Ziervogellexikon
Binsenamadine: sanfter und farbiger Schilfbewohner Australiens
Binsenamadinen oder Binsenastrilde sind hübsche Prachtfinken, die viel Freude bereiten. Sie zeigen ein interessantes Verhalten und haben einen sanftmütigen Charakter. Bei guter Pflege pflanzen sie sich bereitwillig fort.
Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Bathilda ruficauda
Unterarten: Nominatform: Bathilda ruficauda ruficauda; Unterart: Bathilda ruficauda clarescens. Letztere stammt aus dem Norden Australiens, die Farben sollen kräftiger sein als bei der Nominatform, die aus West-Australien stammt wie Queensland und Neu-Süd-Wales. Unter Menschenobhut werden die beiden Unterarten aber nicht unterschieden.
Herkunft: Australien
Grösse: 11 cm
Wildfarbe: Schnabel, Gesicht, Stirn und Kinn rot, mit weissen, perlenartigen Tupfen versehen, die sich über das gelbliche Brustgefieder ziehen. Rücken und Flügeldecken sind grünlich-gelb, die Oberschwanzdecken sind dunkelrot. Das Aussehen ist unverwechselbar.
Mutationen: Pastell, Gelbkopf, isabell und gescheckt.
Geschlechtsunterschiede: Bei den Weibchen ist die rote Gesichtsmaske weniger ausgedehnt, die perlartigen Tupfen enden am Bauch weiter oben und sind etwas kleiner. Es ist nicht zwingend, dass beim Weibchen die Gesichtsmaske schwächer rot gefärbt ist.
Ringgrösse: 2,5 mm
Lebenserwartung: ca. 10 Jahre, es wird auch von 14 Jahren berichtet
Platzansprüche: Gesetzliche Vorschrift für zwei bis vier Binsenamadinen ist ein Käfig von 60 x 40 x 50 cm. Das ist allerdings keine gute Unterbringung für diese Vögel. Viel besser sind Masse von 1,50 x 0,50 x 0,50 oder gar eine Zimmervoliere.
Ausstattung: natürliche Äste mit Laub und Knospen, Schilf, Wurzeln, trockenes Laub, Erde
Stimme: Männchen singen melodiös
Haltung: paarweise oder im Schwarm
Herkunft und Geschichte
Binsenamadinen leben in Australien in der Nähe von Wasserläufen oder Teichen. Wie es der Name bereits sagt, bevorzugen sie als Lebensraum Schilf- und Grasbestände. Gerne krallen sie sich an senkrechte Halme, die sich im Wind wiegen. Sie leben in Kolonien und brüten auch so, wobei Nester in Bodennähe aus Grashalmen gebaut werden. Sie werden gerne in Grasbüschel und Schilf gebaut und haben einen engen Eingang. Binsenamadinen picken Grassamen vom Boden und halbreife Sämereien direkt von den Rispen und Ähren. Sie nehmen auch animalische Kost zu sich, besonders während der Brutzeit. 1860 kamen erstmals Binsenamadinen nach England, blieben aber Seltenheiten. Erst ab 1920 wurden sie häufiger importiert, dies bis 1960, als Australien eine Importsperre verhängte. Seither sind nur noch Nachzuchten im Umlauf.
Eignung als Heimtier
Binsenamadinen sind ideale Volierenpfleglinge. Sie können sehr gut auch im Wohnbereich gehalten werden, dies in einem Flugkäfig, in einer Zimmer- oder Biotopvoliere. Sie sind friedlich untereinander, so dass auch Jungvögel, wenn der Platz vorhanden ist, bei den Alttieren gelassen werden können. In der Brutzeit fliegen Männchen den Weibchen durchaus nach. Binsenamadinen sind auch anderen Prachtfinkenarten gegenüber friedlich. So können sie beispielsweise gut mit Gould-, Spitzschwanzamadinen und Zebrafinken vergesellschaftet werden. Binsenamadinen können auch in kombinierten Innen- und Aussenvolieren gepflegt werden.
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Erwerb
Binsenamadinen werden an Vogelbörsen oder direkt beim Züchter erworben. Züchter sind in der Schweiz Mitglieder der beiden Verbände Exotis und Ziervögel Schweiz. Durch eine Mitgliedschaft ergeben sich Netzwerke und somit Zugang zu Züchterinnen und Züchtern dieser Art.
