Kraftfutter
Gentechfreie Soja muss aus Indien importiert werden
Die Schweizer Landwirtschaft will nichts von Gentechnik wissen. Das verursacht bei der Soja Mehrkosten in Millionenhöhe und Importe aus Indien.
Sojabohnen haben es in sich: Die Hülsenfrüchte enthalten viel Fett und Eiweiss. Sie liefern den Rohstoff für Lebensmittel wie Tofu oder Speiseöl, für Kosmetik, Plastik, Agrotreibstoffe und Tiernahrung. Die weltweite Anbaufläche hat sich seit Anfang der 1980er Jahre verdoppelt, die Produktion mit letztjährig 253 Millionen Tonnen fast verdreifacht.
Auch in der Schweiz boomt Soja. Weil die Bauern den Bedarf an Eiweissfuttermitteln für Kühe, Schweine und Geflügel längst nicht selber decken können, müssen Proteine importiert werden. 266'000 Tonnen Sojaschrot waren es im letzten Jahr – fast zehn Mal mehr als 1990. Für den Anstieg gibt es viele Gründe: Die Bauern haben in den letzten Jahren die Milchproduktion stetig ausgedehnt. Ausserdem bedürfen die auf Hochleistung gezüchteten Kühe einer eiweissreichen Fütterung. Auch die Zunahme der Geflügel-Produktion hat die Nachfrage nach Soja angekurbelt. Zudem machten das totale Verfütterungsverbot von Tiermehl im Gefolge der BSE-Krise sowie das Verbot der Schweinesuppe Soja zu einem unverzichtbaren Eiweiss-Lieferanten in der Tierproduktion.
Indien ist zweitwichtigster Sojalieferant für die Schweiz
Produziert werden Sojabohnen hauptsächlich in drei Ländern: Argentinien, Brasilien und den USA. Rund 80 Prozent der weltweit angebauten Soja ist gentechnisch verändert. Bauern in den USA und Argentinien setzen fast ausschliesslich auf gentechnisch verändertes Saatgut, und auch in Brasilien ist dessen Anteil auf rund 90 Prozent der Anbaufläche gestiegen. Das knapper werdende Angebot sowie eine aufwendigere Logistikkette machen konventionelle Soja gegenüber gentechnisch veränderter Soja immer teurer.
Die Beschaffung von Soja aus Brasilien ist derzeit besonders schwierig, erklärt Rudolf Marti, Geschäftsführer der Vereinigung der Schweizer Futtermittelfabrikanten. Grund sind logistische Probleme sowie ein Grosshändler, der in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Futtermittelhändler haben deshalb bereits nach neuen Beschaffungsmärkten Ausschau gehalten. Fündig geworden sind sie in Indien, das als Soja-Lieferant bislang keine Rolle spielte. 2012 beliefen sich die Importe aus Indien auf die Kleinstmenge von 1'032 Tonnen, im laufenden Jahr wurden von Januar bis August bereits knapp 12'000 Tonnen eingeführt. Damit ist Indien – wenn auch mit grossem Abstand zu Brasilien – bereits zum zweitwichtigsten Soja-Lieferanten für die Schweizer Landwirtschaft geworden.
Gentechnisch veränderter Soja ist billiger und in fast ganz Europa akzeptiert
Rudolf Marti hält die Einfuhren für bedenklich: «Sojalieferungen aus Indien setzen für den guten Ruf der Schweizer Tierproduktion kaum positive Signale.» Würde auch in der Schweiz gentechnisch veränderter Soja eingesetzt, könnte man Soja aus den USA beziehen. Damit liessen sich negative Schlagzeilen vermeiden, wie sie im Zusammenhang mit dem Soja-Anbau in Schwellenländern immer wieder auftauchen. Die Beschaffung wäre einfacher und die Produktionskosten könnten gesenkt werden.
Produkte, die auf der Basis von gentechnisch veränderten Organismen produziert wurden, seien ohnehin schon längst präsent in der Schweiz. Marti weist darauf hin, dass – ausser in Norwegen und der Schweiz – Gentech-Soja in ganze Europa verfüttert werde. Eier aus Deutschland oder Milchprodukte aus Frankreich, die in der Schweiz verkauft werden, stammten mit grösster Wahrscheinlichkeit von Tieren, die Gentech-Soja gefressen hätten.
Gentechfutter erlaubt, aber unerwünscht
In der Schweiz wäre das Verfüttern von Gentech-Soja erlaubt, im Gegensatz zu deren Anbau. Für den Schweizerischen Bauernverband ist eine gentechfreie Fütterung aber sakrosankt. Grund: Gentechfreie Produkte seien ein Mehrwert, mit dem man bei den Konsumenten punkten wolle, erklärt Martin Rufer vom Schweizerischen Bauernverband. Denn diese seien gegenüber der Gentechnik kritisch eingestellt.
Das bestätigt die Stiftung für Konsumentenschutz. «Die Ablehnung von gentechnisch veränderten Organismen auf dem Teller ist bei den Konsumentinnen und Konsumenten seit Jahren konstant hoch», erklärt Josianne Walpen, Leiterin Ernährung und Landwirtschaft. Aber auch Einfuhren herkömmlicher Soja aus Brasilien oder Indien stossen auf Skepsis: «Der Import von Soja als Futtermittel für unsere Nutztiere sehen auch wir als ökologisch und ethisch fragwürdig an.»
Europäischer Soja wird gefördert
Um unabhängiger von den Importen aus Übersee zu werden, soll der Soja-Anbau in Europa gefördert werden. Die Schweiz hat deshalb zusammen mit sechs weiteren Staaten Anfang 2013 die Donau-Soja-Erklärung unterzeichnet. In der Donauregion ist laut Soja Netzwerk Schweiz in den nächsten fünf Jahren eine Ausweitung der Soja-Produktion von einer auf rund fünf Millionen Tonnen denkbar.
Soja wird auch in der Schweiz angebaut, im letzten Jahr auf 1'085 Hektaren. Wenn sämtliche hierzulande verfütterte Soja in der Schweiz angebaut würde, wären rund 110'000 Hektaren nötig, was einem Viertel des ackerfähigen Landes entsprechen würde. Dies hat Priska Baur in einer für Greenpeace verfassten Studie errechnet. Eine Ausweitung der Anbaufläche ist indes wenig realistisch: Ausländische Soja zu importieren ist billiger. Zudem lohnt sich der Anbau ausschliesslich für die Verfütterung nicht. Erst wenn aus den Sojabohnen gleichzeitig Öl (Speiseöl, Biodiesel) hergestellt wird, rechnet sich der Soja-Anbau.
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