Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Leucopsar rothschildi
Unterarten: keine
Herkunft: Bali
Grösse: 25 cm
Wildfarbe: weiss, nackte, blaue Augen- und Schnabelpartien
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: kaum zu sehen, Männchen sind oft etwas grösser
Ringgrösse: 6 mm
Lebenserwartung: ca. 22 Jahre
Platzansprüche: kombinierte Innen- und Aussenvoliere, ca. 3 x 1,5 x 2 Meter (Länge x Breite x Höhe) mit angrenzendem, kleinerem Innenraum. Die Art ist auch gut zur Haltung in Tropenhäusern geeignet. 
Ausstattung: mit robusten Pflanzen bepflanzt, die Blätter müssen regelmässig vom Kot gereinigt werden, Naturäste, freier Flugraum
Stimme: grosse Bandbreite an Tönen und Pfiffen
Haltung: paarweise zu Zuchtzwecken

Herkunft und Geschichte

Der Balistar ist ein charismatischer Vogel der indonesischen Insel Bali. Durch die europäische Wissenschaft wurde er erst 1910 entdeckt und 1912 wissenschaftlich beschrieben. Die Vogelhaltung ist in vielen asiatischen Gegenden tief verwurzelt. Doch erst mit der Entdeckung des Balistars durch die Europäer im Trockenwald im Nordwesten Balis wurde er selten. Man könnte annahmen, dass der Balistar ein typischer Bewohner von Tropenwäldern ist. Dem ist aber nicht so, denn er lebt eher in savannenähnlichen Gebieten. Die Beschreibung dieses Vogels erweckte grosses Aufsehen, so dass er rasch zu einem Statussymbol wurde, in Europa und vor Ort in Indonesien. Balistare sind immer auf einem beschränkten geografischen Gebiet vorgekommen. Darum waren die Freilandbestände natürlicherweise nicht sehr gross. Werden sie durch Fang dezimiert und verschwindet der Lebensraum durch Rodungen und Überpopulation des Menschen, gerät eine Art rasch in Not. So ist es mit dem Balistar geschehen. 

Eignung als Heimtier

Balistare sollten nur zu Zuchtzwecken gehalten werden. Die europäischen Zoos führen ein Erhaltungszuchtprojekt für diese Art. Auch private Züchter haben grosse Zuchterfolge mit dem Balistar. Wer eine Volierenanlage hat mit kombinierten Innen- und Aussenvolieren oder einen grossen Innenflugraum, der auch bepflanzt werden kann, kann Balistaren gute Bedingungen bieten. Es sind ausserhalb der Brutzeit friedliche Vögel, die auch mit anderen Arten vergesellschaftet werden können. Dafür eignen sich besonders am Boden lebende Vogelarten. Zur Zucht sollten die Balistare allerdings paarweise gehalten werden. 

Erwerb

Balistare können nur über spezialisierte Züchter erworben werden. Auch wenn es Züchter in der Schweiz gibt, so wird es doch oft notwendig, Vögel aus dem europäischen Ausland mit Bewilligungen zu importieren, damit Blutauffrischung im Bestand möglich wird. 

Ernährung und Pflege

Balistare picken in der Natur nach Insekten, Beeren und Früchten. Unter Menschenobhut sollte ihnen darum ein Weichfutter für Insektenfresser als Grundnahrung gereicht werden. Auch Beoperlen aus dem Zoofachhandel nehmen sie gerne. Weiter sollte ihnen täglich Früchte und Gemüse gereicht werden. Während der Jungenaufzucht sind auch Zophobas und Heimchen wichtig. Balistare benötigen stetig frisches Wasser in einer Schale, da sie sehr gerne baden. Sie müssen in einem mindestens auf 15 °C geheizten Raum überwintert werden. 

Zucht

Damit die Zucht reibungslos abläuft, ist die Paarharmonie wichtig. Zudem sollte das Zuchtpaar störungsfrei gehalten werden. Werden andere Balistare in Hör- und Sichtweite gepflegt, führt dies dazu, dass das Zuchtpaar nicht richtig brütet oder die Jungen nicht richtig aufzieht. Es kann auch in unbefruchteten Gelegen resultieren. Während der Brutzeit werden Balistare territorial. Darum gelingt die Zucht nur bei paarweiser Haltung. Balistare sind, wie praktisch alle Starenvögel, Höhlenbrüter. Ein Nistkasten mit den Grundmassen von 25 x 25 cm und einem Einschlupfloch mit einem Durchmesser von 5 cm ist geeignet. Die Balistare bauen mit Federn, Blättern und kleinen Ästchen ein Nest, in das drei bis vier Eier gelegt werden. Beide Altvögel brüten. Die Brutdauer beträgt 14 Tage, die Nestlingszeit drei bis vier Wochen. 

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Lustig

Wenn Balistare vor sich hin singen, sehen sie sehr drollig aus. Sie sträuben dabei ihre langen Nackenfedern, richten sie zu einer Haube auf und geben ein grosses Repertoire an Lauten von sich. Sie plaudern, plappern, jauchzen und singen und wirken dabei wie kleine Clowns.

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Namensgebung

Der Balistar wurde 1912 durch den bekannten deutschen Ornithologen Erwin Stresemann wissenschaftlich beschrieben. Er bildet eine monotypische Gattung, das heisst, dass die Gattung nur für diese Art aufgestellt wurde. Die Artbezeichnung ehrt Baron Lionel Walter Rothschild, der von 1868 bis 1937 lebte und in Tring in der englischen Grafschaft Hertforshire ein naturhistorisches Museum aufbaute. Er finanzierte zahlreiche wissenschaftliche, zoologische Exkursionen.

Besonderheit

Für den Balistar wird bereits seit 1992 ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm geführt. Der Kölner Zoo ist diesbezüglich massgebend. In europäischen Zoos werden für 2025 816 Balistare gehalten. Die Anzahl an Balistaren in Privathand kann nicht eruiert werden, da viele, welche diese Vögel halten, die Bestände aus Sicherheitsgründen nicht melden. Sie ist aber vermutlich etwa gleich hoch, wenn auch die Haltung von Weichfressern, zu welchen der Balistar gehört, in den letzten Jahren rückläufig war. Im ursprünglichen Lebensraum, dem Bali Barat Nationalpark und auf der südlich gelegenen Insel Nusa Penida wurde die Art erfolgreich wieder angesiedelt, dies dank der Haltung und Zucht in Zoos.