Wenn es im Herbst stürmt, regnet oder sogar schon schneit, möchten viele Hunde und deren Besitzer  manchmal gar keine Pfote vor die Haustür setzen. Kurzweilige Spiele locken dann selbst den grössten Schlechtwettermuffel schnell hinter dem Ofen hervor. «Mit Indoorspielen sollte man erst dann anfangen, wenn man die volle Aufmerksamkeit des Hundes hat», rät Patrizia Flace, SKN-Hundetrainerin aus Bülach ZH. «Wichtig ist ausserdem, dass die Spiele ungefährlich sind, damit keine falschen Verknüpfungen durch negative Erlebnisse entstehen.» 

Zum Warmwerden eignet sich das Hütchenspiel. Hierfür benötigt man drei mittelgrosse, leere Plastikblumentöpfe (oder Joghurtbecher) und einige Leckerlis. Zunächst werden die umgedrehten Töpfchen in einer Reihe auf den Boden gestellt und unter einem Topf ein Leckerli versteckt. Der Hund darf alles genau beobachten, sollte aber zunächst brav wartend sitzen bleiben. Nun vertauscht man einige Male die Plätze der Hütchen. Auf Kommando «Such» muss der Vierbeiner den Blumentopf finden, unter dem das Leckerli liegt.

Der Kreativität für Nasenspiele sind in einer Wohnung generell kaum Grenzen gesetzt. So kann man zum Beispiel im Bücherregal, hinter dem Sofa oder sonst wo Leckerlis verstecken. Patrizia Flace nennt diese Spiele Geduldsspiele, da der Hund zunächst warten muss, und erst auf das Kommando «Such» mit der Übung beginnen darf. «Man kann die Suchübung auch dahingehend ausbauen, dass der Vierbeiner das gefundene Fressen zunächst anzeigen muss und erst auf Kommando aufnehmen darf.» Dies sei ein gutes Training, um im Freien gegen eventuelle Giftköder gewappnet zu sein, sagt Flace.

Der Zeitungszuträger
Ausserdem haben vierbeinige Schnüffler Spass daran, in einem Haufen aus übereinandergeworfenen, alten Handtüchern nach etwas «Feinem» zu suchen. Sehr vielseitige Spielzeuge sind leere Küchen- oder Toilettenpapierrollen. Hier werden zunächst einige Leckerlis hineingefüllt und dann die Enden mit Packpapier verschlossen. Für Suchanfänger sticht man zusätzlich einige Duft-Löcher in die Papprolle. Fortgeschrittene Supernasen finden den verlockenden Inhalt auch so. Die fertigen «Knallbonbons» kann man nun entweder verstecken, als Ballersatz durchs Zimmer rollen oder von seinem Vierbeiner apportieren lassen. Um schliesslich an die Leckereien zu gelangen, dürfen dann natürlich so richtig die Fetzen fliegen. 

Ebenfalls sehr kurzweilig ist das Erschnuppern einer Fährte. Man bindet dazu ein Stück getrockneten Pansen oder Dörrfleisch an eine Schnur und zieht damit eine Duftspur durch verschiedene Zimmer der Wohnung. Hierbei können auch Kurven oder Schlangenlinien, sowie für fortgeschrittene Schnüffler auch ein paar Erhöhungen eingebaut werden. Am besten führt man diesen Parcours als eigene Gedächtnisstütze an markanten Stellen vorbei, wie etwa um Sessel oder Stehlampe herum, kurz auf dem Rand der Duschwanne entlang oder über eine Stufe, damit die Nasenleistung des Hundes anschliessend besser nachvollzogen werden kann. Am Ende der Fährte wartet natürlich eine leckere Belohnung auf den Vierbeiner. Apropos Belohnung: «Ganz wichtig: alle gegebenen Leckerli von der Hauptfutterration abziehen, damit der Hund nicht zu dick wird», warnt Patrizia Flace. 

Fortgeschrittene Supernasen können auf Kommando bestimmte Gegenstände in der Wohnung aufspüren, die nach Herrchen oder Frauchen riechen, wie Socken, Handschuh oder die Hundeleine. Und die apportierfreudigen Hunde lieben es, ihren Leuten auf Kommando die Hausschuhe, die Zeitung oder einen Handfeger zu bringen; oder ein Wäschestück zur Waschmaschine tragen zu dürfen.

Weniger ist manchmal mehr
Reichlich Action ist angesagt, wenn der Hund an einem Gesellschaftsspielnachmittag mit der ganzen Familie teilhaben darf. Der Vierbeiner übernimmt hierbei den Part des Würflers. Dazu benötigt man einen Schaumgummi- oder Stoffwürfel für Kleinkinder aus dem Spielzeuggeschäft. Dabei ist zu beachten, dass der Würfel auf jeden Fall so gross ist, dass ihn der Hund nicht verschlucken kann. Von den Kommandos «Bring» und «Aus» geleitet, wird der vierbeinige Mitspieler nun für seine Menschen würfeln. Wenn der Hund den Würfel immer nur an solchen Spieltagen bekommt, versteht er bald, was er damit tun soll. Die Befehle «Bring» und «Aus» können somit durch die einfache Aufforderung «Würfeln» ersetzt werden.

«Ganz wichtig bei allen Spielen ist, den Hund nie zu überfordern, auf Stress- und Übersprungsreaktionen zu achten und zu beobachten, ob es dem Hund auch wirklich Spass macht», sagt Expertin Flace. Ausserdem sollte man immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist, das heisst, nie zu lange spielen, damit bis zum Schluss die volle Aufmerksamkeit des Hundes da ist – nach dem Motto: weniger ist manchmal mehr. Denn ein Hund braucht schliesslich auch genügend Ruhezeit täglich, um Erlebnisse und Umweltreize verarbeiten zu können.