Zwischen echtem Markierverhalten und einer Katzentoilettenaversion gibt es Unterschiede. Eine Abneigung gegenüber dem stillen Örtchen entsteht dann, wenn aus Sicht der Katze damit etwas nicht stimmt. Schon kleine Anpassungen können helfen (siehe Box). Wer diese Tipps berücksichtigt, hat bald eine Katze, die ihr Klo gern benützt. Macht das Tier weiterhin daneben, handelt es sich wohl um reines Markieren, wenn Ursachen wie Nieren- und andere Infektionskrankheiten ausgeschlossen wurden.

Bei echtem Markieren ist die Sachlage wesentlich komplexer. Harnmarkieren dient ganz wesentlich dem Stressabbau. Ängstliche, unruhige oder unsichere Tiere haben eher die Tendenz zum Markieren. Typische Stellen sind Fenster, Türen und Rahmen, Vorhänge, Steckdosen, Küchengeräte, Tastaturen und Laptops, neue Objekte in der Wohnung oder getragene Kleidung. Aber auch Menschen werden direkt mit Urin markiert.

Gehirn-Jogging kann helfen
Drei Massnahmen, die den Stress des Tieres reduzieren, können helfen, das Problem zu lösen. Ein Angelspiel, Stoffmäuse werfen oder eine Schnur über den Boden ziehen – tägliches Spielen zu fixen Zeiten verschafft auch trägen Katzen mehr Bewegung. Man sollte immer auf ihre Vorlieben eingehen, weil dies zusätzlich motiviert. Einen besonders positiven Effekt hat das Spielen am Abend. Aber auch tagsüber, wenn die Katze allein daheim ist, sollte sie Spielzeug zur Verfügung haben. Dabei darf man auch zu mechanischen Dingen wie einer Panikmaus greifen. Eine Wasserschale gefüllt mit Tischtennisbällen animiert ebenfalls viele Samtpfoten zur Bewegung.

Um das Gehirn in Schwung zu bringen, helfen kleine Futterspiele: Es reicht schon, ein Leckerli hinter dem Sofa zu verstecken. Hat die Mieze ihren Such-Auftrag kapiert, kann man das Verstecken erschweren. Das ist für die Katze echtes Gehirn-Jogging.

Königsdisziplin ist es, körperliche und geistige Auslastung miteinander zu verknüpfen, etwa mit folgendem Kunststück: Sprechen Sie die Katze mit sanfter Stimme an und nennen Sie oft ihren Namen. So wecken Sie ihre Aufmerksamkeit. Dann stellen Sie zwei Sessel nebeneinander auf und verbinden sie mit einem schmalen Brett. Setzen Sie sich auf einen Sessel, die Katze auf den anderen. Locken Sie das Tier mit Spielzeug und dem Kommando «Hopp» zu sich, sodass es über das Brett balancieren muss. Das schult Gleichgewicht und Geschicklichkeit. Nächster Schritt: Das Brett zwischen den Sesseln entfernen und die Katze erneut zu sich locken. Der Sprung von Stuhl zu Stuhl schult Koordination und Augenmass. Die Lektionen mehrmals wiederholen.

Kistchen ist wichtig Die Tiere setzen Harn und Kot ungern am selben Ort ab. Darum braucht eine Katze mindestens zwei Klos an verschiedenen Plätzen. Bei mehreren Katzen gilt die Faustregel: Immer ein Klo mehr aufstellen, als Katzen im Haushalt wohnen. Die Kistchen sollten jederzeit zugänglich sein und an einem ruhigen Ort stehen. Achtung: Leben mehrere Katzen im Haushalt, kann es ein Tier geben, das den Weg zum Klo immer wieder blockiert. Zweimal täglich ausmisten, nicht seltener, aber auch nicht öfter. Der Rand der Schale sollte mindestens 20 Zentimeter hoch sein, damit die Streu beim Scharren nicht durch den ganzen Raum fliegt. Manche Katzen mögen kein Klo mit Deckel. Ein neues Modell kann Wunder bewirken. Die Toilette sollte so gross sein, dass sich die Katze bequem darin umdrehen kann. Zum Auswaschen des Katzenklos nur Spülmittel und Wasser verwenden. Der Geruch scharfer Reiniger schreckt Katzen ab. Geruchlose, staubarme Sandstreu bildet bei Kontakt mit Flüssigkeit Klumpen. Wenn das Tier nicht aufs Klo gegangen ist, sollte man es nicht beschimpfen oder bestrafen. Denn das stört das Vertrauen der Katze zum Menschen.

Oft ist es bei markierenden Katzen hilfreich, ihren Lebensraum zu vergrössern. Zusätzliche Räume, in die die Katze hineindarf, oder Zugang zum Balkon können positive Auswirkungen haben. Ausserdem sollten reichlich Kratz- und Klettermöglichkeiten zur Verfügung stehen. Weiters nützlich: eine Rückzugsmöglichkeit oder Schlafgelegenheit in jedem Zimmer (Katzenhöhle, Kartons, Decke über einem Stuhl); erhöhte Sitz- und Beobachtungsplätze beispielsweise auf Fensterbänken; ein Katzenbrunnen.

Ein Pheromonspray
Diese Dinge strukturieren das Lebensumfeld. Darüber hinaus lieben Katzen Routine über alles. Gibt es morgens um sieben Uhr etwas zu fressen und wird dann fünf Minuten gespielt, verbindet die Katze beides miteinander. Mehr noch: Sie verknüpft diese angenehmen Dinge mit den Lichtverhältnissen und merkt sich so die Tageszeit. Die innere Uhr ist kein Alleinstellungsmerkmal von Katzen, aber kein anderes Haustier braucht die festen Abläufe so sehr. Rituale lassen sich einfach in den Alltag integrieren. Musikhören oder Zeitunglesen zu einer bestimmten Zeit lässt sich leicht mit Streicheleinheiten für die Katze kombinieren. Auch wenn es vermenschlicht klingt: Aber so kann sich der Stubentiger gewissermassen jeden Tag auf ein Ereignis mit seinem Menschen freuen.

Auch Pheromone beeinflussen das Verhalten von Katzen. Einer dieser Duftstoffe heisst F3 und wird beim Köpfchenreiben abgegeben. Es reduziert bei anderen Katzen Stress und Angst. Längst sind solche Pheromone als Sprays im Handel erhältlich. Das künstliche F3 kann eine Lösung bei unerwünschtem Markieren sein. Bevor es angewendet wird, sollte man die angepinkelten Stellen gründlich reinigen – am besten mit neutralem Reiniger ohne Parfum. Die Stellen anschliessend mit 70-prozentigem Alkohol besprühen. Dann werden die Markierstellen (unbedingt in Abwesenheit der Katze) zweimal täglich mit dem F3-Pheromon eingesprüht.

Bis die Katze wieder in den Raum darf, sollten die Sprühstellen etwa 30 Minuten lang getrocknet sein, andernfalls könnte es die Katze erst recht zum Markieren verleiten. Wenn Sie die Katze über vier Wochen hinweg konsequent täglich geistig und körperlich fordern, ihr Lebensumfeld perfektionieren und einen Pheromonspray einsetzen, sollte das Markieren der Vergangenheit angehören.