Ausstellung
Märchenhafte Pflanzen
Pflanzen spielen in der Kunst des Schweizer Malers Ernst Kreidolf eine zentrale Rolle. Oft haben sie einen surrealen und märchenhaften Anstrich. Einige Kostproben davon gibt es in der Ausstellung «Wachsen – Blühen – Welken» im Kunstmuseum Bern.
Wer den Raum zur Ernst-Kreidolf-Ausstellung im Kunstmuseum Bern betritt, ahnt noch nicht, was auf ihn zukommt. Dezentes Licht strahlt eine nüchterne Schlichtheit aus. Dazu gesellen sich zahlreiche Bilderrahmen, die akkurat angeordnet sind, und eine ruhige Lautsprecherstimme, die kindlich anmutende Blumenreime vorträgt. Betrachten Besucherinnen und Besucher aber die Werke des Künstlers, läuft ihnen ein Schauer über den Rücken. Zumindest beim Anblick bestimmter Bilder, wie dem «Traum von den Händen». Bleiche Hände scheinen aus einem Gemüseacker zu wachsen und einen jungen Bauern zu bedrohen. Oder rufen sie um Hilfe? So oder so könnte die Szene einem Gruselfilm entsprungen sein.
In eine ähnliche Richtung geht die Gouache «Wurzelspuk». Sie zeigt eine nächtliche Traumlandschaft, in der Wurzelstrünke abgestorbener Bäume an Knochen und urzeitliche Tiere erinnern. Der Tod ist in Kreidolfs Pflanzenkunst gegenwärtig. Schliesslich verwelken Blumen, nachdem sie geblüht haben. Auch Gärten und Friedhöfe stehen sich nahe.
Vielfältige Techniken und Themen
Eine bekannte Friedhofspflanze ist dabei das Stiefmütterchen. Kein Wunder also, dass es auch bei Ernst Kreidolf eine tragende Rolle spielt. Besonders bekannt ist das Werk «Lenzgesind: Bei den Stiefmütterchen». Dazu stellt der Künstler fest, dass es auch gute Stiefmütter gibt, unfähig ein Kind zu hassen. Wobei ein paar Stiefmütterchen auf dem Bild alles andere als freundlich aussehen.
Berühmte BilderbücherDer Berner Maler und Bilderbuchkünstler Ernst Kreidolf (1863 – 1956) versuchte bereits als Kind alles, was wächst und blüht, mit dem Zeichenstift festzuhalten. Diese Naturverbundenheit kommt in seinen berühmten Werken vor allem durch die Personifizierung von Pflanzen zum Ausdruck. Seine Bücher «Blumen-Märchen» (1898), «Die schlafenden Bäume» (1901) und «Gartentraum» (1911) setzten neue Massstäbe in der Bilderbuchgestaltung.
Dass der Maler auch andere Richtungen einschlagen kann, beweist er mit diversen naturgetreuen Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen von verschiedenen Blumen sowie Obst- und Gemüsesorten. Dominant bleiben aber die vermenschlichten Pflanzendarstellungen, wie in seinen berühmten Blumen-Märchen, in denen Sumpfblumen, Disteln, Alpenrosen und viele weitere botanische Vertreterinnen und Vertreter in unterschiedliche weibliche und männliche Rollen schlüpfen. Um diese Blumenwiesen spinnen sich oft kleine, zeitgenössische Erzählungen.
«Ernst Kreidolfs Pflanzendarstellungen berühren existenzielle Fragen», findet die Kuratorin der Ausstellung, Marianne Wackernagel. «Mich beeindruckt, wie ihm dies dank genauer Naturbeobachtungen mit scheinbar einfachen Mitteln gelingt.» Beeindruckend sind die Werke des Berner Künstlers tatsächlich. Sie bieten eine ungemeine Vielfalt an Mal- und Zeichentechniken sowie Themen und Motiven. Vor allem entführen sie aber in eine Welt der Märchen, Fantasie und Träume. Pflanzen drücken dieser Welt ihren Stempel auf und brennen sich unweigerlich ins Gedächtnis des Betrachters.
Die Ausstellung läuft bis zum 10. Januar 2021. Wegen Massnahmen gegen Corona ist sie jedoch bis zum 24. November geschlossen.
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