Fleisch, Eier, Milchprodukte
Migros will Tierwohl im Ausland verbessern
Die Migros will nur noch tierische Produkte aus dem Ausland einführen, die nach Schweizer Tierschutzstandards produziert worden sind. Nun sehen die Schweizer Eierproduzenten ihren Tierwohl-Bonus gefährdet.
Das Ziel ist ambitioniert: Die Migros will ab spätestens 2020 nur noch Milchprodukte, Fleisch und Eier importieren, die im Ausland nach Schweizer Tierwohl-Standards produziert werden. «Generation M» heisst das Projekt der Migros. Zusammen mit Organisationen wie dem Tierschutz definiert der Detaillist Anforderungen, die punkto Tierhaltung, Gesundheit, Fütterung, Transport und Schlachtung gelten sollen. Für die Bereiche Truten-, Kaninchen- und Pferdefleisch ist die Umsetzung der neuen Anforderungen bereits im Gang, Poulet soll folgen.
Eine artgerechte Haltung der Nutztiere ist auch der Grünen Partei ein Anliegen. Diese fordert, dass alle importierten Lebens- und Futtermittel den Schweizer Qualitäts-, Umwelt- und Tierschutzstandards entsprechen müssen. Erreichen wollen das die Grünen mittels Volksinitiative. Und auch den Schweizer Konsumenten ist das Tierwohl zunehmend wichtig – viel sind bereit, mehr zu bezahlen, damit es Rind, Schwein und Huhn möglichst gut haben.
Schweiz: Ferkel dürfen nur unter Narkose kastriert werden
In der Schweiz gelten strengere Tierschutz-Vorschriften als in der EU. So dürfen Ferkel nur mit Narkose kastriert werden, Schnabelcoupieren bei Legehennen ist nicht erlaubt, Tiertransporte dürfen nicht länger als sechs Stunden dauern. Der Anteil Tiere, die im Rahmen des staatlichen Programms «Regelmässiger Auslauf von Nutztieren im Freien» (RAUS) gehalten werden, stieg in den letzten zehn Jahren um 20 auf 73 Prozent. Beim Programm «Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme» (BTS) verdoppelte sich der Anteil auf heute knapp 50 Prozent. Dazu kommen diverse Labels, deren Anforderungen über die minimalen gesetzlichen Vorschriften hinausgehen.
Strengere Tierschutzvorschriften verteuern zwar die Produktionskosten der Schweizer Landwirtschaft, sie sind aber auch ein grosser Trumpf, mit dem sich die einheimischen von ausländischen Produkten abgrenzen lassen. Was aber, wenn ausländische Produkte quasi auf Augenhöhe daherkommen?
Geflügelproduzenten setzen auf andere Verkaufsargumente
Die Eierproduzenten sehen den Tierwohl-Bonus der Schweizer Landwirtschaft durch die Migros gefährdet. «Wenn nun die Grossverteiler nur noch Waren importieren, die in Haltung und Herstellung unserer Schweizer Produktion ebenbürtig sind, werden einige unserer Argumente weniger Gewicht haben», beklagt Jean Ulmann, Präsident von Gallo Suisse, dem Verband der Schweizer Eierproduzenten, in der Geflügelzeitung. Die Konsumenten könnten womöglich nicht mehr gewillt sein, einen Mehrpreis für Schweizer Eier zu bezahlen.
Peter Röthlisberger, Präsident der Schweizer Geflügelproduzenten, spricht zwar von einem ernst zu nehmenden Thema, ist aber weniger besorgt. «Das strengere Schweizer Tierschutzgesetz ist durchaus ein Verkaufsargument, aber nicht das einzige», erklärt er. Entscheidend sei das Gesamtpaket «Herkunft Schweiz». Dazu gehörten etwa bäuerliche Familienbetriebe, eine gentechfreie Fütterung und die Regelung der Höchst-Tierbestände. Auch sei die Schweiz von Lebensmittelskandalen verschont geblieben, während dies im Ausland immer wieder mal der Fall gewesen sei. Er verweist darauf, dass 90 Prozent der Mastpoulets in der Schweiz in Ställen gehalten werden, die mehr Komfort bieten als gesetzlich vorgeschrieben.
Inländische Produzenten können die Nachfrage nicht abdecken
Müssen ausländische Geflügelproduzenten nach Schweizer Standards produzieren, werden deren Produktionskosten steigen, weil zum Beispiel auf der gleichen Fläche weniger Tiere gehalten werden dürften. Das ausländische Poulet würde dadurch teurer, die Preisdifferenz zu Schweizer Geflügel kleiner.
Ähnlich sieht es auch die Migros. «Die ausländischen Produkte werden bei den Kundinnen und Kunden nicht die gleiche Beliebtheit haben wie die Schweizer Produkte», erklärt Mediensprecher Urs Peter Naef. In Realität müssten viele Produkte importiert werden, weil die Inlandproduktion die Nachfrage nicht abdecken könne.
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