Exotik auf einer Insel in der Schweiz
Exkursion auf die Brissago-Insel
Ein Pflanzenparadies auf einer Insel? Das ist auch in der Schweiz zu finden. Die Brissago-Insel im Lago Maggiore bietet Exotik, wie sie sich sonst nur auf anderen Kontinenten zeigt.
Eine Insel voller exotischer Pflanzen. Wer wünscht sich nicht manchmal an einen solchen Ort? Es ist keine weite Flugreise notwendig, um sie zu finden. Ein Tagesausflug ins Tessin macht es möglich. Von Ascona am Lago Maggiore aus startet beispielsweise regelmässig ein Schiff. Keine 15 Minuten später schon wartet das Pflanzenparadies.
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Im Eigentum des Kantons Tessin
Die Brissago Inseln sind legendär. Dabei handelt es sich um zwei Inseln im Schweizer Teil des Langensees oder Lago Maggiore. Nur die Isola Grande ist begehbar. Auf ihr befindet sich heute der Botanische Garten des Kantons Tessin. Er ist seit 1950 für die Öffentlichkeit zugänglich, ab 2020 wurde der Kanton Tessin alleiniger Eigentümer der Brissago-Inseln.
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Wechselnde Inselbewohner
Die Geschichte des spektakulären Orts ist wechselvoll. Es muss offenbar ein Kloster auf der Insel gegeben haben. 1885 kauften Baron und Baronin Richard und Antoinette Fleming St. Léger die Inseln. Bei der Baronin handelte es sich um eine uneheliche Tochter des Zars Alexander II, die im russischen Zarenreich geboren wurde.
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Sie liess auf den Überresten eines Klosters ein Haus errichten und begann damit, einen Garten mit subtropischen Pflanzen anzulegen. Historische Bilder zeigen, dass sie bereits ein Treibhaus auf der Insel errichten liess. Sie musste die Inseln aus Geldnot 1929 an den deutschen Geschäftsmann Max Emden verkaufen. Er ersetzte das Haus der Gräfin durch einen Palast, die heutige Villa Emden, die heute zu einem Hotel und Restaurant geworden ist. Emden erhielt den Garten der Baronin. Seine Erben verkauften dann die Inseln dem Kanton und mehreren Gemeinden.
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Entdeckerfreude
Wasser plätschert, das schützende Laubdach von kapitalen Bäumen bietet Schatten. Die Ankunft auf der Brissago-Insel ist ein Abenteuer. Doch der Strom der Leute vom soeben angekommenen Schiff zerstört das Gefühl der Entdeckerlust in der Natur. Warum also nicht gleich nach dem Eingang auf der Insel rechts abzweigen, quasi mit dem Ende beginnen? Während alle dem offiziellen Weg entlangströmen, gelangt man so am Morgen in noch fast menschenleeres Gebiet auf dem Inselparadies.
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Von Australien in den amerikanischen Sumpf
Bald schon entsteht das Gefühl, in einem australischen Malee-Wald zu wandeln. Die typischen, gefleckten Stämme von Eukalyptusbäumen sind unverkennbar, Akazienarten entfalten ihre filigranen Blätter, Zylinderputzer ziehen mit ihren fiedrigen Blüten Hummeln an. Am Strand dann, wie im richtigen Lebensraum im Süden der USA, breiten sich die typischen Wurzeln der hellgrünen Sumpfzypresse im Flachwasser aus.
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Ein botanisches Schiff im See
Eine Etage höher entfaltet sich die Vegetation Südafrikas. Proteas blühen, ihre silbrigen Blätter rascheln im Wind, dahinter blitzt das Blau des Sees auf, als wäre es der Atlantik an der westlichen Küste Südafrikas. Die Insel läuft im südafrikanischen Fynbos-Bereich aus, und es mag zeitweise das Gefühl aufkommen, als stünde man auf einem Schiffsdeck, besonders dann, wenn das Blau des Sees zu beiden Seiten aufleuchtet. Auf dem Rückweg beeindrucken Agaven und Opuntien aus dem südamerikanischen Bereich.
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Fleischfresser im Hochmoor
Auch das Gefühl, durch einen südamerikanischen Regenwald zu streifen stellt sich ein, dort wo Palmfarne wachsen und Orchideen im Schatten hoher Bäume blühen. In der Nähe der Villa dann locken Schlauchpflanzen. Die Fleischfresser stammen aus Hochmooren Südamerikas. In einem Teich schwimmen Europäische Sumpfschildkröten und ein Bambuswald versetzt den Inselbesucher nach Asien.
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Am Mittelmeer
Jetzt, wo sich die Leute verteilt haben, ist der Mittelmeerbereich kaum noch besucht. Zeit also, auch durch diesen sonnigen Inselteil zu streifen. Und auch da: Ob an der Riviera oder auf der Brissago-Inseln, die Vegetation ist die gleiche.
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Ursprünglich bestanden die Inseln aus Gesteinsschichten, doch es wurde schon zur Zeit der Baronin Erde auf die Insel gebracht. Auch unter der Ägide des Botanischen Gartens Tessin wurden Substrate ausgebracht. Zwischenzeitlich gedeihen so viele Pflanzen, dass sich der Humus meist selbst bildet.
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Der See speichert die Wärme und gibt sie im Winter ab. Er ist durch die Alpenkette geschützt, viele Sonnentage sind garantiert, Frost gibt es wegen der begünstigten Lage nur spärlich. Das macht es möglich, dass Pflanzen der aufgezählten Bereiche gut gedeihen. Klima- und Feuchtigkeitsmessungen deuten auf ein subtropisches Milieu hin. Und das in der Schweiz!
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Praktische Informationen
- Öffnungszeiten: 29. März bis 5. November, von 9 bis 17.30 Uhr
- Die Schiffsanlegestelle «Isole di Brissago» ist im Fahrplan vorhanden. Schiffe der Schweizer Gesellschaft, die auch GA und Halbtax akzeptieren, fahren meist ab Locarno oder von Ascona aus auf die Insel. Zurück führen sie wieder nach Locarno oder Ascona. Wer von Ascona aus auf die Insel fährt, nimmt in Lugano beim Bahnhof den Bus Nr. 1 bis nach Ascona Centro, geht dann fünf Minuten zu Fuss in Richtung See zur Schiffsanlegestelle.
- Der Eintritt beträgt 10 Franken. Das Billett kann bereits bei der Schiffsanlegestelle in Ascona erworben werden. Das verhindert ein Anstehen nach der Schiffsankunft auf der Insel.
- Auf der Insel kann Picknick gegessen werden oder aber, man kehrt im Hotel/Restaurant Villa Emden ein.
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