Das Tierschutzgesetz schreibt minimales, natürliches Tageslicht von 15 Lux vor. 1 Lux entspricht der Lichtintensität einer brennenden Kerze in einem Meter Entfernung. Bei einer solchen Helligkeit sollte ein Züchter noch in der Lage sein, die Tageszeitung zu lesen. Noch besser ist es, verschiedene Lichtintensitäten im Stall zu haben, damit die Tiere ihren bevorzugten Aufenthaltsort jeweils selbst wählen können.

Tageslicht ist auf jeden Fall einer künstlichen Lichtquelle vorzuziehen, denn die Ultraviolett-Strahlung kann Krankheitskeime abtöten. Allerdings ist zu bemerken, dass nicht das ganze Spektrum der UV-Strahlung durch das Fensterglas dringen kann. Ein Gitter anstelle eines Fensters ist lichttechnisch eher zu empfehlen.

Kaninchen sind dämmerungsaktive Tiere; während des Tages ruhen sie eher. Dementsprechend ist ihr Sehsinn verhältnismässig empfindlich und trotzdem brauchen sie Tageslicht, um sich wohlzufühlen und sich gut entwickeln zu können.

Das Licht fördert die Leistung
Die Deutsche Forscherin Meike Schüddemage hat sich mit dem Einfluss von Licht auf die Fruchtbarkeit von Zibben und Rammlern befasst. Sie verglich die Ergebnisse unter Naturlicht, einem 8-stündigen und einem 16-stündigen Lichtprogramm und kam zu folgendem Schluss:

  • Die Konzeptionsrate (= Verhältnis der Anzahl Trächtigkeiten zu Besamungen oder Sprünge der Rammler) konnte mit Kunstlicht nur gering gesteigert werden.
  • Mit einem Kunstlicht von 16 Stunden konnte die höchste Anzahl der gesamt geborenen Jungtiere im Vergleich zu Kunstlicht mit acht Stunden erzielt werden; auch wurden am meisten Jungtiere unter dem Einfluss von 16-stündigem Kunstlicht abgesetzt.
  • Die durchschnittliche Saughäufigkeit lag beim 16-Stunden-Kunstlichtprogramm bei 1,14 Saugakten und beim 8-Stunden-Kunstlichtprogramm bei 1,41 Saugakten.

In ihrem Bericht hielt Schüddemage fest, dass die Saugaktivität der Kaninchen einem speziellen Rhythmus folgt und der Lichtwechsel von hell nach dunkel den Impuls für das Säugen gibt. So fanden beim 16-stündigen Kunstlichtprogramm 28,1 Prozent aller Saug­akte in der ersten Stunde nach dem Ausschalten des Lichtes statt. Die Ergebnisse zeigten auch, dass das Säugen der Jungtiere mehrheitlich in der Dunkelphase stattfindet.

Der Einfluss des Lichtes beeinflusst auch die Entwicklung der Geschlechtsaktivität; die Zunahme der Tageslichtlänge im Frühjahr bewirkte bei den Rammlern einen Anstieg der Sprungaktivität.

Beeinflusst der saisonale Einfluss (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) die Fruchtbarkeitsparameter? Über einen Zeitraum von fast zwei Jahren wurde bei einer Gruppe von Kaninchen bei konstanten Bedingungen und 14 Stunden Lichtdauer die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur gemessen, um herauszufinden, ob diese Faktoren einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben.

Die Deckbereitschaft zeigte über beide Testjahre einen saisonalen Verlauf. Hohe Werte wurden im Februar mit 97,2 Prozent erreicht, tiefe Werte im September. Die höchsten Konzeptionsraten wurden ebenfalls in den Frühlingsmonaten März und April gemessen. Für die Wurfgrössen und Verlustraten liessen sich weder stallklimatische Einflüsse noch eine saisonale Abhängigkeit feststellen. Hingegen zeigten Einzeltier- und Wurfgewichte (standardisiert auf eine mittlere Wurfgrösse von sieben Stück) deutlich bessere Werte in der zweiten Jahreshälfte.

Bei diesen Untersuchungen weist nur die Konzeptionsrate eine deutliche Abhängigkeit von der Stalltemperatur auf; Deckbereitschaft sowie Einzeltier- und Wurfgewichte zeigten einen saisonalen Verlauf.

Karl Weissenberger schreibt in seinem Buch «Fortpflanzung und Zuchtverfahren in der Kaninchenzucht», dass sich jeder Züchter im Winter überlegen müsste, wie er bessere Lichtverhältnisse in die meist dunklen Ställe bringen kann. Es ist von Vorteil, die kurzen Wintertage durch ausreichende Beleuchtung zu verlängern; er empfiehlt, den Tag künstlich auf 14 Stunden auszudehnen.

Kaninchen nehmen Licht anders wahr
Aber Achtung! Licht ist nicht gleich Licht. Da unser Wechselstrom eine Frequenz von 50 Hz aufweist, flackert unser Licht mit einer Frequenz von 50 Hz pro Sekunde. Wir Menschen nehmen dieses Flackern nicht wahr, aber Kaninchen, die eine viel bessere Wahrnehmung haben, empfinden das Licht als flimmernd. Besser sind Gleichstromlampen.

Weit mehr als die Tiere, sind Pflanzen auf genügend Licht angewiesen. Sie brauchen es, um Sauerstoff zu produzieren, diesen wiederum, um die für ihr Wachstum benötigten Nährstoffe aufbauen zu können. Man nennt das Photosynthese. Sie wird in pflanzlichen Zellen mit Chlorophyll, dem grünen Blattfarbstoff, betrieben. Mit der Anwesenheit von Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid wird Traubenzucker (Glukose) und Sauerstoff hergestellt. Dieser Traubenzucker kann zu Stärke weiterverarbeitet werden.

Die Photosynthese ist also wichtig, damit täglich genügend Futter für unsere Tiere zur Verfügung steht. Verschiedene Wissenschaftler wollen die Energiefrage mit ähnlichen Prinzipien wie die Photosynthese lösen. Weltweit forschen Wissenschaftler an Solarzellen, die die Photosynthese der Pflanzen nachahmen und aus Sonnenlicht und Wasser synthetische Brennstoffe wie Wasserstoff bilden. Empa-Forscher haben eine solche photoelektrochemische Zelle dem Mottenauge nachempfunden und dadurch die Lichtausbeute drastisch erhöht (Quelle: ee-news, Juni 2014).

Die Photosynthese ist abhängig von Faktoren wie Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Frischluftzufuhr mit Kohlendioxid und ausreichend Wasser. Mit einer Ausnahme sind diese Faktoren auch ausschlaggebend für eine erfolgreiche Tierhaltung; nur dass anstelle von Kohlendioxid genügend Sauerstoff vorhanden sein muss.

Kürzlich haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 zum «Internationalen Jahr des Lichts» erklärt; auch ein Anlass, um sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.