Goldfische gelten als schöne Tiere, die sich leicht halten lassen, und das schon seit zweitausend Jahren. Während dieser langen Zucht entstanden jedoch immer abwegigere Formen. Von Natur aus ist der Goldfisch nämlich gar nicht so goldig, geschweige denn besitzt er die ausgefallenen Merkmale, mit denen man ihn heutzutage verbindet. Um nicht ausschliesslich auf die verschiedenen Qualzuchten hinzuweisen, sondern auch das allgemeine Verständnis und Bewusstsein für Fische zu fördern, wurde er zum «Fischwissen-Fisch des Jahres» gekürt.

Die in Zürich ansässige Fachstelle Fischwissen setzt sich seit 2019 für den Tierschutz bei Fischen ein. Mit der erstmaligen Wahl eines Fisches wolle man Aufklärung zum Wohl von Fischen betreiben: «Je besser die Leute informiert sind, desto mehr Fischleid können wir verhindern», sagt die Geschäftsleiterin der Züricher Fachstelle Dr. Claudia Kistler. Im Gegensatz zu anderen Haustieren seien gerade Fische stark unterschätzt, so werden sie gar als Tiere zweiter Klasse betrachtet. «Das Bewusstsein, dass Fische leidensfähig und schmerzempfindlich sind, ist noch viel zu wenig verbreitet, weshalb der Umgang mit ihnen oft nicht fischgerecht ist», gibt die Verhaltensbiologin zu bedenken.

Der Goldfisch, auch Chinesische Silberkarausche (Carassius auratus) genannt, lebte ursprünglich in Seitenarmen grösserer Flüsse und Seen Chinas. Der mit Karpfen, Karausche und Giebel verwandte Goldfisch sieht in seiner Wildform seinen Verwandten deutlich ähnlicher als seinesgleichen in den unterschiedlichsten Aquarien. In der Natur lebende Artgenossen besitzen in der Regel eine silbergräuliche bis olivgrüne Färbung. Sie hilft ihnen dabei, in den trüben Gewässern nicht so schnell von Fressfeinden entdeckt zu werden. Doch auch in der Wildnis lebende Goldfische können hie und da eine gelbe, orange oder rote Färbung besitzen. Sie können bis zu 50 Zentimeter gross und über ein Kilogramm schwer werden. Zudem erreichen sie in der Aquarienhaltung ein Alter von bis zu 30 Jahren.

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Verschlechterung statt Veredelung

«Der Goldfisch ist in seiner Wildform ein wirklich schöner und klassischer Fisch», sagt Claudia Kistler. Wenn es also nach ihr gehen würde, hätten Qualzuchten und andere problematische Zuchtformen schon längst keine Daseinsberechtigung mehr. «Bei vielen Zuchtformen ist der Körperbau teilweise derart verändert worden, dass das Verhalten und die Lebensqualität der Fische stark eingeschränkt sind», betont die Tierschützerin. So wurden bereits nach Art. 10 der Zuchtverordnung die Zuchtformen Himmelsgucker, Teleskopaugen und Blasenaugen in der Schweiz verboten. «Über Zuchtformen mit verkrümmter Wirbelsäule, Geschwüren am Kopf und übermässige Schleierflossen müsste man auch mal diskutieren», sieht Kistler weiteren Nachholbedarf.

Extreme Merkmale gezüchtet

Auf die Frage, weshalb denn alle diese Merkmale bei der Zucht forciert wurden, erzählt sie, dass dies noch auf der damaligen Haltung von Goldfischen beruhe: «Vor rund tausend Jahren, als der Goldfisch in China immer öfter gezüchtet und gehalten wurde, schwamm er vor allem in Teichen und Porzellangefässen. Hier konnte man lediglich von oben auf die Fische hinabblicken, weswegen Merkmale wie extreme Schleierflossen und hinaufblickende sowie grosse Augen zum Beobachten am interessantesten waren.»

Und was hat es auf sich mit der einsamen Haltung im nach ihm benannten Goldfischglas? «Das Verständnis für eine artgerechte Haltung von Fischen entwickelt sich zwar positiv, aber nur langsam. Leider gibt es immer noch Leute, die Goldfische im Goldfischglas halten. Zur Dekoration zum Beispiel.» Eine artgerechte Haltung sei in diesen jedoch nicht möglich, gerade weil der Goldfisch in einer Gruppe gehalten werden sollte und auch die Aquarientechnik keinen Platz in diesen finden würde, so Kistler. Wildformen sollten idealerweise aufgrund ihrer möglichen Grösse in einem passenden Teich gehalten werden. Dieser sollte ausbruchssicher sein, denn der Goldfisch gilt als invasive Art. Ausgebrochen, ausgesetzt oder freigelassen in Schweizer Gewässern kann er als sehr toleranter und anpassungsfähiger Fisch andere Arten verdrängen.

 

Haltungsempfehlungen der Fachstelle Fischwissen

Aquarienhaltung• Kleinere Individuen können ab 200 Literund mittlere ab 500 Liter gehalten werden.
• Die spezielleren Zuchtformen nur im Aquarium halten,zumindest während des Winters.
• Das Aquarium sollte bepflanzt sein und verschiedeneHell-Dunkel-Bereiche aufweisen.
• Feste Einrichtungsgegenstände sollten den Fischen nichtdie Sicht auf die Umgebung verstellen.
• Als Substrat feinen Sand anbieten.
• Eine gute Filterung ist nötig, da Goldfische auf der Suche nachFutter gerne im Boden wühlen. Ein regelmässiger Teilwasserwechsel ist wichtig.

Teichhaltung• Grössere Individuen sollten im wintertauglichen Teich gehalten werden. Geeignet sind Wildtyp-Goldfische (einfache Schwanzflosse, normale Körperform, schnell schwimmend). Sie können vor Fressfeinden wie Vögeln davonschwimmen.
• Beachten, dass Goldfische sich leicht vermehren können, wodurch Überbesatz entstehen kann.
• Die Teichtiefe sollte mindestens 1,2 Meter betragen.
• Im Sommer genügend Wasserbewegung, damit ausreichend Sauerstoff vorhanden ist. Im Winter für offene Bereiche und nur leichte Bewegung sorgen, damit die tieferen Bereiche nicht durchmischt werden und die Temperatur auf maximal 4 Grad abkühlt.
• Im Winter halten Goldfische in kalten Gewässern Winterruhe und müssen nicht beziehungsweise nur ganz sparsam gefüttert werden
• Auch Teiche müssen laut gesetzlichen Vorgaben strukturiert sein, sodass Rückzugsbereiche und Verstecke bestehen.