Endlich ist der grosse Tag da, die Kaninchen können einziehen. Wie auch andere Tiere kauft man Kaninchen dort, wo man sich gut beraten fühlt und wo die Stallungen einen sauberen Eindruck machen. Niesende oder apathische Tiere oder gar verdreckte Ställe mahnen zur Vorsicht. 

Zu Hause ist alles vorbereitet, der Stall bezugsbereit (lesen Sie hier mehr dazu). Kaninchen ertragen Hitze schlecht, das muss man bei der Wahl der Transportbox bedenken. Eine Kartonkiste mit ein paar Löchern ist höchstens für Kurzstrecken geeignet, denn darin wird es in kurzer Zeit zu heiss. Besser ist ein Katzentransportkorb. An Hitzetagen transportiert man Kaninchen in den kühlen Morgen- oder Abendstunden. Eine Einstreu aus Stroh und etwas Heu und ein Stück Apfel oder Karotte reichen als Wegzehrung auch bei längeren Strecken, während der Fahrt fressen die Tiere wenig.

Futterwechsel langsam vornehmen
Zu Hause angekommen, können die Langohren ihren neuen Stall beziehen, in dem bereits Heu und Wasser bereitstehen. Danach gibt man den Tieren Zeit, in Ruhe ihre neue Umgebung kennenzulernen. Kinder dürfen die neuen Mitbewohner beobachten, sollten ihnen aber nicht zu sehr auf den Pelz rücken und das Streicheln noch etwas hinausschieben. 

Der Züchter hat informiert, wie er seine Tiere füttert, und im Idealfall sogar etwas vom gewohnten Futter mitgegeben. Es ist ratsam, die Fütterung vorerst so fortzusetzen, wie es die Tiere gewohnt sind, und nur langsam auf anderes Futter umzustellen. Kaninchen haben wie alle Pflanzenfresser eine komplizierte Verdauung und sind etwas anfällig auf Verdauungsstörungen. Sie können nicht erbrechen; gefressenes Futter muss wohl oder übel durch den Verdauungstrakt. So kann es bei Fütterungsfehlern oder plötzlichem Futterwechsel zu Aufblähungen oder Durchfall kommen. 

Zu wissen, wie die Verdauung funktioniert, schützt vor Problemen: Da Pflanzennahrung schwer verdaulich ist, brauchen Pflanzenfresser mikrobielle Helfer. Bei Wiederkäuern sitzen diese im Pansen, bei Kaninchen im Blinddarm. Hier wird die Pflanzennahrung von unzähligen Mikroorganismen aufgeschlossen. Bakterien der Gruppe Bacteroides machen den grössten Teil aus, aber es gibt auch Einzeller, Hefen, ja sogar eine spezielle Amöbenart, die nur im Blinddarm von Kaninchen vorkommt. Sie zerlegen die schwer verdaulichen Pflanzenteile für das Kaninchen und bilden daraus flüchtige Fettsäuren, die als Energiequelle dienen. 

Weichkot als Kraftfutter
Die Fütterung beeinflusst direkt die Zusammensetzung der Blinddarmflora. Eine faserreiche Ernährung, wie sie der Physiologie des Kaninchens entspricht, begünstigt die erwünschten Bacteroides. Faserreich sind Heu, Wiesenschnitt, Zweige, Gemüse. Füttert man viele leicht verdauliche Kohlehydrate wie entspelztes Getreide oder Brot, nehmen problematische Darmbewohner wie Clostridien und Kolibakterien überhand, es kann zu Durchfall und Trommelsucht kommen. 

Eine Besonderheit der Kaninchenverdauung ist die Koprophagie, eine Art von Wiederkäuen. Die Kaninchen bilden nebst den harten Kotbällchen auch Weichkot, der aus halb verdauten Pflanzenteilen und Darmbakterien besteht. Er ist besonders eiweiss- und vitaminreich, ein hausgemachtes Kraftfutter. Den Weichkot fressen die Kaninchen direkt ab After. Dieses Kotfressen gehört also zum normalen Verhalten der Kaninchen. Bleibt Weichkot im Stall liegen, deutet dies auf eine zu eiweissreiche Fütterung hin.

Die Verdauung wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert, sie reagiert auf Stress. Andauernder Stress, wie er in einer unharmonischen Kaninchengruppe vorkommt, kann vor allem bei rangtiefen Kaninchen zu Verdauungsstörungen führen. Ausweich- und Versteckmöglichkeiten und genügend Futterplätze können Abhilfe schaffen.

Wichtig ist, dass man Störungen frühzeitig erkennt. Dabei hilft der tägliche Gesundheitscheck: Hat das Tier normal gefressen? Trinkt es die gewohnte Menge Wasser, wobei an heissen Tagen natürlich mehr getrunken wird als an kalten. Ist der Kot normal geformt? Benimmt es sich normal oder sitzt es zusammengekauert in einer Ecke? Hat es einen aufgeblähten Bauch oder Durchfall? Sobald etwas anders ist als gewohnt, kommen gezielt ausgewählte Kräuter zum Einsatz. Man findet sie am nächsten Waldrand, in der Wiese und im Garten. 

Pflege, Hygiene, Gesundheit
Gegen Durchfall helfen Brombeerblätter, Eichen- und Erlenzweige, Spitzwegerich und Oregano. Allgemein aufbauend wirken Oregano, Löwenzahn, Brennnessel (angewelkt oder getrocknet), Erdbeerblätter, Nachtkerze, Schafgarbe. Appetitanregend sind bittere Kräuter wie Beifuss, Hopfen, Löwenzahn, Schafgarbe. Die ungeliebte Zaunwinde beugt der Haarballenbildung vor. Bessert sich der Zustand des Tieres nicht, oder besteht Unsicherheit, ist ein Tierarzt beizuziehen.

Gesundheit hängt eng mit der Pflege zusammen. Regelmässige Fütterungszeiten, wöchentliches Misten, saubere Futter- und Wassergeschirre sind die Basis gesunder Tiere. Unsaubere Ställe begünstigen Kokzidiose. Kokzidien sind einzellige Parasiten, die im Darm der Kaninchen leben; ihre Sporen werden über den Kot ausgeschieden. Muss ein Kaninchen in einem dreckigen Stall leben, nimmt es bei der Fellreinigung Kokzidiensporen auf, diese entwickeln sich im Darm zu Parasiten und zerstören die Darmschleimhaut. Schwere Durchfälle und Blähbäuche sind die Folge. Kokzidiose kann bei Jungtieren zu Todesfällen führen. Misten ist die beste und einfachste Vorbeugung, Kokzidien-hemmende Kräuter wie  Beifuss und Echte Nelkenwurz helfen zusätzlich.

Tödlich verlaufende Kaninchenseuchen sind die Myxomatose und die Virale hämorrhagische Krankheit VHK. Erstere tritt in der Schweiz selten auf, da es hierzulande kaum Wildkaninchen gibt, die als Virenreservoir dienen. Ab und zu erkranken aber Kaninchen an Myxomatose, wenn sie in die Ferien ins Ausland mitgenommen wurden. Kaninchen werden deshalb besser zu Hause betreut. VHK tritt auch in der Schweiz immer wieder auf, dieses Jahr gab es bereits sechs Fälle. Gegen VHK kann jedoch geimpft werden.