Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Agapornis taranta
Unterarten: keine
Herkunft: Äthiopien
Grösse: 17 cm
Wildfarbe: grün, schwarze Schwingen
Mutationen: oliv-grün
Geschlechtsunterschiede: Männchen haben eine rote Stirn
Ringgrösse: 4,5 mm
Lebenserwartung: ca. 10 Jahre und mehr, nur ungenügende Angaben vorhanden
Platzansprüche: ideal ist eine Zimmervoliere, jedoch ist die Haltung eines Paars auch in einem Käfig oder einer Boxe von ca. 150 x 50 x 80 cm möglich. Ausstattung: Äste aus der Natur zum Klettern und Nagen.
Stimme: dezent
Haltung: paarweise

Herkunft und Geschichte

Taranta-Unzertrennliche werden in der Vogelhaltung auch einfach als Taranta bezeichnet. Auch Bergpapagei und Tarantiner sind Namen für diesen Agaporiden aus dem äthiopischen Hochland. Äthiopien ist das einzige Land Afrikas, das praktisch nie richtig kolonialisiert wurde. Das Kaiserreich Abessinien schaffte es lange, sich dem Zugriff europäischer Mächte zu entziehen. Allerdings griff dann doch Italien während einer gewissen Zeit nach dem Land am Horn von Afrika. Die weitgehende Selbständigkeit hat dazu geführt, dass die Vögel, anders als in Regionen Ostafrikas, kaum gefangen und exportiert wurden. Somit blieben Arten, die endemisch in Äthiopien vorkommen, immer selten in der Vogelhaltung. Dazu gehört auch der Taranta-Unzertrennliche. Er wurde nicht in vergleichbar hohen Stückzahlen exportiert, wie dies bei den ostafrikanischen Pfirsich- und Schwarzköpfchen der Fall war.

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Taranta-Unzertrennliche sind in Äthiopien nicht selten und fliegen sogar in grossen Hotelgärten von Addis Abeba, der Hauptstadt im Hochland. Auch in Vororten tummeln sie sich, so beispielsweise in einem neueren Blockquartier am Ostrand der Stadt, da wo die Strasse dann in den ostafrikanischen Grabenbruch abfällt. Am Morgen fliegen die Kleinpapageien mit dem grün schillernden Gefieder in Peruanische Pfefferbäume ein, die zwischen den Betonblocks gepflanzt wurden, um von den Beeren zu naschen. Manche stolzieren auf den Blechdächern herum, äugen herunter, andere hangeln an den Fruchtständen und beissen die Beeren ab. Auch im Grabenbruch nahe des Langanosees fliegen Tarantiner an einem jungen Morgen im Februar in den ersten Sonnenstrahlen und landen auf den unteren Ästen einer Akazienart. In Äthiopien gedeihen in der Savanne, wie meist in Afrika Akazien. Doch das Land ist auch bekannt für die Hagenia-Wälder, wo sich die Kleinpapageien gerne aufhalten. Der breit ausladende Hagenia abyssinica, auch Cossobaum genannt, bietet Nisthöhlen. Weiter leben die Bergpapageien in Podocarpus- und Juniperus-Vegetation. Sie sind anpassungsfähig, was den Lebensraum betrifft, denn sie leben von städtischen Vororten über Savannengebiete bis in Wäldern. Oft sind sie in Trupps von ungefähr zehn Tieren unterwegs. Ihnen wird nicht nachgestellt.

1906 gelangte erstmals ein lebender Taranta-Unzertrennlicher nach Europa, nach Österreich. In Wien soll dann 1911 die Zucht bei G. Rambausek gelungen sein. 1923 wurden Importe in Grossbritannien verzeichnet. Die Art war nie häufig, wird aber in allen Ländern gepflegt, wo sich Züchterinnen und Züchter mit der Vogelhaltung beschäftigen. 

