Happy und Hippo sind beste Freunde. Seite an Seite streifen sie durch das hohe Gras und wühlen und graben sich auf der Suche nach Futter durch ihr Revier. Einmal ausgetobt, suhlen sie sich zufrieden, derweil Ronja ein kühlendes Bad nimmt, Mösu in der Sonne döst und Mama Minnie mit ihrer Rasselbande die Weide erkundet. Auf dem Hof von Andrea und Sascha Mader im aargauischen Attelwil geht es sprichwörtlich saumässig turbulent zu und her. 

Minnie, Happy und Co. sind Schweine – wenn auch im Kleinformat. Minipigs werden sie genannt oder Miniaturschweine, Zwergschweine und Teacup Pigs. Einen eigenen Rassenstandard haben die kleinwüchsigen Schweine nicht. Sie sind Züchtungen europäischer Hausschweinrassen und asiatischer Hängebauchschweine, die für Tierversuche für die medizinische Forschung eingesetzt werden sollten. Eine der ersten Züchtungen war in den 1940er-Jahren das Minnesota-Minischwein in den USA, in den 1960er-Jahren folgte in Deutschland als Kreuzung mehrerer Rassen das Göttinger Miniaturschwein und weitere Zuchtlinien.

Grösse nicht vorherzusagen
Ein einheitliches Zuchtziel gab es nicht, einzig klein mussten die Tiere sein. Heutzutage werden sie 25 bis 60 Zentimeter gross und ausgewachsen 30 bis 100 Kilogramm schwer. «Minischweine sind kleine Wunderpakete», sagt Andrea Mader, «wie gross und schwer sie werden, ist nicht eindeutig vorherzusagen.» Wer möglichst kleine Schweinchen wolle, sollte bereits ausgewachsene Minis kaufen. Dies sind sie mit etwa vier Jahren.

Minipigs wedeln mit dem Schwanz, suhlen und wühlen (Video: Superjetseth):

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Weil sie von verschiedenen Rassen und Kreuzungen abstammen, sieht kein Minischwein aus wie das andere. Mal sind sie schwarz, rosa, braun, mal schwarz-weiss-gescheckt. Die Borsten können lang oder kurz sein. Einige Minis haben kaum Borsten, andere viele. Sie unterscheiden sich auch in Kopf- und Körperform, haben aber alle kleine Stehohren. Und statt des für Hausschweine typischen Ringelschwanzes haben die Miniaturschweine einen geraden Schwanz, mit dem sie wedeln wie ein Hund, wenn sie ihr Revier erkunden.

Gleich ist allen Zwergschweinen auch der Jöö-Effekt, den viele Besitzer mit Filmchen auf Sozialen Medien eifrig bedienen. Seit einigen Jahren sind Minipig-Ferkel virale Superstars. Manch ein Fan wünscht sich deshalb auch ein süsses Säuli für zu Hause. Schwein statt Hund oder Katze, denken viele, und haben dabei völlig falsche Vorstellungen, wie sie die Tiere halten müssen. Ihre Kleinheit und die Videos verleiten zum Glauben, mit den Schweinchen in der Wohnung leben zu können. Was aber nicht artgerecht wäre, denn hier würden sie sich weder genug bewegen noch beschäftigen können.

«Man kann sie durchaus mal ins Haus nehmen», sagt Mader. Dies aber nur als Plus, da die Schweinchen ein Aussengehege mit Stall und Suhle brauchen, in dem sie nach Herzenslust herumstromern können. Gut eingezäunt und ein- und ausbruchssicher sollte das Gehege sein, da die schlauen und neugierigen Tiere schnell lernen und jede Gelegenheit nutzen würden, um auszubüxen, auf die Weide nebenan oder in den Nachbarsgarten.

Eine nicht mehr ganz so kleine Minipig-Mama mit ihrem Wurf (Video: RedCoatPoohBear):

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Abschied vom englischen
Rasen Weil sie nicht besonders gut sehen, beschnüffeln sie alles mit ihrer Nase und durchwühlen den Boden auf der Suche nach fressbaren Wurzeln und Nüssen mit ihrem kurzen Rüssel. Vom schönen englischen Rasen sollte man sich gemäss Mader verabschieden: «Auch wenn sie klein sind, können Minischweine ganz schön graben.» Darin unterscheiden sie sich nicht von ihren grossen Verwandten. Immens wichtig ist das Suhlen, da die Schlammschicht vor Sonne und Insekten schützt. Und in einem heissen Sommer tut ein Bad auch einer Sau richtig gut. Regen dagegen mögen sie nicht, dann bleiben sie lieber in ihrem Häuschen.

Unerlässlich ist schliesslich eine Ecke zum Koten, da die äusserst sauberen Schweine ihr Geschäft nie dort machen, wo sie schlafen und fressen. Für eine artgerechte Haltung sollte das Gehege gemäss Andrea Mader mindestens 200 Quadratmeter gross sein. Dies für zwei bis drei Schweine, denn sie sind gesellig und sollten keineswegs einzeln gehalten werden. In Begleitung macht die Futtersuche – die Hauptbeschäftigung aller Schweine – viel mehr Spass. Minipigs sollten neben Gemüse und Obst spezielles Minischweinfutter erhalten, nie aber Mastfutter, Restabfälle oder Pferdefutter, erklärt Mader.

In der Hobbyhaltung eignen sich weibliche Schweine sowie kastrierte (und deshalb nicht aggressive und weniger nervöse) Eber. Minischweine können alle vier Monate ferkeln, decken sollte man sie aber höchstens einmal jährlich, so Mader. Auf ihrem Hof gibt es Nachwuchs, aber nur gezielt und geplant, wenn sie genug Vorreservierungen für artgerechte Plätze hat. Pro Wurf kommen drei bis elf Ferkel zur Welt – als gut 300 Gramm leichte Winzlinge passen sie, wie der Name «Teacup Pig» besagt, tatsächlich in eine Tasse. Mit zehn Wochen geht es in einer Katzenkiste ins neue Zuhause.

www.minipigs.ch