Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Stagonopleura guttata
Unterarten: keine
Herkunft: Süden und Südosten Australiens
Grösse: 12 cm
Wildfarbe: markantes, unverkennbares Äusseres, ein breites schwarzes Brustband trennt die weisse Kehle von der übrigen weissen Unterseite. Auf den breiten, schwarzen Flankenstreifen prangen grosse weisse Punkte in Reihen. Bürzel und Oberschwanzdecken sind rot.
Mutationen: verschiedene Mutationen wie gelbbürzlige, isabellefarbene und silberfarbene Diamantfinken.
Geschlechtsunterschiede: keine
Ringgrösse: 2,7 mm
Lebenserwartung: 7 bis 10 Jahre
Platzansprüche: Gesetzliche Vorschrift für zwei bis vier Diamantfinken ist ein Käfig von 60 x 40 x 50 cm. Viel besser ist aber eine Zimmervoliere, die biotopartig eingerichtet ist. Sie kann die Masse 2 x 1 x 1,50 Meter aufweisen. Je grösser, desto besser. Ein Paar kann aber auch in einem Käfig von 1 Meter Länge gehalten werden.
Ausstattung: Zweige aus der Natur, Steine, Sand
Stimme: Männchen singen mit langgezogenem, zweisilbigem Pfiff und balzen mit Grashalm im Schnabel, Weibchen antworten mit einem tieferen Quäken.
Haltung: Ausserhalb der Brutzeit verhalten sich Diamantfinken friedlich in einer Gemeinschaftsvoliere mit anderen Prachtfinken. Sobald sie aber brutlustig sind, werden sie aggressiv anderen gegenüber. Besonders Arten, die rote Gefiederteile aufweisen werden gejagt. Grundsätzlich ist es besser, Diamantfinken im Schwarm zu halten und paarweise zur Zucht abzusondern.

Herkunft und Geschichte

Diamantfinken leben in lichten Waldgebieten im Süden und Südosten Australiens. Sie fühlen sich sicher, wenn sie sich in dichtes Gebüsch zurückziehen können und suchen im Grasland nach Samen. Wasser ist nie weit entfernt. Aufgrund dieser Ansprüche fühlen sie sich auch in Parkanlagen und Quartieren mit Gärten wohl und brüten sogar dort, oft sogar kolonieartig, so dass sich mehrere Nester beisammen befinden. Aus langen Halmen werden einerseits freistehende Nester gebaut, andererseits werden Nester aber auch unterhalb von Greifvogelhorsten in groben Zweigen eingeflochten oder in halb offenen Höhlen konstruiert. Brutnester haben sogar eine Eingangsröhre und weisen im Innern eine Polsterung auf, bei Schlafnestern fehlt beides.

Diamantfinken wurden schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstmals lebend nach Europa eingeführt. In Deutschland wurden sie aber erst 1870 erstmals gehalten und zwar in der Vogelhandlung von Christiane Hagenbeck. Die Zucht glückte zwar immer wieder bei unterschiedlichen Haltern, doch weiterhin wurden viele Exemplare aus Australien eingeführt. 1960 endete der Handel mit Wildfängen. Seither etablierten Züchterinnen und Züchter gute Bestände unter Menschenobhut.

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Eignung als Heimtier

Diamantfinken sind interessante und attraktive Pfleglinge. Ihre teilweise Aggressivität anderen Prachtfinkenarten gegenüber stellt an die Halterin oder den Halter gewisse Anforderungen. Diamantfinken stiften Unruhe, wenn sie in einer Gemeinschaftsvoliere mit anderen Arten gehalten werden, besonders, wenn sie in Brutstimmung kommen. Auch untereinander sind sie aggressiv, wenn sie brüten wollen. Wer Diamantfinken halten möchte, sollte sich auf diese Art konzentrieren, besonders, wenn nicht so viel Platz zur Verfügung steht. Ansonsten ergeben sich rasch Probleme, wenn Paare aggressiv werden und aus Platzgründen nicht abgesondert werden können. Eine Schwarmvoliere und Käfige, um Paare zur Zucht einsetzen zu können, sind gerade bei dieser Art hilfreiche Voraussetzungen.

Erwerb

Diamantfinken können nur direkt über Züchter erworben werden. Züchter sind in den Züchterverbänden Exotis und Ziervögel Schweiz organisiert. An Ausstellungen können Kontakte geknüpft werden, durch Mitgliedschaften gelangt man in das Netzwerk der Organisationen und findet so andere Züchter.

