Bei der Papillomatose spriessen Warzen wie Blumenkohle. Sie sind etwa linsengross, rosafarben, weiss-gelblich oder grau, sie können flach, aber auch leicht gestielt sein. Betroffen sind vor allem Fohlen und Jungpferde bis zu drei Jahren, häufig bricht die Krankheit im Sommer aus. 

Die Pferdewarzen wachsen vorrangig um die Nüstern und Lippen, manchmal auch am Kopf und in den Ohrmuscheln, selten an den Beinen und Genitalien. Sie können zwar auch einzeln auftreten, wuchern aber meist in Gruppen und können sich stark ausdehnen. Das sieht in vielen Fällen nicht nur unschön, sondern auch alarmierend aus. Zum Glück besteht aber kein echter Anlass zur Sorge. 

«Die betroffenen Pferde erscheinen völlig unbeeinträchtigt, aber sie schauen ja auch nicht in den Spiegel! Selten fangen die Veränderungen an zu jucken, so dass sich die Pferde kratzen», sagt Anke Rüsbüldt, Fachtierärztin für Pferde mit eigener Praxis in der Nähe von Hamburg und Fachbuchautorin. Sie hat unter anderem den Ratgeber «Hautkrankheiten bei Pferden: Erkennen, Vorbeugen, Behandeln» geschrieben.

Die Pferdewarzen können chirurgisch entfernt werden, allerdings bleiben danach Pigmentflecken zurück. Dass der Eingriff ausgesprochen selten und höchstens bei sehr störenden Pferdewarzen empfohlen wird, hat aber einen anderen Grund. Die hässlichen Knoten heilen nämlich auch von selbst ab. Das dauert in der Regel etwa zwei bis vier Monate, manchmal länger. Anschliessend ist das Pferd gegen weitere Ausbrüche, für die vermutlich der Erreger «Equine Papillomvirus Typ 1» verantwortlich ist, immun. 

Eine frühe Behandlung ist ratsam
Auch wenn die echten Pferdewarzen ungefährlich sind, sollte man bei warzenähnlichen Stellen, Knoten und anderen Hautauffälligkeiten den Tierarzt konsultieren. Denn besonders im Anfangsstadium besteht Verwechslungsgefahr mit dem Equinen Sarkoid, einem Hauttumor, ausgelöst vom bovinen Papillomavirus der Rinder. Für die Verbreitung des Virus sind wahrscheinlich Insekten verantwortlich, ganz genau sind die Übertragungswege aber noch nicht geklärt. Ob ein Pferd tatsächlich einen Hauttumor bekommt, hängt vermutlich auch von seiner genetischen Veranlagung ab. 

Während das bovine Papillomavirus bei Wiederkäuern harmlose Warzen wachsen lässt, führt es bei Pferden zu einem Hauttumor, der in sechs verschiedenen Variationen und an allen möglichen Körperstellen auftreten kann. «Dieser Tumor wächst invasiv, das heisst, er zerstört das Gewebe, in das er hineinwächst», erklärt Rüsbüldt. «Sarkoide bilden keine Metastasen in inneren Organen und beeinträchtigen die betroffenen Pferde meist erst einmal gar nicht.»

Trotzdem sollte das Equine Sarkoid unbedingt behandelt werden. Denn der Haupttumor wächst in der Regel schnell und aggressiv. Je nach Lage macht er das Satteln oder Auftrensen ausserdem so gut wie unmöglich. Zum anderen gilt: Je früher man das Sarkoid behandelt, desto grösser sind die Chancen, den Hauttumor wieder ganz loszuwerden. «Leider haben die bösen Tumore eine hohe Rezidivneigung: Wenn man sie operiert und ganz wegschneidet, wächst mit grosser Wahrscheinlichkeit an der gleichen Stelle wieder ein solcher Tumor», warnt Rüsbüldt. 

Abhängig vom Einzelfall wählt der Tierarzt einen Therapieansatz oder eine Kombination diverser Methoden aus. Zur Auswahl stehen Strahlentherapie, Kryo- und Elektrochirurgie, Laser-, Chemo- und Immunotherapien. Seit einiger Zeit wird bei der Behandlung auch Acyclovirsalbe, die zur Bekämpfung von Herpes beim Menschen entwickelt wurde, vermehrt eingesetzt.