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Eignung als Heimtier

Taranta-Unzertrennliche sind empfehlenswerte Pfleglinge. Ein Paar oder zwei Männchen können gut zusammen gehalten werden. Ideal ist, dass die Geschlechter äusserlich einfach unterschieden werden können. Die Männchen haben leuchtend rote Stirnen. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass Weibchen untereinander streitbar sein können. Darum sollten Paare zur Zucht abgesondert werden. In Volieren gelingt die Haltung eines Schwarms meistens. Da Tarantiner aus dem Hochland Äthiopiens stammen, vertragen sie auch tiefe Temperaturen. Ein leichter Nachtfrost ist für sie kein Problem, jedoch darf er nicht während des Tages anhalten. Darum benötigen auch Taranta-Unzertrennliche ein frostfreies Schutzhaus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Papageien haben Tarantiner sehr dezente Stimmen. So können sie problemlos im Wohnquartier oder in der Wohnung in einer Zimmervoliere gepflegt werden.

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Erwerb

Taranta-Unzertrennliche können an Vogelbörsen und direkt beim Züchter erworben werden. Auch auf der virtuellen Börse der Exotis werden sie ab und zu angeboten. Wer sie gezielt sucht, sollte an einer Vogelausstellung Kontakt mit einem Züchter aufnehmen. In der Romandie ist der Tarantiner regelmässig an Vogelausstellungen zu sehen. 

Ernährung und Pflege

Taranta-Unzertrennlichen sollte eine Samenmischung für Agaporniden gereicht werden, während der Zuchtphase auch gekeimt. Spezialisierte Futterhändler führen solche Mischungen. Alternativ kann auch Grossittichfutter mit nur ganz wenigen Sonnenblumenkernen gefüttert werden. Zusätzlich schätzen sie Kolbenhirse sowie Apfel, Rüebli, Fenchel, Gurke und anderes Obst und Gemüse. Früchte und Gemüse sollten in kleine Stücke geschnitten werden. Die Vögel benötigen Kalk und Mineralien zur freien Aufnahme sowie Sepiaschalen, an welchen sie nach Bedarf raffeln. Tarantiner benötigen auch eine Badeschale.

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Zucht

Die Zucht gelingt regelmässig. Die Paarzusammenstellung ist einfach, da die Geschlechter äusserlich unterschieden werden können. Wellensittichnistkästen als Brutstätten eignen sich bestens. Besonders während der Brutzeit sollte den Tarantinern reichlich Zweige gereicht werden, beispielsweise Weide. Sie knabbern kleine Stücke ab und tragen sie in die Nistkästen ein. Damit konstruieren sie keinen Kobel, wie andere Agapornidenarten, sondern eine Nestunterlage. Es gibt aber auch Paare, die überhaupt kein Nistmaterial eintragen. Wichtig ist aber immer, dass sie genügend Zweige in der Voliere oder dem Käfig vorfinden. Meist werden zwei bis fünf Eier gelegt, die 24 bis 26 Tage bebrütet werden. Die Jungen fliegen nach sechs bis sieben Wochen aus und werden noch gut 14 Tage von den Eltern gefüttert. Während der Zuchtzeit sollte dem Paar auch Weich- und Aufzuchtfutter angeboten werden. 

Lustig

Weibchen stecken sich Zweiglein in alle möglichen Stellen des Gefieders und tragen sie so in den Nistkasten ein. Unter Menschenobhut zeigen aber nicht mehr alle Weibchen dieses interessante Verhalten. 

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Namensgebung

Der Taranta-Unzertrennliche ist nach dem Taranta-Pass in Äthiopien benannt. Lord Edward Smith-Stanley benannte die Art 1814. Er unterhielt in Knowsley Hall nahe der Stadt Liverpool eine sehr grosse private Tiersammlung. Der 13. Earl of Derby war nicht nur Politiker, sondern auch Naturforscher. Der Taranta-Pass verbindet heute Massawa in Nordost-Äthiopien mit Djibouti, früher handelte es sich um Nordost-Abessinien. Erste Taranta-Papageien wurden dort gefunden und tragen darum die geographische Bezeichnung in ihrer wissenschaftlichen Artbezeichnung wie auch im deutschen Namen. 

Besonderheit

Der Taranta-Unzertrennliche nimmt eine Sonderstellung unter den Agaporniden ein. Er ist der grösste Vertreter der Gattung. Zusammen mit dem Grauköpfchen aus Madagaskar weist die Art einen Geschlechtsdimorphismus auf. Vielleicht auch aufgrund der Grösse wurde die Art im 19. Jahrhundert teilweise auch in die Gattung der Langflügelpapageien Poicephalus gestellt. Genetische Untersuchungen bestätigen aber, dass es sich um einen Agaporniden handelt.