Gemüsebeete und frei laufende Kaninchen passen eigentlich nicht zusammen – ausser man pflanzt Karotten und Salate nicht bodeneben an, sondern im Hochbeet. Dann ist bei Mensch und Tier für gleichermassen Zufriedenheit gesorgt: Die Kaninchen können frei herumrennen und nach Lust und Laune Kräuter und Gras knabbern – und der Mensch freut sich darüber, dass die Kaninchen das Grünzeug zwischen den einzelnen Hochbeeten kurzhalten. 

Damit der Freilauf für das Kaninchen wirklich nur Glück und keine erhöhte Gefahr mit sich bringt, muss das Gehege tagsüber Schutz gegen Greifvögel bieten. Nicht zuletzt der Rotmilan ist bekannt dafür, dass er in Kaninchen eine willkommene und leckere Mahlzeit sieht. Hunde und Katzen sind weitere mögliche Störenfriede. Zwar sind die beiden keine gefährlichen Fressfeinde – die Kaninchen im Gegehe herumzujagen ist aber gefährlich genug. Darum brauchen die Kaninchen unbedingt ein Versteck, in das sie sich notfalls zurückziehen können. 

In Bezug auf Katzen ist das Bereitstellen eines Verstecks allerdings eine Herausforderung: Denn wo Kaninchen hineinhuschen können, passt eine Katze ebenfalls hinein. Darum sollte man beobachten, welche Katzen in der Umgebung leben und wie diese auf die Kaninchen reagieren. Die meisten Katzen stellen für ausgewachsene Kaninchen keine Gefahr dar. Jungkaninchen hingegen dürfen auf keinen Fall in den Freilauf – ihnen kann keine Mieze widerstehen. Katzen sind und bleiben Raubtiere, die alles, was herumläuft, springt, kriecht, schlängelt und fliegt als ihre Beute beanspruchen.

Unteres Ende nach innen ziehen
Selbstverständlich muss man das Gehege nicht nur vor Eindringlingen schützen, sondern auch ausbruchsicher gestalten. So muss der Zaun hoch genug sein, damit die Kaninchen diesen nicht überspringen können. Ein am oberen Zaunende montiertes Baustellen-Absperrband, hält die Kaninchen vom Überspringen des Geheges ab. Sollten herumstreifende Füchse, Hunde, Wölfe, Katzen oder Marder Lust auf einen nächtlichen Besuch haben, wirkt ein Elektrodraht wahre Wunder. Tiere dieser Gattung, die einmal mit einem stromführenden Draht / Zaun Bekanntschaft gemacht haben, verzichten künftig auf die scheinbar leichte Beute in der Kaninchenstallung. Auch die Hochbeete müssen wirklich hoch sein, sonst laben sich die Langohren am Gemüse und können – je nach Lage des Beetes – das Gehege auf diesem Weg verlassen.

Eine Gartenanlage, deren Grasnarbe nicht intakt ist, lädt die Kaninchen zudem regelrecht dazu ein, Löcher und Gänge zu buddeln. Um einem Ausbüxen vorzubeugen, wird vom unteren Zaunende etwa ein halber Meter Gitter ins Gehe hineingezogen. Grabversuche enden, sobald die Tiere das Hindernis bemerken. Trotzdem ist es wichtig, etwaige Grablöcher in der Nähe des Gitters mit Steinen zu verschliessen. Da es sich um einen temporären Freilauf handelt, genügt das System mit dem hineingezogenen Drahtrand. Für einen dauerhaften Auslauf müsste man die Massnahmen gegen das Eindringen beziehungsweise Ausbüxen stabiler ausführen.

Ein Witterungsschutz ist ebenfalls sehr wichtig. Kaninchen sind äusserst hitzeempfindlich und brauchen unbedingt einen Schattenplatz. Dieser kann zum Beispiel in Form eines Betonrohrs angeboten werden. Noch besser ist es, wenn sich die Tiere auch tagsüber in ihre nächtliche Behausung zurückziehen können. Hier fühlen sie sich in Sicherheit, denn sie können sich im abgedunkelten Teil des Stalles verstecken. Wasser, Heu und Körner werden von Vorteil ebenfalls im Stall angeboten. So wird das Futter nicht von Vögeln verunreinigt. Ausserdem kann man die Kaninchen bei Bedarf leichter einfangen, indem man sie mit Futter lockt. 

Zwei und zwei zusammen
Bezüglich der richtigen Gruppen-Zusammenstellung schliesslich gibt es wohl mehr Thesen und Ratschläge, als es Experten und Züchter gibt. Fakt ist: Das Kaninchen ist ein Rudeltier. Demzufolge wird es immer einen Chef sowie Rangeleien um die Vorherrschaft geben. Den unterlegenen Tieren müssen darum auf jeden Fall genügend Platz und verschiedene Rückzugsmöglichkeiten geboten werden. 

Kaninchenhalter Samuel Eyer aus Ried-Brig im Kanton Wallis hat im letzten Jahr einen grosszügigen Auslauf für seine Kaninchen gebaut. «Nach der Lektüre von diversen Artikeln in Büchern sowie Rückfragen bei Züchtern habe ich mich für den Kauf von zwei Zibben und einem kastrierten Rammler entschieden», sagt er in der Hoffnung, die ideale Gruppenzusammenstellung gefunden zu haben. Tatsächlich herrschte – nach anfänglichen kleinen Streitigkeiten – ab dem Herbst und im Winter mehrheitlich Ruhe. Zwar waren noch Rangeleien unter den Zibben üblich, aber im Grossen und Ganzen lebten diese Tiere friedlich zusammen. 

Im Frühling kam es dann aber zu heftigen Streitereien unter den Zibben. «Die Verletzungen waren so schlimm, dass ich mit beiden Tieren zum Tierarzt in Behandlung gehen musste», erzählt Eyer. Er habe daraufhin den Freilauf vergrössert und zweigeteilt. Die Abteile sind nun mit Gitter abgetrennt – so können sich die Tiere gleichwohl beschnuppern. 

Er setzt künftig auf zwei Gruppen mit je einer Zibbe und einem kastrierten Bock, sagt Eyer. «Dafür werde ich noch einen Rammler hinzukaufen. Bis ich einen Passenden gefunden habe, verbringt der jetzige Rammler den Tag abwechslungsweise bei der einen oder der anderen Zibbe. Ich bin gespannt, ob dies funktionieren wird.»