Die Frau ruft nach ihrer Tochter und deren Schulfreund, die auf der Wiese mit ihren Hunden spielen: «Malu! Christoph! Wir müssen weiter!» Doch noch vor den beiden Kindern sind die Vierbeiner zur Stelle. Balu und Rico fühlen sich gleichermassen angesprochen wie ihre Gspänli. Denn als Hunde hören sie weniger auf den Inhalt eines Worts als vielmehr auf seinen Klang.

Dabei achten sie mehr auf Vokale als auf Konsonanten, wie Forscherinnen der Universität Maryland in den USA herausfanden. Im Gegensatz zu den Menschen, die eine Präferenz für Konsonanten haben, bevorzugen Hunde A, E, I, O und U. Gemäss der 2020 im Fach- magazin «Animal Cognition» publizierten Studie hörten die Vierbeiner lieber, wenn ihr Name mit einem falschen Konsonanten gesprochen wurde, als wenn der Vokal nicht korrekt war.

Beispielsweise mag Luna nicht Lana gerufen werden, auf Lupa dagegen reagiert sie. Deshalb hören Balu und Rico auf Malu und Christoph. Generell sind zweisilbige Namen ideal. Am besten beginnen sie mit einem harten respektive scharfen Buchstaben – S, Ch, Sch oder K hören Hunde besonders gut – und enden mit einem Vokal. Die Spitzenplätze der Hitliste der Schweizer Namen sind durchaus geeignet: Luna, Kira und Nala für Hündinnen sowie Rocky, Lucky und Balu für Rüden.

Mehrsilbige Namen gelten als zu lang, während ein einsilbiger Name wie Max zu kurz ist, damit ihn der Rüde akustisch wahrnehmen kann. Zudem bestehen viele Befehle aus einer Silbe. Matz oder Max tönt wie «Platz!», Fritz wie «Sitz!» oder Klaus wie «Aus!». Solche Namen verwirren den Vierbeiner ebenso, wie wenn sein Herrchen oder sein Frauchen ihn ohne klares Kommando ruft. Mit einem einfachen «Kira!», «Kiiira!» oder «Kiraaa!» weiss die Hündin auch nach mehrfacher Wiederholung wenig anzufangen. Ein «Komm!» hinterher – und sie weiss, was zu tun ist.

Selektiver Einsatz des Gehörs

Natürlich stellen Hunde ihre Ohren auch mal auf Durchzug. Sie können Sturköpfe sein oder sind schlicht nicht erzogen. Dann mögen sie weder gehorchen noch hören. Sie hören aber deutlich mehr Töne als der Mensch: Bei uns liegt die hörbare Frequenz zwischen 20 und 20 000 Hertz, bei Hunden reicht der Bereich von 15 bis 50 000 Hertz. Auch hören sie lauter als wir, wenn auch nur unwesentlich.

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Aber das Hundegehör besitzt eine Fähigkeit, die wir Menschen etwa dann gerne hätten, wenn bei Baulärm ein Text zu schreiben ist: Die Vierbeiner setzen ihr Gehör selektiv ein und können laute und unwichtige Geräusche ausblenden. Deshalb lassen sich Lucky oder Nala von einem lauten Fernseher, Radio, Staubsauger oder Verkehrslärm nicht bei ihrem Nickerchen stören. Aber kaum ertönt ein Ruf oder ein Laut, der sie betrifft oder der ungewohnt ist und deshalb ihre Wachsamkeit nötig ist, sind sie hellwach. Dies kann das Öffnen einer Kühlschranktür, einer Dose oder eines raschelnden Sackes sein – wenn sie wissen, dass das Geräusch sie betrifft und «Futter» bedeutet, sind Nala und Lucky sofort zur Stelle.

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