Im Frühling regt sich das Bauern-Gen, das offenbar noch in vielen Leuten schlummert. Jedenfalls häufen sich in dieser Jahreszeit die Anfragen nach Kaninchen. Ein Tier betreuen lehrt Kinder Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen, zu füttern und zu misten, vielleicht sogar selber Heu für den Hoppler zu machen. Die Langohren sind niedlich und zutraulich, die weichen Felle laden zum Streicheln ein. Ideale kleine Haustiere – wenn man sich auf die Haltung gut vorbereitet. 

Als Erstes gilt es zu bedenken, dass Kaninchen bis zu zehn Jahre alt werden können. So lange muss man also für ihr Wohlergehen sorgen, denn Tiere sind keine Ware, die man nach Lust und Laune herumschiebt, sondern Lebewesen, deren Fürsorge man übernommen hat. 

Die Tierschutzverordnung schreibt vor, dass mindestens zwei Kaninchen gehalten werden müssen. Falls sich die Tiere nicht vertragen, kann dies aber in getrennten Ställen sein. Der Stall muss solide gebaut sein mit gut schliessenden Türen, denn Fuchs und Marder machen regelmässig ihre Runde. Wichtig ist, dass der Stall nicht voll der Sonne ausgesetzt ist, denn Kaninchen kommen zwar mit Minustemperaturen gut zurecht, nicht aber mit brütend heissen Sommertagen; genügend Schatten muss also zwingend vorhanden sein.  

Für die Stallgrösse gibt das Gesetz klare Vorgaben. Es handelt sich um die zulässigen Minimalmasse, grösser ist besser. Die Tierschutzverordnung verlangt weiter eine Rückzugsmöglichkeit. Mit einem erhöht angebrachten Liegebrett schafft man einen solchen, nämlich unter dem Brett – und gleichzeitig einen gern genutzten Aussichts- und Ruheplatz. Das Brett sollte so gross sein, dass das Kaninchen ausgestreckt darauf liegen kann.

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  Grafik: Tierwelt

 

Auch an Auslaufgehege denken
Die Stallplanung hängt davon ab, ob man einfach ein paar Liebhaberkaninchen haben will oder ob man züchten möchte. Letzteres ist nur zu empfehlen, wenn man bereit ist, überzählige Tiere zu schlachten. Kaninchenfleisch ist gesund; jenes von tiergerecht gehaltenen Kaninchen zudem besonders ökologisch. Dennoch ist es nicht jedermanns Sache, Tiere zu halten und sie dann in der Küche zu verwerten. Wer züchten will, braucht natürlich mehrere Ställe, denn die Jungtiere müssen vor Erreichen der Geschlechtsreife getrennt werden. 

Kotwannen erleichtern das Misten, das wöchentlich auf dem Programm steht. Lässt man den Mist zu lange im Stall liegen, bildet sich Ammoniak, das die empfindlichen Kaninchennasen reizt und Atemwegserkrankungen begünstigt. Doch wohin mit dem Mist? Wer einen Gemüsegarten hat, kompostiert ihn und verwendet ihn als wertvollen Dünger. Andernfalls sucht man einen Bauern in der Nachbarschaft, der einem den Kaninchenmist abnimmt, oder man gibt ihn der Grünabfuhr mit, falls diese Tierdung akzeptiert. Damit die tägliche Arbeit praktisch vonstatten gehen kann, benötigt man einen kleinen Vorrat an Futter, Heu und Stroh. Das bedingt eine trockene Ecke, um diesen zu lagern. 

Auch ein grosszügig bemessener Stall bietet den Kaninchen eigentlich zu wenig Platz. Ideal ist deshalb ein Auslaufgehege zum gelegentlichen Herumtollen. Für einen Nachmittag im Freien gibt es einfache Systeme zum Zusammenstecken. Bleiben die Kaninchen längere Zeit in ihrem Auslauf, muss das Gehege solide eingezäunt und gegen Herausgraben gesichert werden, am einfachsten geschieht dies durch ein Bodengitter, das mindestens einen halben Meter vom Zaun ins Gehegeinnere gezogen und verankert wird. Ein Netz über dem Gehege schützt die Tiere vor Angreifern aus der Luft und frechen Nachbarskatzen. Im Gehege ist ebenfalls für Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten zu sorgen.

Kaninchen sind Grasfresser. Ihre natürliche Nahrung besteht aus Heu und frischem Grünzeug, am liebsten kräuterreichem Wiesenschnitt. Auch frische Rüstabfälle von Karotten, Pastinaken, Randen, Fenchel, Äpfeln werden gern gefressen. Zur natürlichen Ernährung gehören Zweige, von denen Blätter, Rinde und Knospen abgenagt und gefressen werden. Darin stecken wertvolle Wirkstoffe, die Langohrs Gesundheit stärken. Besonders beliebt sind Haselstrauch, Weide, Erle, Birke und Obstbaumschnitt.

Wie soll das Kaninchen aussehen?
Kraftfutter benötigen vor allem mittlere bis grosse Kaninchen, Langhaartiere und Zuchtkaninchen. Zwergkaninchen und Kleinrassen gibt man nur wenig Kraftfutter, damit die Tiere nicht verfetten. Bunte, industriell verarbeitete Leckerli lässt man besser ganz weg und verwöhnt die Kaninchen stattdessen mit frischen Kräutern wie Löwenzahn, Spitzwegerich, Schafgarbe, Oregano. Kaninchen lieben diese Leckerbissen aus der Natur, die darüber hinaus für eine gesunde Verdauung und ein starkes Immunsystem sorgen. 

Kaninchen gibt es von Grösse XS bis XL, gewichtsmässig heisst das von einem bis neun Kilogramm. Welche Rasse es sein soll, entscheiden der Geschmack und der vorhandene Platz. Zwergkaninchen sind nicht unbedingt die beste Wahl für Kinder, können sie doch recht temperamentvoll sein; allerdings gibt es Ausnahmen. Angorakaninchen sind pflegeintensiv und nur für Wollbegeisterte zu empfehlen. Es gibt auch pflegeleichte Langhaartiere: Fuchskaninchen oder Zwergfüchse, Löwenköpfchen oder Bartkaninchen. An den Jungtierschauen, die von April bis Juni vielerorts durchgeführt werden, kann die Vielfalt der Kaninchen bestaunt und Kontakt zu den Züchtern geknüpft werden.