Blähungen, tiermedizinisch auch Flatulenzen genannt, stellen die traute Zweisamkeit zwischen Vierbeiner und Halter oft auf eine harte Probe. Dabei sollten die entweichenden Hundewinde Grund zur Freude bieten, sagt Nicole Brodbeck. «Pupsen bedeutet, dass das Verdauungssystem gesund ist und einwandfrei funktioniert.» Laut der Ernährungs- und Diätetik-Fachfrau von der landesweit tätigen, mobilen Tier-Gesundheitspraxis HundKatzeSchmaus ist es ganz normal, dass Hunde immer wieder mal pupsen. «Die Verdauung ist ein Gärungsprozess, bei dem Darmgase entstehen.» 

Abhängig von der Nahrung und der Gewöhnung variiert allerdings die Menge der Fürze. Zudem schlucken insbesondere «Nimmersatt»-Rassen wie Labrador oder Beagle respektive Hunde mit besonders kurzer Schnauze wie Bulldogge, Mops oder Boxer viel Luft beim Fressen.  Diese wird anschliessend wieder ausgestossen – durch Rülpsen oder eben Pupsen. Die entweichenden Gase sind dann allerdings weniger geruchsintensiv.

Vorsicht bei Futterwechsel
Für die stinkenden Blähungen sind zahlreiche wichtige Bakterien im Darm verantwortlich. «Beim Verarbeitungsprozess der Nahrung produzieren diese unter anderem Schwefel-Wasserstoff, der für die mehr oder weniger stark riechenden Gerüche mitverantwortlich ist», erklärt Brodbeck und gibt gleichzeitig Entwarnung. Selbst bei besonders übel riechenden Fürzen müsse man sich keine Sorgen um die Vierbeiner machen.

Je nach Futter kann das aus dem Hundepopo entweichende Luftergebnis stark unterschiedlich sein. Meist liegt der Grund für einen plötzlichen Anstieg von Winden laut Brodbeck in einer Nahrungsumstellung. Dies lege sich in der Regel meistens innert zwei Wochen.

 Anders verhält es sich bei Futter, welches der Hund schlecht oder gar nicht gut verträgt: «Gerade wenn der Hund es nicht gewohnt ist, dann führen Kohlarten, Brokkoli, Stangensellerie, Getreide und allgemein hohe Anteile an Kohlenhydraten oder Ballaststoffen zu Blähungen», sagt Brodbeck. Auch fauliges Fallobst sei oft ein Grund für höhere Gasentwicklung. Gerade der in überreifem Obst vermehrt enthaltene Zucker begünstigt die Entwicklung derjenigen Darmbakterien, die für starke Blähungen verantwortlich sind. Am besten sollten Hundehalter bei Futterauswahl und Leckerli-Vergabe auf den Inhalt achten. Statt Chemiecocktails empfiehlt die Ernährungsfachfrau getrocknete Hühnerherzchen oder mal ein Stückchen Apfel als «Gudi» einzusetzen.

Flatulenzen können aber auch ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Eine genaue «Gasmenge», die noch als unproblematisch gilt, gibt es jedoch nicht. Wie beim Menschen gibt es auch Hunde, die schneller zu Blähungen neigen als andere. «Blähungen können unter anderem ein Anzeichen für eine Lebensmittelvergiftung oder -unverträglichkeit durch verdorbene Nahrungsmittel und Abfälle sein», sagt Nicole Brodbeck und warnt insbesondere vor dem Verzehr von für den Hund giftiger Schokolade, Trauben oder Birkenzucker, der vermehrt in vielen Futterprodukten verarbeitet wird.

Dicke Luft bei Couch-Potatoes 
Ferner führen Milcheiweissintoleranz oder die selten auftretende Glutenunverträglichkeit ebenfalls zu Fehlgärungen und Blähungen. Neben Gardien, Würmern und weiteren Darmparasiten könnten auch Magen-Darm-Erkrankungen, Reizdarm, Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und Tumore mit starken Blähungen und Bauchschmerzen einhergehen. Sind diese anhaltend und der Hund unruhig sollte der Tierarzt aufgesucht werden, rät die Ernährungsexpertin.

«Man muss aber nicht immer gleich das Schlimmste befürchten», beruhigt Brodbeck pupsgeplagte Hundehalter. «Was dem einen Hund nichts ausmacht, verträgt der andere nicht und kann, gerade bei ungewohnter Nahrung, zu sehr heftigen Fehlgärungen, Blähungen und starken Bauchschmerzen führen.» 

Damit nicht so schnell dicke Luft herrscht, rät Brodbeck zu möglichst natürlicher Nahrung mit richtigem Fleisch. «Du bist, was du isst» gelte schliesslich ebenso für den Hund. Natürlich muss der Vierbeiner sich auch genügend bewegen. Gerade Couch-Potatoes leiden häufiger unter Blähungen. Dass sein Darm rumort und zwickt, zeigt der Hund meist durch häufiges Strecken mit den Vorderpfoten am Boden und dem Po in der Luft. Wechselt er zudem häufig seine Liegeposition oder stösst auf, sollte man besser schon mal ein Fenster öffnen.