Fellarten
Hauskaninchen: Entdecken Sie die Vielfalt der Rassen
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind vermehrt Hauskaninchen mit verschiedenen Fellarten in Mode gekommen. Ursprünglich entstanden als Mutation, gilt die Fellstruktur heute als spezifisches Merkmal ganz bestimmter Rassen.
Rexkaninchen
Eine besonders weiche, samtartige Haarstruktur zeigen Rexkaninchen. Das erste Exemplar wurde im Jahr 1919 in einem kleinen französischen Dorf geboren. Der Pfarrer war von dieser Fellart so begeistert, dass er systematisch mit der Zucht begann. 1924 zeigte er auf einer internationalen Ausstellung mehrere castorfarbene Tiere, die grosses Aufsehen erregten und somit der neuen Rasse zum Durchbruch verhalfen. Allerdings wurde bald zunehmend Inzucht betrieben, da das weiche Fell bei Geschäftemachern der Pelzindustrie sehr begehrt war. Darunter litt neben der Gesundheit auch die Qualität des Felles, weshalb die Tiere dann schnell wieder für die Pelzgewinnung uninteressant waren, zumal auch immer weniger lebensfähige Rexkaninchen geboren wurden. Dies rief erneut die Liebhaber auf den Plan. Sie engagierten sich für den Erhalt sowie eine strukturierte Zucht und kreuzten diverse andere Rassen und Farben ein. Das Fell des heutigen Rexkaninchens ist dicht, voll, griffig, mit viel Unterwolle sowie verkürzten Deck- und Grannenhaaren. Die Deckhaarlänge liegt so zwischen 1,7 und 2,3 cm, idealerweise beträgt sie 2 cm. Jedes einzelne Haar ist kräftig und darf nicht gewellt oder gar gelockt sein. Und die Grannenhaare sind fein und schliessen mit der dichten Unterwolle ab.
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Satinkaninchen
Sie verdanken ihren Namen dem seidigen Glanz ihres Felles, der aufgrund der besonderen Haarstruktur entsteht. Diese trat erstmals 1930 bei Walter Huey als Mutation in einem amerikanischen Wurf Havannakaninchen auf. Huey züchtete systematisch mit diesen besonderen Kaninchen weiter und selektierte dabei vor allem auf Robustheit und Vitalität. Als die Tiere auf einer Ausstellung gezeigt wurden, bekundeten viele Züchter ihr Interesse in Hinblick auf eine neue Pelzrasse. Die Nachfrage der Pelzindustrie hielt sich jedoch sehr in Grenzen und so blieb das Satinkaninchen bis heute ein reines Liebhabertier. Die besondere Fellstruktur vererbt sich gegenüber dem Normalhaar rezessiv. Auffallend ist die Haarfülle: Satinkaninchen haben mehr Fell als andere Kaninchenrassen. Dafür ist jedes einzelne Haar dünner und von einem durchsichtigen Häutchen überzogen. Das Deckhaar ist ca. 3 bis 3,5 cm lang. Die Grannen sind fein und überragen das Haar nur wenig. Die Unterwolle ist eher dünn. Es gibt die Satinkaninchen in ganz unterschiedlichen Farben.
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Fuchskaninchen
Fuchskaninchen entwickelten sich in der Schweiz in den 1920er-Jahren aus Kreuzungen zwischen Angora- und Havannakaninchen. Weil damals die Fuchspelzmäntel begehrt waren, sollte ein Kaninchen mit einem dem Polarfuchs ähnlichen Fell gezüchtet werden. Das erklärte Ziel wurde jedoch nie wirklich erreicht, weil Fellstruktur und -beschaffenheit von Fuchs und Kaninchen viel zu unterschiedlich sind. Trotzdem erfreute sich das Fuchskaninchen bei Hobbyzüchtern grosser Beliebtheit. Das typische Haarkleid ist dicht, voll und kräftig. Es besteht aus reichlich Deck- und Grannenhaaren und viel Unterwolle. Das Deckhaar sollte 5 bis 6 cm lang sein. Die kräftigen, glänzenden, geraden Grannenhaare haben eine Länge von 7 bis 8 cm. Nur der Kopf, die Ohren und die Läufe sind normal behaart. Das längere Fell des Fuchskaninchens unterliegt dem normalen Fellwechsel. Es existieren die Farbschläge Weiss, Chinchilla, Schwarz, Mauve und Havanna. Neben dem Normalschlag gibt es seit Ende der 1970er-Jahre auch den Fuchszwerg (Zwergfuchskaninchen). Er entstand in Deutschland aus Kreuzungen zwischen Fuchskaninchen und Hermelinkaninchen oder auch Angorakaninchen mit Hermelinkaninchen.
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Jamorakaninchen
Ein dem Fuchskaninchen ähnliches Fell hat das Jamorakaninchen. Es ging aus Verpaarungen von Angora-, Hermelin- und Japanerkaninchen hervor. Von Letzterem hat es seine typische schwarz-gelb marmorierte Fellfarbe, die «harlekinfarbig» genannt wird. Die Haarlänge ist am ganzen Körper mindestens 5 bis 6 cm. Am Bauch ist das Fell allerdings kürzer. Kopf, Ohren und Läufen sind wie beim Fuchskaninchen normal behaart. Gewünscht ist auch eine dichte Unterwolle. Das angoraähnliche Fell mit sehr feiner Begrannung ist seidenweich, regelmässig kurz gewellt und weist so einen feinen Glanz auf.
