Nachdem wir im Winter anhaltend tiefe Minustemperaturen im zweistelligen Bereich hatten, schlug zuletzt das Wetter ins andere Extrem aus: Hitzetage ohne Ende. Solche Wetterkapriolen verlangen von Kaninchenzüchterinnen und -züchtern nach kreativen Einfällen, um den Tieren ein angenehmes Dasein zu gewähren. 

Im Winter haben die Tiere dank ihrem dicken Fell keinerlei Probleme. Dafür wird Sommerhitze zur wahren Belastungsprobe. Bei hohen Umgebungstemperaturen oder direkter Sonneneinstrahlung kommt es zu Überhitzung des Tieres. Da Kaninchen weder schwitzen noch hecheln können, sind sie noch hitzeempfindlicher als Hunde oder Menschen. Einzig über die Ohren können sie ihre Temperatur etwas regeln, deshalb können diese mal warm und mal kalt sein.

Aufruf
Die «Tierwelt»-Redaktion freut sich über weitere Tipps und Tricks, wie Halterinnen und Halter ihren Kaninchen den Hitzealltag erleichtern. Zudem werden Ideen gesucht, wie die Tiere im Winter am besten gegen Kälte geschützt werden. Bitte senden Sie Ihre Vorschläge an Kaninchenredaktor Jean-Louis Borter, jl.borter@bluewin.ch.

In der freien Wildbahn meistern die Kaninchen Extremtemperaturen, indem sie sich in ihre Erdbauten zurückziehen. Das können die Halterinnen und Züchter nicht überall bieten. Mit einer verdunkelten Rückzugsmöglichkeit oder einer Röhre im Auslauf kann allerdings ein Erdbau simuliert werden. 

Aussenstallung unter einem Baum
Der langjährige Züchter Claude Stöpfer betont, dass im Sommer auf Hitzeschutz, peinliche Sauberkeit und genügend Wasser geachtet werden muss. Über die Kreativität einiger Tierhalter kann man dabei nur staunen. So kühlt ein Züchter in Visp das Dach seiner Kleintierstallung mit Wasser und in einer Innenstallung in Gampel läuft zeitweise eine Klimaanlage. In Naters bietet ein Züchter sogar gekühlte Steinplatten als Liegefläche an.

Auch die vier folgenden Züchterinnen und Züchter haben sich etwas Besonderes einfallen lassen. Armin Imboden beispielsweise hält seine Kaninchen in einer Innenstallung. «Jeden Abend nach dem TV-Nachrichtenmagazin ‹10 vor 10› gehe ich zu meinen Tieren, um nach dem Rechten zu sehen und ihnen gute Nacht zu wünschen», sagt er. Dabei öffne Imboden ein Fenster, damit ein Luftaustausch stattfinde. Es dürfe aber keinen Durchzug geben, dies würden die Tiere nicht vertragen. Falls es zu wenig abkühlt, steht Imboden frühmorgens auf und lüftet den Stall durch. Von einem Ventilator hält er aber nichts, denn die trockene, herumwirbelnde Luft kann bei den Kaninchen zu Augenentzündungen führen. Als Abkühlung empfiehlt er Granitplatten, welche er auf den Balkon legt. 

Patricia Millius hält ihre Tiere in einer Aus-senstallung. Die Ställe stehen dabei unter einem grossen Holunderstrauch und sind nach Osten gerichtet. «Die Morgensonne ist noch nicht so stark und schadet den Kaninchen nicht», sagt sie. Sobald es zu heiss wird, können sich die Tiere jedoch in ihr abgedunkeltes Schlafgemach zurückziehen. Ab der Mittagszeit spendet der Strauch genügend Schatten. Zur Verschönerung hat Millius Partner den Stall mit Brennholz eingefasst. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass es Wind, Kälte und Wärme abhält.

Mit Wohnungshaltung unglücklich
Frieda Gsponer hält ihre Kaninchen in einem Freilaufstall mit Aussengehege. Die Tiere passen sich den Wetterbedingungen gut an. «Bei grosser Hitze suchen sie sich ein schattiges Plätzchen im Gehege», sagt Gsponer. Man könne dabei gut beobachten, dass Kaninchen dämmerungsaktiv seien. «Während des Tages liegen sie nur so herum und lassen sich auch nicht durch Leckerbissen aus der Ruhe bringen.» Das Einzige, das ihre Kaninchen nicht vertragen, sei jedoch der Wind. Sobald dieser auch nur ganz leicht wehe, verschwänden sie schnurstracks in den wettergeschützten Stall.

Max Guntern hält seine zwei Zwergkaninchen in einem Wohnblock. «Eigentlich gefällt mir diese Haltungsform nicht. Sie entspricht nicht dem Naturell der Kaninchen. Denn sie sind nun mal nicht für die Wohnung geeignet», sagt er. Guntern ist deshalb auf der Suche nach einem Haus oder einer Wohnung mit Garten und Umschwung, damit er den beiden Hopplern ein anständiges Zuhause bieten kann. Immerhin können die Tiere tagsüber in einem extra hergerichteten Zimmer herumtollen. «Ich habe den Fussboden und die Wände abgedeckt, um keine Schäden durch Urin und Kot zu haben.» Nachts lässt er seine Hoppler auf die Terrasse. «Hier ist es schön kühl und ich glaube, sie fühlen sich an der frischen Luft viel wohler.»