«Die Reise der Pinguine 2»
Graue Pummelchen in eisiger Kälte
Zwölf Jahre nach seinem oskargekrönten Dokumentarfilm «Die Reise der Pinguine» richtet Regisseur Luc Jacquet die Kamera erneut auf die Kaiserpinguine. Diesmal steht der Nachwuchs im Fokus.
Er sieht wirklich wie ein kleiner Mensch aus, der Kaiserpinguin. Wir leiden mit ihm, wenn der Arktissturm über ihn hinwegbraust; fühlen mit, wenn er auf dem Eis ausrutscht; freuen uns, wenn er ein Weibchen findet. Und dürfen dank den Kameras von Regisseur Luc Jacquet intime Momente miterleben: Die beiden legen einander zärtlich den Kopf auf die Schulter, schmiegen sich aneinander, schmusen richtiggehend. Besonders herzig ist das Ergebnis dieses Liebesgeplänkels. Ein pummeliges Junges, dick eingepackt in flauschiges Grau – der Star im Dokumentarfilm «Die Reise der Pinguine 2».
Die Umgebung mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad ist denkbar lebensfeindlich. «Noch ehe es geschlüpft ist, besteht dieses Küken seinen ersten Überlebenskampf», sagt der Sprecher im Film. Der Embryo erfriert, wenn das Ei nur ein paar Sekunden zu lang auf dem Boden liegt. Doch das erfahrene Elternpaar schafft es, das Ei zwischen Füssen und Bauchfalte eingepackt zu wärmen, bis ein kerngesundes Junges schlüpft.
Erst guckt nur ein kleines Köpfchen zwischen den Krallen und Federn des Papas hervor. Dort, in der wohligen Wärme, bleibt es vorerst und lässt sich vom Vater mit dessen Mageninhalt füttern. Es ist die einzige Nahrung, die zur Verfügung steht, bis das Weibchen mit Fischen vom Meer zurückkehrt.
Vor zwölf Jahren hatte der französische Regisseur Luc Jacquet die Kameras auf die erwachsenen Kaiserpinguine gerichtet und damit den Oskar für den besten Dokumentarfilm geholt. Nun ist er in die Antarktis zurückgekehrt, um das Aufwachsen der jungen Pinguine zu dokumentieren. Zu Beginn ist es eigentlich eine unspektakuläre Kindheit, wären da nicht die extremen klimatischen Bedingungen. Tatsächlich bewegt sich das Kleine kaum, um die Energie seiner knappen Nahrung stattdessen ins Wachstum zu stecken. Nicht nur in die Höhe, auch in die Breite – es überholt die Eltern an Gewicht, lange bevor es ihre Körpergrösse erreicht.
Vermenschlichte Pinguine
Während der Kleine heranwächst, bricht in der Antarktis der Frühling an mit etwas höheren Temperaturen. Nun können die Eltern den Nachwuchs auch mal alleine lassen. Die Jungvögel drängen sich aneinander, es ist ein Gewusel grauer Körper, die einander nicht nur Wärme, sondern auch Schutz geben. Denn die Kälte ist nicht die einzige Gefahr. Da ist noch der Riesensturmvogel. Und tatsächlich, sobald sich ein kleiner Pinguin von seiner Gruppe entfernt, packt der Räuber zu. Doch der Kleine reisst sich los, rennt davon. Das ist gerade noch gut gegangen.
Die Hälfte der Pinguine überlebt die Kindheit nicht, doch der Regisseur erspart dem Publikum brutale Szenen. Stattdessen schafft er Spannung mit Stilmitteln wie Zeitlupensequenzen und überhöhter Lautstärke von Geräuschen – der Kinosaal erzittert beinahe, wenn sich ein Pinguin auf den Bauch fallen lässt. Das mag etwas übertrieben sein, ebenso wie das Pathos in der Sprache. Der kleine Pinguin sei «unter einem Glücksstern geboren», heisst es, und der Vater sei ein «Held».
Doch am Ende ist es ja gerade die Vermenschlichung, die dafür sorgt, dass wir die Pinguine so lieben. Dass wir mitfiebern, wenn die Jünglinge durch atemberaubend schöne Schnee- und Eislandschaften in Richtung Meer wandern. Dass wir ihnen Daumen drücken, damit sie endlich den Mut finden für den ersten Kopfsprung ins eiskalte Wasser.
«Die Reise der Pinguine 2», Dokumentarfilm, 85 Minuten, Verleih: Impuls Pictures AG, ab sofort im Kino.
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