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Angorakaninchen
Angorakaninchen zählen zu den ältesten Kaninchenrassen überhaupt. Ihren Ursprung haben sie in der türkischen Provinz Angora, dem heutigen Ankara. Seefahrer sollen die Tiere nach England und Frankreich mitgebracht haben. Wann genau, ist allerdings umstritten. Manche Quellen sprechen bereits vom 16. Jahrhundert, andere von Anfang des 18. Jahrhunderts. Fakt ist, dass sich die Kaninchen von England und Frankreich aus über ganz Europa verbreiteten. Auch in China und Japan blühte der Handel mit Angorawolle, zeitweise war China sogar der weltweit bedeutendste Wolllieferant. Mit der Zeit bildeten sich verschiedene Angoratypen heraus. In der Schweiz ist die Rasse seit 1890 anerkannt. Der damalige Typ hatte besonders feines, pflegeintensives Haar, das regelmässig gekämmt werden musste. In Grossbritannien gab es einen Schlag, der nur 350 g Wolle jährlich lieferte. Deutsche und französische Tiere warfen hingegen bis zu 1 kg pro Jahr ab. Französische Vertreter hatten ein etwas härteres, langsamer wachsendes Fell mit mehr Grannenhaaren als andere Angoras. Seit 1947 setzte sich in der Schweiz zunehmend die französische Zuchtrichtung durch. Das feinwollige Schweizer Angora hingegen verschwand allmählich. Während mancher Angoratyp geschoren werden muss, unterliegt das Fell des Schweizer Schlags dem normalen Fellwechsel. Trotzdem muss der Halter nachhelfen, indem er das Fell etwa dreimal jährlich entweder auskämmt oder abzupft. Das Deckhaar soll eine Länge von mindestens 8 cm aufweisen, ideal sind 12 bis 15 cm. Die stark vorherrschende Unterwolle ist dicht und voll. Sie wird überragt von kräftigen Deck- und Grannenhaaren. Backenbart, Ohr- und Stirnbüschel dürfen nicht fehlen. Zudem sind die Hinterläufe stark behaart. Zunächst kamen Angorakaninchen nur in Weiss vor. Im Laufe der Zeit entwickelten sich weitere Farben.
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Bartkaninchen
Bartkaninchen wurden erstmals 1958 von dem Belgier Raoul Verwulgen als Mutation in Frankreich entdeckt. Verwulgen nahm einige Tiere mit nach Belgien und begann die Hoppler unter dem Namen Genter Bartkaninchen auszustellen und zu züchten. Aber erst ab den 1980er-Jahren startete die systematische Zucht sowie deren Verbreitung. 2007 kamen die ersten Tiere in die Schweiz. Typisch für die Rasse sind die Langhaarzonen Bart, Mähne und Abzeichen. Zwischen den Abzeichen wächst Normalhaar. Die Abzeichen bestehen aus dunklen, feinen, gekräuselten, angoraähnlichen Haaren. Der Bart ist immer deutlich erkennbar. Die Ausprägung der Mähne unterliegt einerseits den Einflüssen saisonalen Haarwechsels, aber auch der individuellen Entwicklung im Jugendalter. Das Langhaar kann bis zu 7 cm betragen. Bartkaninchen sind in der Regel wildfarben in verschiedenen Tönen und Abstufungen.
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Löwenkopfkaninchen
Vorläufer des Löwenkopfkaninchens ist wohl das Belgische Bartkaninchen. Typisch für das Löwenköpfchen ist die langhaarige Halskrause (Mähne). Das Fell dieser Rasse ist dicht, voll und griffig mit viel Unterwolle sowie reichlich Deck- und Grannenhaaren. Allerdings an Backen, Stirn, Nacken, Brust und Schenkeln zeigt sich Langhaar. Ansonsten trägt das Löwenköpfchen Normalhaar. Das Deckhaar ist 2,6 bis 3,2 cm lang. Die Langhaarpartien betragen etwa 6 cm. Diverse Fellfarben kommen vor. Das Löwenkopfkaninchen steht in der Schweiz im Aufnahmeverfahren.
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Teddykaninchen
Teddykaninchen tauchten erstmals Ende des 20. Jahrhunderts auf. An ihrer Entstehung waren vermutlich Angorakaninchen, Bartkaninchen, Jamoras und Farbenzwerge beteiligt. Ganz genau lässt sich dies jedoch nicht mehr nachvollziehen. Sie haben am ganzen Körper und Kopf durchschnittlich 6 bis 7 cm langes, dichtes, sehr feines, weiches Fell, das eine intensive Pflege benötigt, da es sonst schnell verfilzt. Ein Scheren ist allerdings nicht nötig, denn das Fell unterliegt dem normalen Haarwechsel. Kämmen ist jedoch Pflicht. Teddykaninchen gibt es in verschiedenen Farben und Scheckungen. In der Schweiz sind sie nicht offiziell als Rasse anerkannt.
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Wichtige FellpflegeLanghaarkaninchen benötigen eine regelmässige Fellpflege, die Zeit und Geduld in Anspruch nehmen kann. Dies sollte man bereits vor einer Anschaffung bedenken. Kämmen, Schneiden, Entwirren oder auch Scheren sowie generell penible Sauberkeit und Hygiene in der Haltung sind für die Lebensqualität der langhaarigen Hoppler essenziell. Sonst kommt es schnell zu Verfilzungen oder Verklebungen, die Hautreizungen und im Sommer bei Aussenhaltung auch Madenbefall nach sich ziehen können. Und nie darf ausserdem vergessen werden, dass nicht jedes Kaninchen die Pflege seines Felles automatisch problemlos toleriert. Hier können zeitintensives Training und vertrauensbildende Massnahmen nötig sein, ehe die Pflegemassnahmen stressfrei klappen. Positive Verstärkung in Form von stetem Belohnen ist dabei enorm wichtig.
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