Ernährung und Pflege
Es ist gut, Binsenamadinen saisonal zu ernähren. Ausserhalb der Zuchtzeit sind trockene Samenmischungen mit viel Grassamen wie etwa Knaulgras ideal. Auch nach einer Samenmischung für Prachtfinken sowie an Kolbenhirse picken Binsenamadinen gerne. Wenn die Vögel in Zuchtbereitschaft gelangen, was zwei- bis dreimal jährlich der Fall sein kann, ist Keimfutter eine ideale Ergänzung. Auch Gräser mit Samenständen in Milchreife, die in der Natur etwa entlang von Bachläufen oder in Waldlichtungen reichlich vorhanden sind, sind ideal. Wichtig ist, dass sie an Orten geerntet werden, wo nicht gespritzt wird. Löwenzahn und Vogelmiere sind weitere Leckereien. Zudem sollten Gurke, in kleine Stücke geschnittene Rüebli, Apfel und Weintrauben gereicht werden. Auch nach Erbsen picken sie. Grit und Kalk muss immer zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen. Binsenamadinen benötigen kein Lebendfutter, aber gefrostete Pinkymaden und Buffalos sollten ausserhalb der Zuchtzeit spärlich und während der Jungenaufzucht täglich gereicht werden. Es sind zudem Badefanatiker, die stets frisches Wasser in flachen Schalen benötigen, weil sie mehrmals pro Tag baden.
Zucht
Binsenamadinen pflanzen sich im Käfig und in der Voliere fort. Bedingung ist, dass sie eine abwechslungsreiche Ausstattung vorfinden. Sie bauen ihre Nester frei stehend oder in halb offene Nistkästchen oder Körbchen. Zum Nestbau verwenden sie Gräser und Kokosfasern. Die Nestkammer polstern sie mit weichen, weissen Federchen und mit Scharpie aus. Meist werden etwa fünf Eier gelegt, die von beiden Paarpartnern bebrütet werden. Die Jungen schlüpfen nach 14 Tagen Brutzeit und fliegen nach etwa 21 Tagen Nestlingszeit aus. Sie sind dann schilffarben. Nach zwei bis drei Wochen sind sie selbständig. Nach etwa gut einem halben Jahr sind die Jungen ausgefärbt.
Lustig/Bemerkenswert
Die Binsenamadine wird in der Schweiz nur in der öffentlichen Voliere in Solothurn gezeigt, dies gemäss Zootierliste. An Vogelausstellungen, die besonders im Herbst stattfinden, wird sie regelmässig präsentiert. In Deutschland zeigt sich die Situation anders. Die Art wird in zehn Zoos und Vogelparks geführt. Die Binsenamadine ist nahe mit der Sonnenamadine verwandt, doch in der Rachenzeichnung der Jungen stimmt die Binsenamadine weitgehend mit dem Zeresfinken überein. Die Rachenzeichnung besteht aus je zwei leuchtend blauen, seitlichen Punkten im Schnabel sowie aus schwarzen Punkten im Rachen selbst.
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Namensgebung
Die Art wurde 1837 durch den englischen Maler und Australienreisenden John Gould in die Wissenschaft eingeführt. Die Artbezeichnung ruficauda geht auf das Lateinische zurück und weist auf den roten Schwanz hin. Rufus bedeutet rot, cauda Schwanz. Die Gattung Bathilda wurde durch den deutschen Zoologen Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach 1862 begründet. Die Binsenamadine wird als einzige in dieser Gattung geführt.
Besonderheit
Binsenamadinen können sehr zutraulich werden, wenn sich die Pflegerin oder der Pfleger intensiv mit ihnen beschäftigt, sie anspricht und mit ihnen redet. Sie lernen die täglichen Abläufe genau und rasch kennen. Das führt dazu, dass sie in unmittelbarer Nähe des Menschen brüten, weil sie sich sicher fühlen und das Umfeld kennen. Diese Eigenschaft ermöglicht es der Halterin oder dem Halter, aus nächster Nähe Anteil am interessanten Verhalten dieser Art nehmen zu können.
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