Vor mehr als 100 Jahren, im August 1916, wurde in Oldenburg in Deutschland die erste Schule weltweit für Blindenführhunde eröffnet. 13 Jahre später, am 29. Januar 1929, wurde in den USA in New Jersey ebenfalls eine Schule gegründet. Dieses Datum wird seither als internationaler Tag der Blindenführhunde verwendet. Letztes Jahr feierte in der Schweiz mit der Blindenführhundschule  Allschwil die älteste Schule ihr 50-jähriges Jubiläum. In dem halben Jahrhundert wurden dort 1’023 Blindenführhunde, 29 Assistenzhunde sowie 47 Autismusbegleithunde erfolgreich ausgebildet.

Junghunde die ihre Ausbildung beginnen, leben für ein bis zwei Jahre bei einer Patenfamilie. Solche suchen Blindenführhundeschulen immer wieder, so auch die Blindenschule Liestal. Junghunde-Trainer Thomas Wiggli erklärt im Interview, was eine Patenfamilie alles mitbringen sollte.

Herr Wiggli, was zeichnet einen guten Junghunde-Trainer aus?

Das Wichtigste ist genügend Zeit. Man kann den Hund nicht einfach acht Stunden alleine lassen, sondern muss sich mit ihm beschäftigen, eine Bindung zum Hund aufbauen und zum Beispiel häufig mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs sein, damit sich die Tiere an unsere hektische Umwelt gewöhnen. Und es braucht natürlich den Einsatz und die Begeisterung, und zwar von der ganzen Patenfamilie.

Braucht es nicht auch viel Erfahrung mit Hunden?

Ausser der Tierliebe und Zeit muss man fachlich nichts mitbringen, dieser Teil wird den Hundehaltern von unserer Schule beigebracht. Jeden zweiten Dienstag besuchen sie dafür eine Weiterbildung, entweder abwechselnd alle Junghunde-Trainer gemeinsam bei uns in Liestal oder dezentral in Bern, Basel oder Zürich. Zusätzlich erfolgen Kursbesuche bei einem von uns ausgewählten Hundetrainer in ihrer Nähe.

Wie werden die Leute für ihr Engagement entlohnt?

Es handelt sich um Freiwilligenarbeit, bis auf einen kleinen Spesenersatz pro Monat von 50 Franken erhalten die Familien keinen Lohn. Eine Bezahlung wäre für uns finanziell nicht umsetzbar, da wir als gemeinnütziger, steuerbefreiter Verein selbst auf Spendengelder angewiesen sind. Auslagen für Tierarzt, Futter, Hundeausrüstung und so weiter übernimmt die Schule.

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Je nach Rasse bleiben die Hunde ein bis zwei Jahre bei den Patenfamilien. Ist es nicht schädlich für das Tier, wenn es aus dem gewohnten Umfeld gerissen wird?

Nein, die Hunde leben im Hier und Jetzt. Sobald der Hund die Familie verlässt und zu den Instruktoren kommt, konzentrieren sie sich voll und ganz auf diese. Und dasselbe später bei den blinden Personen. Das Tier vergisst seine Patenfamilie zwar nicht, konzentriert sich aber auf jenen Menschen, der es umsorgt, ihm Futter, Geborgenheit und ein Zuhause gibt.

Und wie ist es mit den Menschen? Für die ist der Abschied doch sicher schwieriger.

Ja, das schon. Da fliessen auch immer wieder Tränen. Gerade Patenfamilien mit Kindern im schulpflichtigen Alter fällt es oft schwer, das liebgewonnene Tier ziehen zu lassen. Deshalb empfehlen wir, die Kinder mit in die Blindenhundeschule zu nehmen, sodass sie sehen, was die Hunde leisten, weshalb sie ausgebildet werden und wie wichtig sie für die blinden Menschen sind, die sie dereinst unterstützen werden.

 

Videotipp zur Blindenführhundeschule Allschwil

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