübt, könne ein solches System rasch in sich zusammenbrechen.

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Auch ein tropisches Süsswasseraquarium braucht Kenntnisse, Licht, Filter, Heizung und Pflege. Fehler führen aber nicht gleich zur Katastrophe, der Toleranzbereich ist höher. Beispielsweise allein bei Veränderungen der Wassertemperatur seien tropische Süsswasserpflanzen und -fische viel toleranter. «Auch bei Regenfällen im Tropenwald sinkt die Wassertemperatur rasch um die 5 °C», erklärt der Aquarianer Bühlmann. Unvermittelte Temperaturänderungen im Meerwasser könnten aber zu Problemen führen. In der Natur ändere sich die Wassertemperatur des Meeres nicht innert Stunden, in Flusssystemen sehr wohl. Der Aquaristikfachmann macht darauf aufmerksam, dass viele Korallenarten und auch manche Fische im internationalen Abkommen über den Handel mit gefährdeten Tieren und Pflanzen CITES gelistet seien. «Bei tropischen Süsswasserfischen im Zoohandel ist dies kaum der Fall, viele stammen aus Zuchtbetrieben.» Und schliesslich sind da noch die Kosten. Ein tropisches Meerwasseraquarium von 400 Liter kostet rasch über 7500 Franken, während ein gleich grosses Süsswasseraquarium schon ab 3000 Franken betrieben werden kann.

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Es ist von Vorteil, in die Aquaristik mit einem tropischen Süsswasseraquarium einzusteigen. Nicht nur Fische des tropischen Korallenriffs sind farbenprächtig. Knall-gelbe und blaue Fische schwimmen etwa auch in den ostafrikanischen Seen im Grabenbruch. Der Vorteil: Ein Wasserwechsel kann direkt mit unserem Leitungswasser vorgenommen werden. Süsswasser fliesst aus den Hähnen, Salzwasser aber muss zuerst aufbereitet werden. Schliesslich gilt: Regelmässiger Wasserwechsel ist wichtig. Eine grosse Herausforderung beim Süsswasserbecken sind das Algenwachstum und der Wasserpflanzenwuchs. Sollten Algen überhandnehmen und die Pflanzen serbeln gilt: Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern mit Geduld analysieren, wo das Problem liegt, und Korrekturen vornehmen, bis sich ein biologisches Gleichgewicht einstellt.

Tage des öffentlichen AquariumsWas braucht es, um ein Aquarium zu betreiben? Ideal ist ein Austausch mit Gleichgesinnten. Das ist am 2. und 3. November 2024 möglich. In der ganzen Schweiz gewähren Aquarianer an diesem Wochenende Zutritt zu ihren Anlagen. Weiter finden an diesen Tagen in Hombrechtikon (ZH) die Fisch- und Aquaristikmesse mit Kampffischausstellung und die Fischbörse in Brunnen (SZ) statt. Auch die Zoohandlung Rocco in Lyss (BE) beteiligt sich an den Tagen des öffentlichen Aquariums. Weiter gewähren viele Westschweizer Aquarianer Eintritt in ihre Wohnungen, um wunderbare Aquarien zu sehen. Auf sdat.ch unter «Termine» findet sich die Liste mit den Anlässen und genauen Adressen. Am nächsten Wochenende heisst es also: Eintauchen in die Aquarienwelt!