Gesellig und vermehrungsfreudig
Haltungstipps und Fakten zur Farbmaus
Farbmäuse erfreuen nicht nur durch verschiedene Fellfarben, sondern auch durch interessantes Verhalten. Die sozialen Kletterer mögen fantasievoll eingerichtete Gehege. Um häufiges Putzen kommt man nicht herum.
Ein grosses Terrarium mit Versteckplätzen, Seilen, Ästen, Häuschen, Balkonen und hängenden Stofftüchern ist ein richtiges Tummelfeld für einen Trupp von fünf weiblichen Farbmäusen. Sie klettern über wackelige Brücken, an Halmen entlang und verschwinden in selbst gegrabene Löcher in den Sägespänen. Die domestizierte Form der Hausmaus wird besonders wegen ihrer unterschiedlichen, attraktiven Fellfarben geschätzt. Bei keiner anderen Nagerart gibt es so viele Farbkombinationen. Dass Farbmutationen auftreten, ist nicht neu. Weisse Mäuse sind bereits aus dem antiken Kreta bekannt, und aufgrund von Abbildungen auf Schalen und Tongefässen kann geschlossen werden, dass im alten Ägypten vor 4000 Jahren bereits Mäuse gehalten wurden. Der 1895 durch Walter Maxey in Grossbritannien gegründete National Mouse Club fügt sich somit in eine lange Tradition der Mäusehaltung ein. Der Club hat bis heute zahlreiche Mitglieder, die sich der Zucht von Mäusen in unterschiedlichen Fellfarben verschrieben haben.
Auf der Website wird mitgeteilt, dass Farbmäuse in einem Gartenschuppen gezüchtet werden könnten. Dies hat gute Gründe. Wie die Hausmaus, so markieren auch Farbmäuseriche ihre Territorien, was sich bald in einem penetranten Geruch im Raum niederschlägt. Die Haltung von Weibchen ist problemloser. Doch auch bei ihnen verhindert regelmässiges Putzen unangenehme Gerüche in der Wohnung. Mindestens einmal wöchentlich sollten Normalgehege vollständig gereinigt werden. Farbmäuse benötigen keine geheizten Räume.
Hohe Reproduktionsrate
Farbmäuse sind sozial und dürfen schon rein vom Gesetz her nicht einzeln gehalten werden. Ideal ist die Haltung mehrerer Weibchen. Besonders in der Dämmerungszeit und während der Nacht ist immer etwas los im Farbmausgehege. Bei regelmässigem Kontakt werden Farbmäuse zutraulich, krabbeln dem Arm entlang und lassen sich auf der Hand tragen. Es sind aber dennoch keine Streichel-, sondern eher Beobachtungstiere.
Männchen sollten nur gezielt zu bestimmten Weibchen gesetzt werden. Farbmauszüchter selektionieren durch Zucht auf bestimmte Farben. Setzt man ein unkastriertes Männchen in eine Gruppe mit Weibchen, wird es rasch viele Junge geben. Ein Weibchen kann in einem Wurf durchschnittlich acht bis zehn Junge gebären. Kurz darauf wird es gleich wieder vom Männchen gedeckt. Junge Weibchen sind mit fünf Wochen geschlechtsreif, junge Männchen bereits mit 28 Tagen. Junge Mäuseriche wollen eigene Territorien begründen. Es gäbe blutige Kämpfe, wenn sie länger zusammengelassen würden.
Reine Männchengruppen können nur in sehr grossen Terrarien gemeinsam gehalten werden und nur, wenn sich keine Weibchen in der Nähe befinden.Farbmauszüchter müssen darum überzählige Männchen beim Tierarzt euthanasieren lassen. Sie können als Futtertiere für Reptilien oder Greifvögel verwertet werden. Alternativ gibt es die Möglichkeit, Männchen kastrieren zu lassen. Am besten wendet man sich an Exotentierärzte wie beispielsweise Peter Sandmeier in Baden-Dättwil AG, die solche Eingriffe vornehmen. Eine Kastration kostet etwa zwischen 80 und 100 Franken. Kastraten können nach einer Übergangsfrist von drei Wochen problemlos zusammen oder mit Weibchen gehalten werden. Oder aber, man hält ein kastriertes Männchen mit einem unkastrierten.
Haltungstipps
Geschlechtsunterschiede
Bei Männchen sind die Hoden oft nicht äusserlich ersichtlich, da sie eingezogen sind. Bei Weibchen sind die Scheidenöffnung und die Zitzen zu erkennen, auch bei ganz jungen, unbehaarten Tieren sieht man bereits Andeutungen der Zitzen, die bei Männchen fehlen. Halterinnen und Halter erwerben im Zoohandel idealerweise eine Weibchengruppe.
Ausstattung
Gesetzlich vorgeschrieben zur Haltung zweier Farbmäuse sind Käfige mit den Mindestmassen von 50 x 36 Zentimeter. Mehr Freude macht die Haltung von drei bis fünf Weibchen in einem grösseren Behälter mit den ungefähren Massen von 100 x 50 x 60 Zentimeter mit einer Frontscheibe. Ideal sind mehrere Etagen oder Balkone mit Kletterverbindungen. Farbmäuse benötigen eine mindestens 40 Zentimeter hohe Schicht von Sägespänen. Gedeckt wird der Behälter mit einem engmaschigen Gitter, so dass die Luft zirkulieren kann. Nebst Wasser, das in einer Tränkeflasche gereicht werden kann, benötigen die Farbmäuse ein Körnerfutter, das im Zoohandel erhältlich ist. Pro Maus sollte ein gehäufter Teelöffel gereicht werden. Zusätzlich fressen sie gerne Rüebli, Zucchetti, Gurken, Broccoli und Wildkräuter.
So reizvoll es ist, verschiedene Farbenschläge von Farbmäusen zu züchten, so anspruchsvoll ist deren Haltung, besonders wegen der Unverträglichkeit der Männchen und wegen der raschen Reproduktionsrate. Die Zucht ist darum nur Spezialisten zu empfehlen. Mäuse stellen in der Natur eine grosse Biomasse dar. Viele Tiere ernähren sich von ihnen. Darum macht es Sinn, dass sie sich zahlreich und rasch vermehren. Lässt man eine Maus nur einmal jährlich Junge haben, kann sie ein Alter von drei bis vier Jahren erreichen – ganz im Gegensatz zu Wildmäusen, deren Lebenserwartung in der Natur nur bei wenigen Monaten liegt.
Einzig die Sinai-Stachelmaus lässt sich mit der Farbmaus in Gemeinschaft halten. Die Biologie dieser Wildmaus ist unterschiedlich zu derjenigen der Farbmaus. Junge Farbmäuse sind Nesthocker und kommen nackt auf die Welt, junge Sinai-Stachelmäuse haben bereits ein Fell und sind Nestflüchter. Eine Vergesellschaftung der beiden Arten ist nur in grosszügigen Terrarienmöglich. Schnüffeln, trippeln, nagen, balancieren, sich verstecken, die Farbmäuse haben viele reizvolle Eigenschaften. In einem fantasievoll eingerichteten Gehege entfalten sie ihr ganzes Verhaltensrepertoir.
[IMG 2]
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren