Wie kam der Hund Lerry zu Ihnen, Frau Reist?

Ich erhielt E-Mails zu Abgabehunden vom Tierzentrum Bern. Da sah ich Lerry. Er berührte mich sofort. Ich klickte die Nachrichten aber immer wieder weg. Wir wollten ja keinen Hund mehr.

Sie hatten also schon Erfahrungen mit Hunden?

Urs Reist: Wir hatten einst einen Mischling aus Schäferhund und Schweizer Sennenhund. Wir nahmen ihn bereits als Welpen zu uns.

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Lerry liegt hier bei Ihnen im Wohnzimmer, Sie haben sich also dann doch für ihn entschieden.

Carole Reist: Lerry berührte unsere Herzen und Seelen. Er kam mir immer wieder in den Sinn. Darum bewarben wir uns schliesslich für ihn.

Warum und in welchem Zustand wurde Lerry im Tierheim abgegeben?

Carole Reist: Seine Besitzer gaben die fehlende Zeit an. Lerry war überaus ängstlich und eingeschüchtert. Wir vermuten, dass er vorher in einem Zwinger gehalten wurde. Er musste behutsam an Menschen und Spaziergänge gewöhnt werden.

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Was mussten Sie erfüllen, um Lerry zu adoptieren?

Carole Reist: Wir wurden zu einem Gespräch eingeladen und intensiv befragt. Dass wir bereits Erfahrung mit einem Hund und einen Garten haben, war Bedingung in Bezug auf den Hund Lerry. Wir mussten eine Bestätigung des Arbeitgebers vorlegen, dass Lerry auch mit ins Büro kann. Wir gingen während sechs Wochen zu viert mit Lerry spazieren, sodass er sich an uns gewöhnen konnte. Er kam dann probehalber für sechs Wochen zu uns. In dieser Zeit gehörte der Hund noch dem Tierheim. Nach der endgültigen Übernahme bezahlten wir dann 600 Franken inklusive drei Privatstunden mit dem Hundetrainer.

Wer kam mit auf die Spaziergänge?

Carole Reist: Die Betreuerin des Tierheims, die mit Lerry arbeitete, die Heimleiterin sowie ein Hundetrainer, der vom Tierheim engagiert wurde.

Finden Sie es gut, dass es so komplex ist, einen Hund zu adoptieren?

Urs Reist: Absolut. Uns wurde ein Top-Service geboten, der auf die schwierige und scheue Persönlichkeit Lerrys ausgelegt war. Nicht für jeden Hund wird gleiches verlangt, es kommt auf die Persönlichkeit des Tieres an. Ich finde es wichtig, dass eingehend abgeklärt wird, ob Hund und künftige Besitzer zueinander passen.

Carole Reist: Es ist nicht einfach so, dass jeder Interessent schnell mal einen Hund im Heim abholen kann, und das ist auch richtig so. Der Weg zu einem Hund aus dem Tierheim ist komplex, aber er hilft einem als Halter auch, sich richtig darauf vorzubereiten. Den Tierheimverantwortlichen geht es darum, dass das Tier nicht wieder im Heim abgegeben wird.

Warum haben Sie sich nicht einfach einen Welpen angeschafft?

Carole Reist: Für uns kam nur ein Hund aus dem Tierheim in Frage. Es ist sinnvoll, dass ein solches Tier wieder einen guten Platz erhält. Zudem ist der Umgang mit einem Hund aus dem Tierheim für uns einfacher als mit einem Welpen.

Warum? Ein Welpe hat doch keine problematische Vorgeschichte.

Carole Reist: Wir wissen, was es heisst, einen Welpen von Grund auf zu trainieren. Das ist sehr viel Arbeit. Mit einem Hund aus dem Tierheim wurde bereits gearbeitet, er hat Vorkenntnisse, weiss, wie es ist, an der Leine zu gehen, ist stubenrein.

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Wie sind Sie mit Lerry zufrieden?

Carole Reist: Er ist ein absolut lieber, folgsamer Hund, der nie bellt. Er braucht Zeit und sehr viel Einfühlungsvermögen. Er bestimmt, wie viel Nähe er geben kann und wie viel Distanz er braucht. Bei der Eingewöhnung bestimmte er das Tempo. Bei der Begegnung mit anderen Hunden gibt es keine Probleme. Lerry ist für uns wie ein Sechser im Lotto!

Lerry
Lerry wurde im Tierzentrum Bern abgeben, war ängstlich und lebte dort ein halbes Jahr lang. Während dieser Zeit wurde intensiv mit ihm gearbeitet, sodass er Vertrauen fasste. Der Mischling ist jetzt viereinhalbjährig. Seit einem Jahr lebt er bei Urs und Carole Reist in Rüfenacht bei Bern.