Unterschätzte Haustiere
Der anspruchsvolle Goldhamster gehört nicht in Kinderhände
Die putzigen Nager mit dem goldschimmernden Fell sind spannende Haustiere, stellen jedoch einige Anforderungen an ihre Haltung. Goldhamster bewegen sich viel und wollen tagsüber auf keinen Fall gestört werden. Erst bei Einbruch der Dunkelheit laufen sie zu Höchstform auf.
Goldhamster gehören mit ihrem flauschigen Fell und den niedlichen Knopfaugen zu den beliebten Haustieren, insbesondere bei Kindern. Sie sind einfach zu halten, brauchen wenig Platz und verursachen kaum Aufwand. Das zumindest scheint eine gängige Meinung zu sein. Dass Goldhamster alles andere als die perfekten Haustiere für Kinder sind, erklärt Anja Stettin vom Zürcher Tierschutz. «Goldhamster sind für Kinder ungeeignet, da sie strikt nachtaktiv sind.» Einen Hamster tagsüber zu wecken, bedeutet für das Tier grossen Stress und ist nicht artgerecht. Manche der Langschläfer stehen nicht vor Mitternacht auf. «Die Aktivitätszeiten von Kind und Hamster sind einfach zu verschieden. Hamster eignen sich dagegen gut für berufstätige Erwachsene, die eher spät ins Bett gehen und Freude daran haben, ein Tier zu beobachten», erklärt die Verhaltensbiologin.
Der syrische Goldhamster, wie sein kompletter Name lautet, lebt natürlicherweise in einem 20 000 Quadratkilometer umfassenden Gebiet in der Grenzregion der Türkei und Syrien. Er ist ein strikter Einzelgänger und die Tiere kommen in der Natur nur zur Paarung zusammen. Für die Haltung als Haustier bedeutet das, dass das Zusammenleben von zwei und mehr Hamstern nicht möglich ist. «In einem Gehege können sie sich nicht aus dem Weg gehen», erklärt Anja Stettin. «Es kommt zu Revierkämpfen, die bis zum Tod des unterlegenen Tieres führen können.»
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Rennen zum Stressabbau
In seinem Ursprungsgebiet besiedelt der Nager Ackerland und bewohnt selbst gegrabene Gänge unter der Erde. Um Nahrung zu finden, muss er jede Nacht weite Strecken zurücklegen. Seine Bewegungsfreude setzt deshalb ein grosszügiges Gehege voraus. Der Zürcher Tierschutz empfiehlt eine Grundfläche von mindestens 0,6 Quadratmetern. Eine Höhe von 70 Zentimetern erlaubt es, eine zusätzliche Etage als Rennbahn und für das Unterbringen eines Wassernapfes zur Verfügung zu stellen. Diese Etage sollte nicht mehr als die Hälfte der Grundfläche überragen. Da das Graben bei Goldhamstern zu den natürlichen Verhaltensweisen gehört, ist ein Tiefstreubereich wichtig. «Für Goldhamster empfehlen wir mindestens 40 Zentimeter Einstreu», sagt die Expertin für Kleintiere. Im Tiefstreubereich sollte sich ein Haus mit mehreren Kammern, bestenfalls auf Stelzen, befinden, das von unten über die gegrabenen Gänge zugänglich ist. «Hier kann sich der Hamster ein Schlafnest, eine Vorratskammer und häufig auch ein Toilettenzimmer anlegen.» Ein Sandbad nutzt der Goldhamster gerne zur Fellpflege.
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Bei Hamsterhaltern umstritten ist ein Laufrad im Gehege. Stimmt jedoch die Haltung, spricht laut Anja Stettin nichts dagegen. «Laufradsucht ist ein Symptom für eine nicht optimale Haltung, weil die Tiere den Stress dann durch das Laufen abbauen. Läuft der Hamster also sehr viel im Laufrad, lohnt es sich, das Gehege nochmals genauer zu überprüfen.» Im Idealfall steht dem Goldhamster zusätzlich zum Laufrad und einem grossen, gut strukturierten Gehege nachts ein zusätzlicher Auslauf zur Verfügung.
Ein Futternapf ist in einem Goldhamster-Gehege nicht nötig. «Da Hamster in der Natur viele Stunden damit verbringen, ihr Futter zu suchen, ist es besser, wenn man das Trockenfutter im Gehege verstreut und der Hamster es sich zusammen sammeln kann», klärt Stettin auf. «Zudem brauchen Hamster immer wieder frische Äste sowie Einrichtungsgegenstände aus unbehandeltem Holz, an denen sie ihren Nagetrieb befriedigen können.» Frisches Gemüse und tierisches Eiweiss wie Insekten, laktosefreie Milchprodukte oder etwas hartgekochtes Ei ergänzen den Speiseplan der Nager.
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Im Normalfall erreichen die Nager ein Alter von zwei bis drei Jahren. Gesundheitliche Probleme sind selten, wie die Mitarbeiterin des Zürcher Tierschutz erklärt. «Goldhamster sind ziemlich robust und leiden nicht wie Zwerghamster vermehrt unter Diabetes. Übergewicht ist aber trotzdem ein Problem. Zu den typischen Erkrankungen von Hamstern können Probleme mit den Atemwegen, Tumore, Backentaschen- und Duftdrüsenprobleme sowie Parasiten und Durchfall gehören.» Auch wenn Tierarztbesuche für das Tier stressig sind, da er während seiner Schlafphase in eine fremde Umgebung gebracht wird, gehört ein kranker Goldhamster immer in die Hände eines fachkundigen Tierarztes.
Finger weg von Langhaarhamstern
Mittlerweile gibt es nicht mehr nur den wildfarbenen Goldhamster als Haustier zu kaufen, sondern verschiedene Zuchtvarianten wie etwa der Pandahamster, der sich durch ein schwarz-weiss gefärbtes Fell auszeichnet. Auch der Teddyhamster und der Satinhamster entstanden aus dem Goldhamster und verfügen über ein langes Fell. Langhaarige Hamster allerdings können sich nicht mehr selbstständig um ihre Fellpflege kümmern und müssen deshalb täglich gekämmt werden. Da dies Stress für die Tiere bedeutet, stuft der Zürcher Tierschutz diese Zuchtvarianten als Qualzucht ein und rät vom Kauf ab.
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Ein Wunsch von Anja Stettin und dem Team des Zürcher Tierschutzes ist, die Haltung von Goldhamstern in der Schweiz zu verbessern, denn noch immer liegen Menschen dem Irrtum auf, dass der Nager ein einfach zu haltendes, anspruchsloses und für Kinder bestens geeignetes Haustier ist. Mit wissenswerten Informationen und der Broschüre «Hamster – fleissige Backenstopfer» informiert der Zürcher Tierschutz über die artgerechte Haltung von Hamstern auf seiner Website. «Denn nur wenn die Besitzerinnen und Besitzer wissen, was es für einen glücklichen Hamster braucht, können sie es auch umsetzen.»
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