Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Agapornis lilianae
Unterarten: keine
Herkunft: Grenzgebiet von Sambia und Simbabwe, nordwestliches Mosambik und Malawi
Grösse: 13 cm
Wildfarbe: hellgrün, erdbeerfarbenes Köpfchen
Mutationen: vermutlich keine wahren Mutationen vorhanden, sondern lediglich Transmutationen
Geschlechtsunterschiede: kaum ersichtlich
Ringgrösse: 4 mm
Lebenserwartung: 7 Jahre
Platzansprüche: ideal ist eine Zimmervoliere, jedoch auch sind auch ein Käfig oder eine Boxe von ca. 150 x 50 x 80 cm möglich
Ausstattung: zahlreiche frische Äste, mit Vorzug Weide, Buche, Hasel und Ahorn, Badegelegenheit
Stimme: dezentes Zwitschern, wenn ein ganzer Schwarm zusammen ist, dann sind oft Kontaktrufe zu hören. Es ist dann folglich während gewissen Stunden des Tages immer ein Plaudern zu vernehmen.
Haltung: paarweise, idealer im Schwarm

 

Herkunft und Geschichte

Um 1926 wurden Erdbeerköpfchen vermutlich erstmals aus dem südlichen Afrika nach Europa eingeführt. Gut möglich, dass sie damals mit dem sehr ähnlich aussehenden Pfirsichköpfchen verwechselt wurden, das aus dem Grenzgebiet von Tansania und Kenia stammt, grösser ist und einen ultramarinblauen Bürzel aufweist. Beim Erdbeerköpfchen ist er grün. Das Erdbeerköpfchen war fortan immer nur in geringen Stückzahlen in Europa vorhanden, ganz im Gegensatz zum Pfirsichköpfchen, das in grosser Zahl aus Ostafrika exportiert wurde. Die Zucht des Erdbeerköpfchens gelang lange nicht so problemlos wie beim Pfirsichköpfchen. Bis heute ist das Erdbeerköpfchen eine spezielle Art geblieben, die in der Schweiz nur von einer Handvoll Züchtern systematisch vermehrt wird.  

 

Eignung als Heimtier

Erdbeerköpfchen sind hervorragende Ziervögel, die auch im Wohnbereich gehalten werden können, dies wegen ihrer geringen Grösse und der dezenten Stimme, im Gegensatz beispielsweise zu den Rosenköpfchen, die sehr laut und schrill sind. Obwohl es noch nicht erhärtet ist, scheint es, dass Erdbeerköpfchen nicht so alt werden wie andere Agapornidenarten. Aufgrund von Züchterdaten scheint es so, dass sie oft bereits mit sechs bis sieben Jahren versterben. Wer in einem Wohnblock zu Hause ist, kann Erdbeerköpfchen halten. Die Stimmen sind nicht so laut, so dass Nachbarn von ihnen nichts merken. Die Staubentwicklung des Gefieders ist zudem gering. Erdbeerköpfchen sind ideal für Menschen, die sich der Aufgabe widmen, diese hübsche Art weiterhin rein unter Menschenobhut zu bewahren. Es ist sinnvoll, wenn sich Halterinnen und Halter der Art zusammen schliessen und Tiere untereinander tauschen. Wer züchtet, muss darauf achten, dass die Art rein verpaart wird, also nicht mit Mischlingen.

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Erwerb

Es ist nicht einfach, zu Erdbeerköpfchen zu kommen. Unter Züchterinnen und Züchtern, die bei den Verbänden Exotis und Ziervögel Schweiz Mitglied sind, gibt es allerdings Liebhaber, die sich dem Erdbeerköpfchen widmen.

 

Ernährung und Pflege

Der Futtermittelhandel führt eine Agaporniden-Körnermischung, die für Erdbeerköpfchen geeignet ist. Zusätzlich sollte diese Mischung von Frühling bis Sommer gekeimt gereicht werden. Ab und zu können einzelne Sonnenblumenkerne als Leckerbissen gereicht werden. Kolbenhirse wird sehr gerne angenommen. Fenchel, Rüebli, Apfel, Birne und Trauben ergänzen den Futterplan. Wildgräser aus der Natur bieten nebst den frischen Samen Beschäftigung. Blüten von Holunder und Löwenzahn werden von den Kleinpapageien gerne abgesucht. Auch aus der Natur ist überliefert, dass Erdbeerköpfchen viele Blüten besuchen. Grit und Kalk müssen immer zur Verfügung stehen. Wichtig ist auch eine Sepiaschale.

 

Zucht

Erdbeerköpfchen brauchen einen Wellensittichnistkasten. Wie die meisten Agaporniden bauen sie darin ein Nest aus Zweiglein, die sie abnagen. Auch darum ist es so wichtig, ihnen stets frische Zweige zu reichen. Sie legen drei bis acht Eier, die sie 21 Tage lang bebrüten. Es brütet meist nur das Weibchen, doch das Männchen ist oft mit im Kasten, besonders während der Nacht. Die Brutzeit dauert um die 22 Tage. Nach etwa 35 Tagen fliegen die Jungen aus. Sie werden nach dem Ausfliegen noch etwa drei Wochen von den Eltern betreut. Bei vielen Arten werden die Jungen dann von den Eltern vertrieben. Nicht so bei den Erdbeerköpfchen. Es werden kaum Meinungsverschiedenheiten ausgetragen, der ganze Trupp lebt harmonisch zusammen. Bedingung ist, dass die Voliere gross genug ist. Oft kommt es vor, dass das Weibchen bereits wieder Eier legt, auch wenn noch Junge im Kasten sind, die erst ausfliegen. Die Züchterin oder der Züchter sollte, nachdem der letzte Jungvogel den Nistkasten verlassen hat, den Nistkasten entfernen, auch wenn schon wieder Eier gelegt wurden. Es besteht sonst die Gefahr, dass das Weibchen zu sehr ausgelaugt wird. Erdbeerköpfchen sind als Savannenvögel darauf ausgelegt, Bruten aufzuziehen, wenn die Bedingungen gut sind. Unter Menschenobhut sind stetig gute Bedingungen mit ausreichend Futter vorhanden. Darum muss der Pfleger  eingreifen, sonst würden sie immer wieder brüten.

 

Lustig

Mit ihren weissen Augenringen sehen Erdbeerköpfchen lustig und lieblich aus. Wenn sich das Männchen um das Weibchen bemüht, würgt es Futter hoch, trippelt beflissen auf dem Ast hin und her und versucht, das Weibchen zu füttern.

 

Namensgebung

Erdbeerköpfchen wurden 1894 durch George Ernest Shelley als Agapornis lilianae in die Wissenschaft eingeführt. Die Artbezeichnung ehrt Lilian Elizabeth Lutley Sclater, eine englische Naturkundlerin.

 

Besonderheit

Obwohl die Agaporniden alle sehr ähnlich aussehen, werden sie in eigenen Arten geführt. Das Erdbeerköpfchen aus dem südlichen Afrika gleicht dem Pfirsichköpfchen aus dem östlichen Afrika. Das Russköpfchen aus dem südlichen Afrika gleicht dem Schwarzköpfchen aus dem östlichen Afrika. Erdbeer- und Russköpfchen sind zudem von der Grösse her praktisch identisch und unterscheiden sich lediglich durch die andere Kopffärbung. Die Verhaltensweisen von Russ- und Erdbeerköpfchen sind ähnlich bis identisch.