Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Agapornis fischeri
Unterarten: keine
Herkunft: Ostafrika, Tansania und Kenia
Grösse: 15 cm
Wildfarbe: Grundfarbe grün, leuchtend grüne Brust, die am Hals ins Gelbe und gegen die Kopfmaske hin ins Pfirsichfarbene bis Rötliche verlauft. Hinterkopf sind gelblich-schwarz, der Augenring ist weiss, der Schnabel korallenrot, die Füsse sind grau. Beim Pfirsichköpfchen ist der Bürzel ultramarin-farben.
Mutationen: zahlreiche Mutationen wie etwa blau und gelb, pallid, lutino, cinnamon, pastell
Geschlechtsunterschiede: keine
Ringgrösse: 5,5 mm
Lebenserwartung: ca. 10 Jahre
Platzansprüche: Ideal ist eine Zimmervoliere mit den Grundmassen von 2 x 2 Meter. Darin können vier Paare gehalten werden. Ein Paar kann aber auch in einem Käfig oder einer Boxe von 150 x 50 x 80 cm gehalten werden.
Ausstattung: zahlreiche natürliche Äste (Weide wird sehr gerne benagt)
Stimme: Recht laut, doch bei einem Paar halten sich die Lautäusserungen in Grenzen, so dass es auch in der Wohnung im Wohnblock gepflegt werden kann. Ein ganzer Schwarm ist allerdings weit herum hörbar und würde vermutlich im Block zu Klagen führen.
Haltung: paarweise oder im Schwarm

 

Herkunft und Geschichte

Pfirsichköpfchen stammen aus den ostafrikanischen Ländern Tansania und Kenia. Sie sind in der Savanne südöstlich des Viktoriasees verbreitet und kommen im bekannten Serengeti-Nationalpark vor. Beim Lake Manyara, südwestlich des Ngorongoro-Kraters in Tansania trifft ihr Verbreitungsgebiet auf dasjenige des Schwarzköpfchens. Dort vermischen sich beide Arten auch. Vermutlich aus entflogenen Käfigvögeln entstammen Populationen um Nairobi in Kenia und Daressalam in Tansania. Erstmals wurde die Art um 1926 nach Europa importiert, 1930 wurde sie erstmals in Australien gezüchtet. Im 20. Jahrhundert wurden Pfirsichköpfchen in Massen für den Vogelhandel gefangen. Während von 1993 bis 2018 nur 402 Stück aus Tansania exportiert wurden, waren es 538 402 Pfirsichköpfchen, die zwischen 1982 und 1992 in Tansania gefangen und exportiert wurden. Es wird davon ausgegangen, dass zwischen 1982 und 1992 gesamthaft 711 000 Pfirsichköpfchen aus Ostafrika exportiert wurden. 1987 galt das Pfirsichköpfchen als weltweit am häufigsten gehandelter Wildvogel. Heute ist der Import von Vogelwildfängen nach Europa und in die Schweiz schon lange untersagt. Der Aderlass in der Natur blieb nicht ohne Folgen für die Wildbestände. Der Wildbestand wird heute auf unter eine Million Vögel geschätzt. Auch wenn es sich um einen kleinen Papagei handelt, der in der Vermehrung recht produktiv ist, so ist das Verbreitungsgebiet doch beschränkt und die Art ist nicht mehr häufig. Pfirsichköpfchen sind auf Nisthöhlen angewiesen. Werden Bäume seltener, beispielsweise durch einen Überbestand an Elefanten, können sie sich nicht mehr fortpflanzen. In der Natur haben sie viele Feinde. So werden sie etwa durch Raubvögel gejagt. Schlangen und Warane können Nisthöhlen plündern. Gerade wegen dieser prekären Situation im Freiland ist eine artenreine Zucht unter Menschenobhut sehr wichtig. 

Eignung als Heimtier

Pfirsichköpfchen sind äusserst geeignete Heimvögel. Die Beobachtung eines Paars ist faszinierend, amüsant und fesselnd. Die Vögel sind immer miteinander beschäftigt. In der Voliere sind sie stets aktiv. Aufgrund ihrer geringen Grösse kann ihnen auch in der Wohnung ausreichend Flugraum zur Verfügung gestellt werden. 

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Erwerb

Pfirsichköpfchen können an Vogelbörsen und direkt beim Züchter erworben werden. Auch auf der Webseite der Exotis Schweiz werden sie unter den Börsen-Inseraten regelmässig angeboten. 

