Forschung
Kochen mit Gas aus dem Schweinestall
Die Fäkalien von Schweinen und Menschen können zu sich wertvollem Biogas umgewandelt werden. In Entwicklungsländer helfen die Biogasanlagen gleichzeitig, die Ausbreitung von Darmwürmern zu bekämpfen.
Wurmerkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Entwicklungsländern. 450 Millionen Menschen leiden weltweit daran, und zwar vorwiegend Kinder und schwangere Frauen, wie die Fachzeitschrift «Journal of Parasitology» mitteilt. Wo es an sanitären Anlagen mangelt, landen die Fäkalien oft als Dünger auf den Feldern, wodurch sich die Parasiten weiter ausbreiten.
Zwar lassen sich die Würmer mit Impfungen und Medikamenten bekämpfen. Doch oft infizieren sich Patienten später erneut. Zudem können die Würmer mit der Zeit resistenz gegen die üblichen Behandlungen werden. John M. Hawdon, ausserordentlicher Professor am George Washington University Medical Center, propagiert deshalb in der neusten Ausgabe des «Journal of Parasitology» einen andere Lösung: Die sanitären Verhältnisse müssen verbessert werden – und damit lässt sich gleich auch ein Energieproblem lösen.
Gasleitung direkt zur Kochstelle
Im ländlichen China, das der Autor in seinem Artikel beispielhaft betrachtet, können es sich die Bauern nicht leisten, WCs nach westlichem Standart zu installieren. Eine Alternative sind sogenannte Biodigester, das sind Behälter, die organische Abfälle – etwa von den Toiletten, vom Schweine- und vom Hühnerstall – aufnehmen. Bakterien wandeln die Abfälle zu Biogas (hauptsächlich Methan) um. Eine Leitung führt das Gas direkt zur Kochstelle.
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Bei dieser einfachen Biogasanlage kann das Gas über ein Ventil an der Abdeckung abgeführt werden. Foto: Kyle Butler |
Gemäss der Medienmitteilung kann der Biodigester gegen 60 Prozent des Energiebedarfs einer Familie decken. Die Frauen müssen weniger Zeit aufwenden, um Brennholz zu sammeln, womit gleichzeitig die Wälder geschont werden. Biogas entwickelt weniger Rauch und Asche in der Küche und trägt so dazu bei, Erkrankungen der Atemwege zu reduzieren. Zudem kann mit dem Biodigester stickstoffreicher Dünger gewonnen werden, in welchem keine Parasiteneier mehr enthalten sind.
In Afrika fehlt die finanzielle Unterstützung
Das Potential ist riesig. Alleine in China entstehen jährlich gegen vier Milliarden Tonnen tierische Abfälle – erneuerbare Energie, die noch immer zu einem erheblichen Teil brach liegt. Bisher werden in China am meisten und in Indien am zweitmeisten Biodigester eingesetzt. Auch in anderen asiatischen Ländern wie Nepal sind Biogasanlagen auf dem Vormarsch. Die niederländische Entwicklunsorganisation SNV arbeitet daran, die Methode auch in Afrika und Südamerika zu verbreiten.
Im Gegensatz zu China ist es jedoch in Afrika unüblich, Fäkalschlamm als Dünger zu verwenden. Dadurch fehlt den Bauern ein zusätzlicher Anreiz für den Einsatz von Biodigestern. Zudem fehlt es an Unterstützung durch die Regierungen. Ohne Subventionen sind die Installationskosten für viele Bauern zu hoch. John Hawdon schlägt deshalb vor, dass ein Teil der riesigen Summen, die derzeit in Entwurmungsprogramme investiert werden, stattdessen für die nachhaltigen Biodigester verwenden werden.
Originalpublikation:
John M. Hawdon(2014) Controlling Soil-Transmitted Helminths: Time to Think Inside the Box?. Journal of Parasitology: April 2014, Vol. 100, No. 2, pp. 166-188.
doi:10.1645/13-412.1
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