Papiliorama
Hier überwintert der Sommer
Ballerinas der Lüfte, Bewohner der Nacht und Schmusetiere zum Anfassen: Im Papiliorama in Kerzers FR gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken. Ausserdem ist dort das ganze Jahr Sommer.
Nach wenigen Minuten in der Papiliorama-Halle erfahre ich, was «flatterhaft» bedeutet: Leicht und luftig umgaukeln mich kleine und grosse Schmetterlinge in allen Farben. Ich weiss gar nicht, wo ich hinschauen soll, worauf meine Kamera richten. Und habe ich mich entschieden, den Kopf gedreht, den Sucher am Auge – ist das Objekt meiner Begierde schon wieder weg. Mehr als einmal ist auf meinen Fotos nur noch die Pflanze zu sehen, auf der sich mein «Hauptdarsteller» kurz niedergelassen hatte. Die Schmetterlinge lehren mich Geduld.
Warm ist es hier. Tropisch. Das passende Klima für «Sommervögel» eben. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit beschlägt die Spiegelreflexkamera. Sie braucht etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Viele Leute sind mit Kameras unterwegs, um Schmetterlinge zu fotografieren, für die wir sonst weit reisen müssten. Etwa für die Weisse Baumnymphe (Idea leuconoe) aus Südostasien, die mit einer einfachen, aber sehr hübschen Zeichnung in Schwarz und Weiss besticht. Oder Agraulis vanillae aus Südamerika und der Karibik, der als leuchtend orangefarbener Fleck durch die Pflanzenwelt schwebt.
Leguane und Vögel haben Vortritt
Die runde Halle des Papilioramas ist bis zu 14 Meter hoch und misst 40 Meter im Durchmesser. Hier fliegen über 60 Schmetterlingsarten aus den Tropengebieten der Welt. Die rund 1500 Falter aller Grössen, Farben und Formen bieten ein buntes und bezauberndes Ballett. Die Besucher können den kompletten Lebenszyklus des Schmetterlings vom Ei über die Raupe bis zur Puppe beobachten, denn über zehn Arten vermehren sich im Garten auf natürliche Weise. Eine Attraktion ist der Schlupfkasten, wo aus zahlreichen Puppen frische Schmetterlinge schlüpfen.
Doch die Anlage in Kerzers FR hat noch mehr zu bieten: «Leguane haben auf Treppen immer Vortritt! Merci» steht auf einem Schild in der Jungle-Trek-Halle. Einem Leguan begegne ich zwar nicht, dafür einigen ziemlich grossen Vögeln. Ein Rosalöffler stolziert vor mir den Weg hinauf und schlägt mit seinen imposanten Flügeln. In einer anderen Ecke der Halle führt der Weg in eine Art «Unterführung», wo mittel- und südamerikanische Säuger wie Halsbandpekaris und Tayras in Gehegen leben. In dieser düsteren Gasse versperrt mir plötzlich ein Tuberkelhokko den Weg. Dieser Hühnervogel ist knapp einen Meter hoch. Nicht nur, weil er von rechts kommt, lasse ich ihm den Vortritt.
Diese Halle ist eine exakte Kopie von Shipstern, dem Reservat, das die Stiftung Papiliorama im zentralamerikanischen Staat Belize gegründet hat. 1989 mass dieses Schutzgebiet 88 Quadratkilometer – gleich viel wie der Zürichsee. Heute sind es ingesamt drei Reservate und 235 Quadratkilometer, das entspricht eineinhalb Mal der Fläche unseres Nationalparks. In der Miniatur-Ausgabe dieses Gebiets in der Schweiz erlaubt eine sieben Meter hohe Panoramabrücke den Aufstieg in die Baumkronen. Hier ist man auf Augenhöhe mit den Vögeln, die sorglos umherfliegen. Dass diese Idylle in der Realität gefährdet ist, muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen. Dabei hilft der Zähler im Eingangsbereich der Anlage, der zeigt, wie viele Hektar Regenwald es noch gibt. Er läuft beängstigend schnell rückwärts.
Nachtspaziergang mitten am Tag
Mittags gönne ich mir eine Pause im kleinen Restaurant. Hier werden vor allem Bio-Produkte angeboten. Zum Essen setze ich mich an die Luft, bei meinem Besuch ist auch draussen noch Sommer. Mühsam sind nur die Wespen, die sich in dem naturnahen Umfeld wohlfühlen. Auf der Terrasse schreitet ein Pfau umher und erschreckt unfreiwillig Kinder, die ihn nicht haben kommen sehen.
Nach der Stärkung ist es Zeit, in eine andere Version der fremden und faszinierenden Tropenwelt einzutauchen. Das Nocturama ist eine weltweit einzigartige Ausstellung: Von 9.30 – 21.30 Uhr herrscht hier Nacht mit Simulation des Mondlichts. Von 21.30 – 09.30 Uhr wird das Nocturama von speziellen Leuchtstoffröhren erhellt. Durch den umgekehrten Tages- und Nachtrhythmus ist es möglich, mitten am Tag einen nächtlichen Spaziergang zu machen und die nachtaktiven Tiere der Tropenwälder zu beobachten. Nachtaffen, Greifstachler und Wickelbären beleben die Bäume. Pakas und Gürteltiere den Boden. Fledermäuse flattern umher.
Langsam bewege ich mich auf den hölzernen Wegen vor, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Meine Nase gewöhnt sich allerdings nicht an den strengen Geruch. Fotografieren ist hier nicht erlaubt, weil das Blitzlicht die Tiere erschrecken würde. Da, auf einmal nehme ich eine Bewegung über mir wahr: Ein Faultier hangelt sich seelenruhig an einem Ast entlang und dann den Baumstamm hinunter. Ich bräuchte nur die Hand auszustrecken, um es zu berühren – und es lässt sich kein bisschen aus der Ruhe bringen von mir. Eindrücklich!
Berühren sollte man übrigens keines der Tiere. Weder im Nocturama, noch im Papiliorama. Gerade für Kinder ist diese Regel manchmal schwer einzuhalten. Dafür gibt es den Streichelzoo, in dem unter anderem Zwergesel, Hängebauchschweine, Zwergziegen und Hühner leben. Hier gilt nur eine einzige Regel: Der Weg darf nicht verlassen werden. So entscheiden die Tiere selber, ob sie zu den Besuchern kommen und sich streicheln lassen möchten. Ausserdem gibt es auch einen Naturspielplatz, mit integriertem Affenparcours. In Kerzers ist für jeden etwas dabei. Vor allem lohnt sich ein Ausflug im Winter, denn dann wird es für ein paar Stunden wieder Sommer und Ferienstimmung kommt auf.
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