Ernährung und Pflege

Diamantfinken ernähren sich in der Natur von einer Vielzahl an Grassamen. Ein Samengemisch für Prachtfinken ist für diese Art bestens geeignet. Hirsesorten werden bevorzugt gepickt. Darum bilden auch Kolbenhirse grosse Leckerbissen. Wenn Paare Junge aufziehen, sollte ihnen Keimfutter gereicht werden, ebenso gefrostete Buffalos und Pinkys. Diamantfinken freuen sich über regelmässige Gaben aus der Natur. Wildgräser, die an Bachläufen geschnitten werden, wo nicht gespritzt wird, werden gerne angenommen. Grit und Kalk müssen immer zur Verfügung stehen. Es gibt Kalk- und Mineralprodukte in Pulverform, die zur freien Aufnahme dargereicht werden sollten. Zudem kann Kalkpulver sporadisch über Früchte und Keimfutter gestreut werden. Auch Gurke, Apfel, Rüebli und Trauben können in kleine Stücke geschnitten gereicht werden.

Zucht

Die Paarpartner stellen Ansprüche aneinander. Darum gelingt nicht mit jedem Paar die Zucht. Da äusserlich die Geschlechter nicht unterschieden werden können, ist Geduld gefordert. Der langjährige Züchter Hanspeter Hofstetter aus Nebikon (LU) fängt Vögel aus seiner Schwarmvoliere, setzt die beiden Diamantfinken in eine Boxe und nimmt auf einem Stuhl davor Platz. Nun beobachtet er die beiden Vögel intensiv. Balzt ein Vogel, am Ende eines Zweigs mit einem Grashalm im Schnabel sitzend, weiss er, dass es sich um das Männchen handelt.

Nachts sitzen beide Paarpartner im Nest, tagsüber wechseln sie sich mit der Brut ab. Meist werden bis zu fünf Eier gelegt. Nach einer Brutzeit von bis zu 14 Tagen schlüpfen die Jungen. Sie verlassen das Nest mit 21 bis 25 Tagen. In den ersten Tagen und Nächten kehren sie immer wieder ins Nest zurück. Schon zwei bis drei Tage nach dem Ausfliegen beginnen die Jungen damit, selbständig Futter aufzunehmen. Trotzdem werden sie noch lange von den Eltern mit Futter versorgt. Es ist auch bekannt, dass die Jungen ihre nachfolgenden Geschwister mitfüttern. Mit etwa sechs Wochen beginnt die Mauser bei den Jungen, mit zwölf Wochen ist sie abgeschlossen.

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Lustig

Die Balz der Diamantfinken ist etwas Besonderes. Sie findet stets auf dem Ende eines Zweiges statt. Das Männchen sitzt aufrecht mit einem langen, grünen Grashalm im Schnabel, beugt den Kopf tief herab, so dass dieser fast die Brustseite berührt und beginnt mit seinem typischen Brummen, das den Gesang einleitet. Durch Wippen kommt der Zweig in Schwingungen. Ein imposantes Bild für das Weibchen. Lange nicht immer kommt es nach dieser Schau zu einer Paarung. Dafür schlüpft das Weibchen ins Nest und lockt. Das Männchen hüpft nie ohne Geschenk hinein. Es bringt eine Feder oder einen Grashalm.

Namensgebung

Die lateinische Artbezeichnung guttata bedeutet «tropfenförmig» oder «mit Tropfen versehen». Sie weist auf die weissen Punkte an den Flanken hin. Darauf spielt auch der deutsche Name an. Die weissen Punkte im tiefschwarzen Gefieder funkeln wie Diamanten. Georg Kearsley Shaw führte die Art 1796 in die Wissenschaft ein. Er war Arzt und Naturforscher sowie Kustos am Britischen Museum. Die Gattungsbezeichnung stammt vom sächsischen Zoologen Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach. Er führte sie 1850 ein. Der Diamantfink ist eine monotypische Art. Das heisst, in der Gattung Stagonopleura wird nur der Diamantfink geführt.

Besonderheit

Während der Diamantfink in der Vogelhaltung eine etablierte Art ist, die seit Jahren gut nachgezogen wird, sind die Bestände im Verbreitungsgebiet in Australien dezimiert worden, dies aufgrund von Lebensraumverlust und wegen eingeschleppten Tierarten. Die Weltnaturschutzunion IUCN gibt noch einen Bestand von 200 000 Diamantfinken an.