Eingesetzt im Kaninchenstall ist Stroh das wichtigste Gestaltungselement eines Abteils. Richtig wohl fühlen sich die Tiere, wenn nach dem Säubern frisch eingestreut ist und sie sofort beginnen, die Halme anzuknabbern, einen Haufen zusammenzuschieben oder sich darin zu verstecken.

Generell wird Stroh als Einstreumaterial in der Nutztierhaltung sehr geschätzt; die Labelprogramme schreiben beispielsweise zwingend den Einsatz im Schweinestall vor. Doch kann Stroh wegen der möglichen Belastung mit Mykotoxin (Schimmelpilzgift) auch eine ernst zu nehmende Gefahr für die Gesundheit aller Haustiere sein. Die Verwendung von sauberem, giftfreiem Stroh ist zwingend, denn die Kaninchen fressen und zerkleinern gerne die Halme. Stroh ist also gleichzeitig Einstreu- und Beschäftigungsmaterial.

Die belastenden Gifte können unterschiedlicher Herkunft sein: Einerseits entstehen sie bereits auf dem Getreidefeld auf den Halmen und andererseits treten sie als Lagerpilze nach der Ernte auf. Grundsätzlich ist Gerstenstroh weniger belastet als Weizenstroh. Auch sollten die Landwirte nur einwandfreies, trockenes Stroh zu Ballen pressen, um die Qualitätsanforderungen aller Tierhalter zu erfüllen. Die Gersten- und Roggenhalme sollten im Vergleich mit Weizenstroh «weicher» sein.

Bei der Wahl der Strohsorte müssen Rasse und Alter beachtet werden
Mit Schimmel befallenes Stroh gehört sofort auf den Misthaufen. Ein kleiner Trost: Mist, der viel Stroh enthält, bildet – im Garten gelagert – nach der Verrottungszeit einen natürlichen Dünger, der als organischer Kohlenstofflieferant sehr wertvoll ist.

Jeder Züchter macht sich darüber Gedanken, wie er seine Tiere am besten sauber hält. Es gibt verschiedene Beurteilungspunkte. So spielen das Alter und auch die Rasse der Tiere eine Rolle. Angorakaninchen sind hier besonders zu erwähnen. Jeder, der schon Einstreumaterial aus dem Fell zupfte, weiss um die Sorgfaltspflicht für seine Tiere und probiert vielleicht eine andere Methode wie beispielsweise längeres Stroh aus.

Jungtiere fühlen sich ganz wohl im Stroh-Nest. Während der Säugeperiode von Mutter und Jungtieren wird nur wenig davon verzehrt. Nicht aufgeschlossenes Stroh hat nicht die gewünschte Saugkraft, um Flüssigkeiten (Urin) aufzunehmen. Durch eine mechanische Verarbeitung aber lässt sich diese bedeutend verbessern. Häckselstroh eignet sich besser als lang gepresste Strohhalme. Noch geeigneter bezüglich Saugkraft sind fein zerkleinerte Komponenten (Holz, Stroh), die aber wegen des Staubes auch eine Belastung für die Atemwege der Tiere sein können.

Der Isoliereffekt des Strohs muss auch erwähnt werden. Nicht nur in den Kotschubladen leistet genügend Stroh einen Wärmeschutz nach unten; die Tiere liegen auch gerne auf einer dicken Unterlage. Kleintierstallungen können innen sehr gut mit Strohballen eingekleidet werden. Doch aufgepasst, sie dürfen niemals nass oder feucht werden, will der Züchter sie später wieder verwenden.

In einem Experiment mit zwei Wiederholungen wurden 30 zum ersten Mal werfende Zibben 10 Tage vor der Geburt vor die Wahl gestellt, aus zwei Käfigen jenen auszuwählen, der ihnen besser behagte. Das eine Nest wurde mit 8 cm langen Holzspänen ausgestattet, das andere Nest mit 8 cm langem Gerstenstroh. 24 Stunden vor der Geburt wurde die Nestkonformität (Haare, ursprüngliches Nestmaterial) sowie die Wahl des Nistkastens beurteilt.

Im ersten Versuch wählten 87 Prozent der Häsinnen den Stroh-Nistkasten; im zweiten sogar 93 Prozent. Fünf Prozent der Zibben entfernten das Material (Holzspäne und Stroh) und machten ihr Nest nur mit dem eigenen Haar. Bei den Würfen auf Stroh konnte eine grössere Anzahl Jungtiere abgesetzt werden.

Heu hat höheren Nährwert
Das Getreide ist eine Zuchtform von Süssgräsern. Was vor bald 10 000 Jahren begonnen hat, ist auch heute noch eine Herausforderung für viele Pflanzenzüchter. Standen früher die Erträge im Vordergrund, so sind es heute Zuchten, die Krankheiten widerstehen und trotzdem wirtschaftlich sein können. Beim Dreschen auf dem Feld fallen aus-ser dem wertvollen Korn auch Stroh und Spelzen an. Während die Spelzen und Grannen auf den Acker zurückfallen, wird das Stroh weiterverwendet.

Stroh als Heuersatz ist in der Tierhaltung gut vorstellbar, ebenso gemahlenes Stroh direkt ins Futter einzumischen. Seiner Herkunft entsprechend glaubt jeder, dass die Nährwerte des Strohs mit denen von Heu vergleichbar seien. Doch weit gefehlt. Bei der Energie liegt der Wert etwa 40 Prozent tiefer und beim Protein weist Stroh gegenüber einem kräuterreichen Heu nur etwa einen Drittel auf. Bei der Rohfaser liegt Stroh vorne mit einem Plus von 70 Prozent. Der Mineralstoffgehalt von Stroh ist bescheiden. Der hohe Rohfasergehalt ist aber keineswegs verwerflich, denn diese sind für den Verdauungsprozess absolut notwendig und sorgen für eine optimale Fortbewegung des Nahrungsbreis im Verdauungssystem.

Es gibt Züchter, die von Erbsenstroh schwärmen und alles geben, damit sie es im Winter den Tieren vorsetzen können. Erbsenstroh enthält doppelt so viel Eiweiss wie Gerstenstroh und ist auch bezüglich Kalziumgehalt einsame Spitze. Nur wird es schwierig sein, diese Stauden zu kaufen – man muss sie selber anbauen. Einfacher ist Stroh direkt vom Produzenten zu erhalten. Hier sollte zuerst die Qualität überprüft werden. Wenn der Anbieter gar den Verwendungszweck kennt, achtet er noch mehr auf besonders gute Kleinballen – auch er weiss, dass nur gut getrocknetes Stroh in den Fütterungskanal gelangen darf. Der Preis, der für 100 Kilogramm Stroh bei 20 bis 25 Franken liegt, ist kaum vergleichbar mit Angeboten aus Läden, die pro Kilogramm gegen vier Franken verlangen.

Wird das Stroh gut gelagert, riecht es nicht muffig. Auch soll geprüft werden, ob Käfer oder Milben enthalten sind. Die kräftig gelbe Farbe bestätigt dem Käufer, dass das Stroh unter guten Witterungsverhältnissen geerntet wurde. Ist das Stroh mit einer Plastikfolie verpackt worden, muss darauf geachtet werden, dass ein Luftaustausch immer möglich ist.