Ernährung und Pflege

Pfirsichköpfchen sollten mit einer Grundsamenmischung für Agaporniden ernährt werden. Sie enthält meist Platahirse, Kanariensaat, Silberhirse, Haferkerne, Japanhirse, Saflorsaat oder Färberdistel, Buchweizen, Paddy-Reis, Hafer, Leinsamen und Hanfsamen. Auch Grassamen, wie sie für Agaporniden erhältlich sind, werden gerne genommen. Gräser mit Samenständen aus der Natur sind eine Bereicherung für Agaporniden. Kolbenhirse ist sehr begehrt. Auch Äste aus der Natur schätzen sie sehr. Sie knabbern die Blätter ab und benagen die Stämme. Fenchel, Rüebli, Apfel, Trauben und Birnen, in kleine Stücke geschnitten, werden von den Agaporniden gerne genommen. Pfirsichköpfchen benötigen Kalk zur freien Aufnahme. Ein Kalkstein gehört zusätzlich in die Voliere. Auch zu Grit und Sand müssen sie Zugang haben. Stetig frisches Wasser in einer Schale wird zum Baden benützt. Manchmal ziehen sie aber auch das Trinkgefäss als Badegelegenheit vor, weil es sich in sicherer Höhe befindet. Pfirsichköpfchen müssen immer Zugang zu einem frostfreien Raum haben. Er sollte im Winter mindestens auf 8 °C geheizt werden. 

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Zucht

Pfirsichköpfchen schreiten bereitwillig zur Zucht. Da sich die Geschlechter äusserlich nicht unterscheiden, sind DNA-Analysen der Federn notwendig, um Paare zusammenzustellen. Ideal ist aber, wenn blutsfremde Tiere, beispielsweise sechs Vögel, zusammengestellt werden. Darunter findet sich bestimmt mindestens ein Paar. Pfirsichköpfchen tragen Nistmaterial in ihre Bruthöhle ein. Wellensittichnich-Nisttkästen sind geeignet für Agaporniden. Der Nistkasten wird mit kleinen Zweigen und Laub ganz ausgekleidet, so dass ein Rundnest mit Kammer entsteht. Es werden vier bis sechs Eier gelegt. Die Brutzeit beträgt zwischen 21 und 23 Tagen, die Nestlingszeit beträgt um die 38 Tage. Nach dem Ausfliegen werden sie noch etwa drei Wochen von den Eltern gefüttert. Während der Aufzuchtszeit sollte zusätzlich ein kommerzielles Eifutter gereicht werden. 

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Lustig

Ausserhalb der von Nairobi, der Hauptstadt Kenias, befindet sich die Latia-Farm, die durch den verstorbenen Schweizer Benediktiner-Pater Peter Meienberg gegründet wurde. Hier werden unterschiedliche Methoden der Landwirtschaft unterrichtet, die junge Kenianerinnen und Kenianer schliesslich in ihren Heimatregionen anwenden können. Auf einem angrenzenden, flachen Landstück befindet sich ein rostiger Wasserturm. Hohes Kreischen stammt wohl von den alten, sich im Wind drehenden Rädern, nimmt man an. Doch bei näherem Betrachten fallen Pfirsichköpfchen auf, die als Farbkleckse auf dem rostigen Gestell trippeln und in den Röhren verschwinden. Sie akzeptieren sie als Brutmöglichkeiten. Die hohen Kreischgeräusche stammen von den Kleinpapageien, nicht von rostigen, sich drehenden Windrädern. 

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Namensgebung

Die Artbezeichnung fischeri weist auf den deutschen Arzt Gustav Adolf Fischer hin, der sich in Sansibar niederliess und das Pfirsichköpfchen 1877 auf einer Expedition vom Küstenstädtchen Pangani zum Viktoriasee entdeckte. Anton Reichenow, der die ornithologische Abteilung des Naturkundemuseums Berlin leitete, beschrieb die Art wissenschaftlich im Jahr 1887 

Besonderheit

Die Serengeti in Ostafrika wird im Februar zum grünen, blühenden Meer. Feldlerchen singen, die Gnus, begleitet von Zebras, ziehen zu Tausenden durch die wieder ergrünte Savanne. Die vereinzelt wachsenden Akazien blühen weiss. In den Kronen leuchte kleine gelbrote Farbtupfer. Pfirsichköpfchen, die schwarmweise in die Akazienkronen einfallen und von den Blüten naschen. Elefanten scheuern sich an den Baumstämmen. Das führt dazu, dass manche absterben oder gar umfallen. In toten Akazienstämmen bilden sich zahlreiche Höhlen: Mehrfamilienhäuser für die Pfirsichköpfchen! Im Februar bricht auch für sie dir Brutzeit an. Sie verschwinden in den Asthöhlen. Manchmal verschwinden zwei darin, später schlüpft ein dritter hinein, vielleicht bald auch noch ein vierter, einer fliegt wieder ab. Hier wird deutlich, wie sozial die kleinen Papageichen sind. Buntes Treiben in der Weite der ostafrikanischen Savanne. 

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