Kaninchen mögen es weder zu feucht noch zu trocken. Müssen sie auf nassem Untergrund leben, geht dies nicht nur gegen ihr Reinlichkeitsempfinden, sie werden auch über kurz oder lang krank. Ist ihre Umgebung hingegen zu trocken, steigt ihnen der Staub in die empfindlichen Nasen, und ihre Nasenschleimhäute werden gereizt.

Kaninchenzüchter und -halter streuen die Ställe ihrer Tiere mit verschiedenen Materialien ein, die allerdings nicht alle gleichermassen geeignet sind. Sägespäne etwa gehören zu den preiswertesten Möglichkeiten. Als Ausgangssubstanz werden in der Regel Weichhölzer verwendet. Holzspäne oder Holzschnitzel werden häufig mit Torf kombiniert, wobei die Holzstücke nicht zu gross sein dürfen, da ihre Saugkraft ohnehin schlecht ist. Ein Weichholzgranulat hingegen ist vielversprechender. Bislang werden solche Produkte aber erst für die Pferdehaltung angeboten, für die Kaninchenhaltung gibt es sie noch nicht.

In einem kürzlich durchgeführten Test der Fernsehsendung «Kassensturz» schnitt eine Hanf-Einstreu weitaus am besten ab. Zwar wurde mit Blick auf Kleinsäuger wie Meerschweinchen getestet, doch dürften die Ergebnisse ohne Weiteres auf die Kaninchenhaltung zu übertragen sein. Hanfprodukte überzeugen durch geringe Staubentwicklung, was sowohl dem Tier wie auch dem Tierpfleger entgegenkommt.

Frische Pellets sind unangenehm
Bei den Tieren kann sich übermässiger Staub vor allem auf die Augen auswirken und eine Bindehautentzündung hervorrufen. Staub kann zudem zu Lungenkrankheiten führen – nicht nur beim Kaninchen, sondern auch beim Halter. Bisher hat sich die Verwendung von Hanf bei den Kaninchenhaltern allerdings noch nicht breit durchgesetzt, wohl auch wegen des Preises von über zwei Franken pro Kilogramm.

Der Vorteil von Strohpellets als Einstreu ist, dass sie sehr saugfähig sind. Werden sie aber frisch eingestreut, sind die harten, runden Pellets auf dem Boden für die Füsse der Kaninchen alles andere als angenehm. Wenn sie aber nach einiger Zeit Feuchtigkeit in Form von Urin oder verschüttetem Trinkwasser aufgenommen haben, zerfallen sie und sind für die Tiere ebenso angenehm wie andere Einstreu.

Grundsätzlich werden Einstreumaterialien nicht thermisch behandelt. Dies bedeutet, dass sie Keime enthalten, die Heim- und Nutztiere gesundheitlich belasten können. Deshalb sind vergraute Stellen und andere sichtbare Veränderungen ernst zu nehmen und die befallenen Pellets sofort aus dem Vorrat zu entfernen.

Manche Kaninchenhalter verwenden als Einstreu Zeitungspapier, dessen Einsatz wegen der Druckerschwärze umstritten ist. Zudem ist dessen Saugkraft nicht überragend. Auch Leinenstroh und Chinaschilf sind selten anzutreffen. Zu den absoluten Exoten gehören Einstreuen aus Baumwolle, Waldboden, Moorboden oder gar Sand.

Der Markt für Produkte rund um die Haltung von Nagetieren ist in der Schweiz stark gewachsen. Rund 70 Millionen Franken werden pro Jahr dafür ausgegeben, und ein beträchtlicher Teil davon entfällt auf Einstreumaterialien. Der «Kassensturz» testete deshalb zehn Produkte, die von Grossverteilern und Heimtier-Spezialgeschäften angeboten werden.

Eine gut funktionierende Einstreu muss vor allem eine gute Aufsaugkapazität und Aufsauggeschwindigkeit aufweisen. Bei dem «Kassensturz»-Test zeigte sich, dass Holzmaterialien noch saugfähiger sind als Produkte aus Hanf.

Hat die Einstreu die Funktion, trockene und hygienische Verhältnisse herzustellen, sorgt die Auflage für Bequemlichkeit und Wärme. Im Idealfall knabbern die Tiere auch gern vom Stroh oder Heu. Denn aus diesen Materialien besteht die Auflage. Vor allem möglichst lang belassenes Stroh ist bei den Nagern beliebt. Es hat den Vorteil, dass die Kotbällchen durchfallen und sich auf der Einstreu sammeln. Zudem verfängt sich Stroh weniger im Fell der Tiere als Kurzstreu.

Es ist beim Stroh weniger entscheidend, ob es aus biologischem oder konventionellem Anbau kommt, als vielmehr sein Gehalt an Lagerpilzen, die bei jeder Anbaumethode vorkommen können, vor allem wenn bei der Ernte zu wenig darauf geachtet wurde, dass es genügend trocken ist. Werden schimmlige Stellen festgestellt, sollten diese gar nicht erst eingestreut werden, sie gehören sofort auf den Misthaufen.

Gehäckseltes Stroh ist zwar saugfähiger als lange Strohhalme. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass die Feinbestandteile nicht ins Fell oder gar auf die Schleimhäute gelangen.

Wenn der Ammoniak in die Nase steigt
Eigentlich ist der Staub im Kaninchenstall harmlos. Doch häufig reagieren Kaninchenhalter darauf allergisch und müssen deswegen ihre Tiere abgeben. Schuld daran sind allerdings nicht die Kaninchen selber, sondern die feinen Staubpartikel im Staub der Einstreu. Und sie lösen nicht nur bei Menschen, sondern auch bei den Kaninchen Allergien aus. Sie zeigen dies durch Nasenfluss oder durch häufiges Niesen.

Nicht nur der Staub, sondern auch verschiedene Gase reizen die Nasenschleimhäute – allen voran Ammoniak. Es entsteht bei jeder Tierhaltung, wenn der Harnstoff im Urin auf dem Miststock und in der Gülle abgebaut wird. Das stark riechende Gas kann selbst für die Nachbarschaft eines Kaninchenhalters zur Belästigung werden. Besonders im Sommer können Kaninchenställe unangenehm riechen, was für die Tiere alles andere als ideal ist, denn sie können ja nicht fliehen. Steigt die Ammoniak-Konzentration zu hoch, können Reizungen der Augen, der Schleimhäute und der Atemwege die Folge sein.

Es ist deshalb im Sommer doppelt wichtig, dass die Kaninchenboxen regelmässig gereinigt werden. Gute, saugfähige Einstreu trägt ebenfalls dazu bei, dass im Kaninchenstall ein erträglicher Geruch herrscht.